
DVD
Sumo Bruno - Dein schwerster Gegner bist du selbst
Nicht lieferbar
Technische Angaben:
Bildformat: 1.78:1 (16:9 anamorph)
Sprachen (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Ländercode: 2
Extras: Biographien, Filmographien, Statements, Hinter den Kulissen, Produktionsnotizen, Kinotrailer, Wissenswertes über Sumo
Bildformat: 1.78:1 (16:9 anamorph)
Sprachen (Tonformat): Deutsch (Dolby Digital 5.1)
Ländercode: 2
Extras: Biographien, Filmographien, Statements, Hinter den Kulissen, Produktionsnotizen, Kinotrailer, Wissenswertes über Sumo
Produktdetails
- Hersteller: EuroVideo Medien
- Gesamtlaufzeit: 95 Min.
- Erscheinungstermin: 14. Februar 2002
-
FSK: ohne Alterseinschränkung gemäß §14 JuSchG - Sprachen: Deutsch
- Bildformat: PAL
- EAN: 4009750243787
- Artikelnr.: 20118944
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Der dicke Riese aus Riesa
Totes Ringen im Niemandsland: Lenard Fritz Krawinkels Kinodebüt "Sumo Bruno"
Hakan Orbeyi, der Hauptdarsteller von "Sumo Bruno", ist das, was man ein Trumm nennt. Wenn er seine knapp vier Zentner Körpergewicht die Stufen im Treppenhaus hinunterwuchtet, immer bemüht, nicht aus der Balance zu geraten, wirkt er wie ein melancholischer Besucher aus einer anderen, von der Schwerkraft weniger gegängelten Galaxie. Sein Leib setzt einen brüllenden Akkord, auf dem die Kugel seines Kopfes nur als ferner Oberton zu schwingen scheint. Das Gesicht mit der Stupsnase und dem dünnen Mund geht in den Fleischwülsten von Hals und Nacken verloren. Wäre Hakan Orbeyi ein Schauspieler, müßte er verzweifeln an
Totes Ringen im Niemandsland: Lenard Fritz Krawinkels Kinodebüt "Sumo Bruno"
Hakan Orbeyi, der Hauptdarsteller von "Sumo Bruno", ist das, was man ein Trumm nennt. Wenn er seine knapp vier Zentner Körpergewicht die Stufen im Treppenhaus hinunterwuchtet, immer bemüht, nicht aus der Balance zu geraten, wirkt er wie ein melancholischer Besucher aus einer anderen, von der Schwerkraft weniger gegängelten Galaxie. Sein Leib setzt einen brüllenden Akkord, auf dem die Kugel seines Kopfes nur als ferner Oberton zu schwingen scheint. Das Gesicht mit der Stupsnase und dem dünnen Mund geht in den Fleischwülsten von Hals und Nacken verloren. Wäre Hakan Orbeyi ein Schauspieler, müßte er verzweifeln an
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den Fettmassen, die seine Gesten und sein Mienenspiel unter sich begraben. Aber Lenard F. Krawinkel, der Regisseur von "Sumo Bruno", hat Orbeyi nicht als Schauspieler engagiert, sondern als Schaustück.
"Sumo Bruno" ist die Geschichte vom dicken Bruno aus der sächsischen Kleinstadt Riesa, der sich, zunächst von mattem Ehrgeiz, dann von feuriger Verliebtheit getrieben, aufmacht, die Weltmeisterschaft im Sumo-Ringen zu gewinnen, und schließlich auch in der Niederlage seinen Stolz behält. So jedenfalls behauptet es die Werbung zum Film, und so erzählt es auch Krawinkel, der Regisseur. Was man auf der Leinwand sieht, ist aber etwas ganz anderes. Zunächst bekommen wir, in idyllischen, wie aus einer Margarinewerbung abgezweigten Bildern, einen Mann vorgesetzt, der ohne erkennbare Herkunft, ohne Eltern und Geschwister von irgendwoher in ein gottverlassenes Backsteinhäuschen gefallen ist, wo ihm nun das Geld ausgeht. Dann sollen wir glauben, daß dieser Mann gerade jetzt, mit dreißig Jahren, entdeckt, daß er der dickste Brocken seiner Stadt ist. Kurz darauf verliebt sich Anna (Julia Richter), die tanzversessene großäugige Freundin des ortsüblichen Diskothekenhais, in den Dicken, und schließlich gelingt es einem Herrn Akashi (Martin Seifert), aus dem sanften Riesen Bruno einen Kämpfer zu machen, der, wie Herr Akashi es nennt, "sein Schwert zieht" - auch wenn er außer einem um die Lenden geschlungenen weißen Wickelband nichts auf dem Leib trägt.
