Zeitreise-Komödie "Ritter Jamal" ("Black Knight") von Gil Junger ist nicht so sehr Hollywoods Antwort auf "Die Ritter der Kokosnuß" denn eine auf den ersten Blick einigermaßen heitere filmische Variation des Prinzips der Themenparks. Es geht aber tatsächlich um historischen Fortschritt. Jamal (Martin Lawrence) verdient sein Geld als Ritterdarsteller in einem heruntergewirtschafteten Vergnügungspark namens Castle World. Das Unternehmen ist gegen kapitalkräftige Konkurrenz nicht gewappnet, bietet aber seit vielen Jahren "decent jobs" für die Mitglieder der schwarzen Community. Dieses Moment der Solidarität weiß Jamal nicht zu würdigen, weil er ganz in seiner kleinen Welt aufgeht.
In der höfischen Gesellschaft, in die er auf wundersame Weise gerät, als er in das trübe Wasser des Burggrabens von Castle World plumpst, gilt Jamal noch als "Mohr". Der Ausdruck ist politisch sowenig korrekt, wie die Gesellschaftsordnung modern ist: die Macht geht nicht vom Volke aus, sie ist usurpiert worden, und erst der verheißene schwarze Ritter wird der rechtmäßigen Königin den Thron zurückgewinnen. Daß sich diese Weissagung im Sinn der "affirmative action" für einen amerikanischen Proletarier des Jahres 2002 erfüllt und der Minnesang durch Soul und Funk abgelöst wird, ist der ganze Witz des Films.
Unter den schwarzen Komikern, die gegenwärtig in Hollywood erfolgreich sind, ist Martin Lawrence der Jedermann. Er ist nicht so hip wie Will Smith, nicht so obszön wie Eddie Murphy (der in "Shrek" nicht von ungefähr den Esel sprach) und nicht so energetisch wie Chris Rock. An der Seite von Tim Robbins in der unterschätzten Buddy-Komödie "Nothing to Lose" hat Lawrence zwar gezeigt, daß er über alle diese Register verfügt. "Ritter Jamal" ist aber insgesamt zu harmlos und eindimensional, um ihn als echtes "role model" gegen die Buddy-Kombination eines weißen mit einem schwarzen Star zu etablieren. Gil Jungers Film zielt selbst auf das Publikum der Themenparks, in denen die Hofnarren zu Marktschreiern werden. Der Ritter Jamal begreift dieses Dilemma und zieht die richtige Konsequenz: Er reißt in Castle World die Initiative an sich. Das ist die amerikanische Version von "Power to the People". Ein Ende dieser Epoche ist noch nicht abzusehen.
BERT REBHANDL
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