"Rififi"-Thriller von Auguste le Breton bei ihm landete, in dem ihn genau ein Kapitel interessierte, und das war ein Einbruch. Auf der deutschen DVD ist von Dassins Geschichte und von der Entstehung dieses ja über Jahrzehnte und bis heute stilbildenden Film Noir (unübersehbar in "The Usual Suspects" oder der "Ocean's"-Trilogie), den Truffaut für den besten hielt, den er je gesehen hat, leider nichts zu hören (in der amerikanischen Criterion-Edition wohl), denn es gibt überhaupt kein Bonus-Material. Aber das ist auch das Einzige, was sich an dieser Ausgabe aussetzen lässt.
Die halbstündige Einbruchsszene, die so oft und hinunter bis zu "Mission Impossible" imitiert wurde, haut einen immer noch um - und jedes Mal fährt einem beim Ton der Klaviertaste, die einer der Einbrecher (Dassin selbst spielt ihn) aus Versehen anschlägt, wieder der Schreck in die Glieder. Wie es Dassin gelingt, uns von Anfang an auf die Seite der Verbrecher zu ziehen, weil sonst sowieso kaum jemand vorkommt, und wir einzig zwischen guten und bösen Schwerkriminellen unterscheiden, das ist schon perfide und gekonnt und absolut überzeugend. Und dann Paris: Verregnet, manchmal sehr eng unter langen Schatten, dann wieder weit wie die Wüste - so hatte das damals, Mitte der fünfziger Jahre, noch niemand gefilmt.
Der Film Noir lebt ja von melancholischen Männerfiguren, aber melancholischer als Jean Servais in "Du Rififi chez les hommes" ist kaum einer. Am Anfang sieht man nur seine Hände auf dem Spieltisch, daneben einen überquellenden Aschenbecher, und bevor wir ihm ins Gesicht schauen, hören wir, wie er hustet. Ein Sterbenskranker, gerade aus dem Gefängnis entlassen, tough und cool und verbittert und vollkommen loyal und zärtlich gegenüber den paar Menschen, die ihn nicht verlassen, nicht verraten, nicht vergessen haben. Das sind genau drei, sein Freund Jo, gespielt von Carl Mohner, dessen Frau und kleiner Sohn - und Dassin, selbst ein Verratener, bringt es mühelos fertig, dass uns das die Tränen in die Augen treibt.
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