Dies alles würde sogar glaubhaft wirken, wenn es tatsächlich wie ein Märchen inszeniert wäre; aber "Sumo Bruno" möchte unbedingt ein richtig toller Ringerfilm sein, einer wie John G. Avildsens "Rocky", auf den ein prominent aufgehängtes Fernsehwerbeplakat, an dem Krawinkels Held gleich zweimal vorbeilaufen muß, überdeutlich verweist. Nun kann man gegen "Rocky" und Sylvester Stallone einiges sagen, aber die Welt, die Avildsens Film zeigte, und die Figur, deren Geschichte er entwickelte, stimmten auf eine ganz simple und grundlegende Weise überein, während in "Sumo Bruno" von Anfang an gar nichts stimmt. Die Schauspieler sprechen nicht den Dialekt der Gegend, die Busse nach Berlin fahren nur nach Sonnenuntergang, und was man sonst von Riesa zu sehen bekommt, beschränkt sich auf ein Stück Flußufer, eine Kneipe, einen Tanzsaal und eine Go-Kart-Bahn, die so oder ähnlich auch in jeder anderen deutschen Stadt zu finden sind.
Immer dann, wenn er mit der Ringerei Ernst machen will, geht Krawinkel mit der Kamera aufs Feld oder in die Halle, als gäbe es für das, was er erzählt, keine Umgebungen und keine Welt. Dabei ist gerade Riesa in Sachsen oder Halle oder Berlin oder das Sauerland die Welt, die uns im deutschen Kino interessiert, aber die deutschen Filme zeigen sie nicht, sie spielen immer irgendwo und irgendwie, sie turnen ein bißchen herum, während die Wirklichkeit weiter ihren Gang geht. "Alaska.de" heißt ein todschicker, kameratechnisch aufgeplusterter Film von Esther Gronenborn, der nächste Woche anläuft, und genauso könnte auch Krawinkels Werk heißen, denn das Land, in dem er spielt, ist unserer Wahrnehmung so fern wie der Südpol oder die Wüste Gobi.
Deshalb hat Hakan Orbeyi ganz recht, wenn er durch die Ringergeschichte so gleichgültig und ungerührt geht wie durch die Luft eines fremden Planeten. Ein Sujet, das es mit diesem Vierzentnerleib aufnehmen könnte, ist noch nicht gefunden; "Sumo Bruno" kann es jedenfalls nicht. Bei den Vorgesprächen für seine Rolle, berichtet Krawinkel im Presseheft, sei Orbeyi immer eingeschlafen; daraufhin habe er ihn in einen Actionfilm mitgenommen, wo der Koloß ebenfalls bald in tiefen Schlummer gesunken sei. "Ich dachte, wenn er bei Spielberg schnarcht, kann er das bei mir auch." Nun darf ihm dabei zuschauen, wer will.
