Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.02.2007Die Seele des Gesangs
Für fünf Ocars war "Tender Mercies" 1983 nominiert, einen bekam der Autor Horton Foote, den anderen gewann Robert Duvall, der immer wunderbar ist und hier ganz groß. Er spielt einen Country-Sänger und -Songwriter, der mit einem Riesenkater in einem Motel im texanischen Nirgendwo aufwacht und beschließt, seinem alten Leben den Rücken zu kehren. Der Australier Bruce Beresford hat ein gutes Gespür für die einsamen Weiten des Landes und all das, wovon Country-Songs erzählen. Es gibt eine tolle Szene, wenn eine junge Band vorbeikommt, um schüchtern dem alten Meister ihre Reverenz zu erweisen, und einen hübschen Auftritt der jungen Ellen Barkin als erwachsene Tochter, die den Vater zuletzt gesehen hat, als er
ihr ein Gute-Nacht-Lied vorgesungen hat. Der Kritikerin Pauline Kael war das damals alles zu sehr auf kunstvollen Ausdruck getrimmt, dabei sucht der Film nur die empfindsame Seele hinterm schroffen Äußeren. (Kinowelt. Englisch, Deutsch. Halbstündige Dokumenation.)
David Mamets Filme wirken oft wie Versuche, dem Kino zu beweisen, dass es vom Theater noch etwas lernen kann. Alles in ihnen lebt vom geschliffenen Dialog, dessen Künstlichkeit gar nie geleugnet werden soll. In "Spartan" (2004) geht es um einen Geheimdienstmann, der die entführte Präsidententochter zurückbringen soll und bald wie eine Marionette an den Fäden der Macht zappelt. Ein Thriller wie von Pakula, aber Mamet dekonstruiert das Genre, indem er es über weite Strecken als Kammerspiel betreibt. Das funktioniert deswegen so gut, weil man bei Mamet nie weiß, ob er es ernst meint oder man nur wieder einem seiner Taschenspielertricks aufsitzt. Hauptdarsteller Val Kilmer jedenfalls ist sich auch im Audiokommentar noch nicht ganz sicher, wie Mamet alles gemeint hat, und erzählt, dass er an den Dialogen einige Zeit zu kauen hatte. (Kinowelt. Englisch, Deutsch.)
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