ANDREAS KILB
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
"Sumo Bruno" ist die Geschichte vom dicken Bruno aus der sächsischen Kleinstadt Riesa, der sich, zunächst von mattem Ehrgeiz, dann von feuriger Verliebtheit getrieben, aufmacht, die Weltmeisterschaft im Sumo-Ringen zu gewinnen, und schließlich auch in der Niederlage seinen Stolz behält. So jedenfalls behauptet es die Werbung zum Film, und so erzählt es auch Krawinkel, der Regisseur. Was man auf der Leinwand sieht, ist aber etwas ganz anderes. Zunächst bekommen wir, in idyllischen, wie aus einer Margarinewerbung abgezweigten Bildern, einen Mann vorgesetzt, der ohne erkennbare Herkunft, ohne Eltern und Geschwister von irgendwoher in ein gottverlassenes Backsteinhäuschen gefallen ist, wo ihm nun das Geld ausgeht. Dann sollen wir glauben, daß dieser Mann gerade jetzt, mit dreißig Jahren, entdeckt, daß er der dickste Brocken seiner Stadt ist. Kurz darauf verliebt sich Anna (Julia Richter), die tanzversessene großäugige Freundin des ortsüblichen Diskothekenhais, in den Dicken, und schließlich gelingt es einem Herrn Akashi (Martin Seifert), aus dem sanften Riesen Bruno einen Kämpfer zu machen, der, wie Herr Akashi es nennt, "sein Schwert zieht" - auch wenn er außer einem um die Lenden geschlungenen weißen Wickelband nichts auf dem Leib trägt.
Dies alles würde sogar glaubhaft wirken, wenn es tatsächlich wie ein Märchen inszeniert wäre; aber "Sumo Bruno" möchte unbedingt ein richtig toller Ringerfilm sein, einer wie John G. Avildsens "Rocky", auf den ein prominent aufgehängtes Fernsehwerbeplakat, an dem Krawinkels Held gleich zweimal vorbeilaufen muß, überdeutlich verweist. Nun kann man gegen "Rocky" und Sylvester Stallone einiges sagen, aber die Welt, die Avildsens Film zeigte, und die Figur, deren Geschichte er entwickelte, stimmten auf eine ganz simple und grundlegende Weise überein, während in "Sumo Bruno" von Anfang an gar nichts stimmt. Die Schauspieler sprechen nicht den Dialekt der Gegend, die Busse nach Berlin fahren nur nach Sonnenuntergang, und was man sonst von Riesa zu sehen bekommt, beschränkt sich auf ein Stück Flußufer, eine Kneipe, einen Tanzsaal und eine Go-Kart-Bahn, die so oder ähnlich auch in jeder anderen deutschen Stadt zu finden sind.
Immer dann, wenn er mit der Ringerei Ernst machen will, geht Krawinkel mit der Kamera aufs Feld oder in die Halle, als gäbe es für das, was er erzählt, keine Umgebungen und keine Welt. Dabei ist gerade Riesa in Sachsen oder Halle oder Berlin oder das Sauerland die Welt, die uns im deutschen Kino interessiert, aber die deutschen Filme zeigen sie nicht, sie spielen immer irgendwo und irgendwie, sie turnen ein bißchen herum, während die Wirklichkeit weiter ihren Gang geht. "Alaska.de" heißt ein todschicker, kameratechnisch aufgeplusterter Film von Esther Gronenborn, der nächste Woche anläuft, und genauso könnte auch Krawinkels Werk heißen, denn das Land, in dem er spielt, ist unserer Wahrnehmung so fern wie der Südpol oder die Wüste Gobi.
Deshalb hat Hakan Orbeyi ganz recht, wenn er durch die Ringergeschichte so gleichgültig und ungerührt geht wie durch die Luft eines fremden Planeten. Ein Sujet, das es mit diesem Vierzentnerleib aufnehmen könnte, ist noch nicht gefunden; "Sumo Bruno" kann es jedenfalls nicht. Bei den Vorgesprächen für seine Rolle, berichtet Krawinkel im Presseheft, sei Orbeyi immer eingeschlafen; daraufhin habe er ihn in einen Actionfilm mitgenommen, wo der Koloß ebenfalls bald in tiefen Schlummer gesunken sei. "Ich dachte, wenn er bei Spielberg schnarcht, kann er das bei mir auch." Nun darf ihm dabei zuschauen, wer will.
ANDREAS KILB
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