wie sie alle hießen. Nur im entscheidenden Wettkampf kam ihm jemand in die Quere. Eddie Plant, Kleinwüchsiger mit großem Ego, schlug Sam im Finale, als Donkey Kong gespielt werden musste. Fortan lief im Leben des Verlierers einiges schief.
Schnitt, drei Jahrzehnte mehr auf dem Buckel. Sam verdient seine Brötchen mit der Installation von Heimvideoanlagen, während sein früher schon übergewichtiger Freund Will ein noch übergewichtigerer und vor allem unpopulärer Präsident der Vereinigten Staaten geworden ist. Eddie sitzt im Knast, und ein weiterer alter Arcade-Bekannter aus Kinderzeiten, Ludlow Lamonsoff, begeistert sich für Verschwörungstheorien, die selbst Zwölfjährigen peinlich sein sollten ("Kennedy hat in Dallas zuerst geschossen"). Diesem Quartett ist es aufgegeben, die Welt zu retten.
Denn leider hatte irgendwer damals die Idee, einer amerikanischen Raumsonde, die in unendliche Weiten aufbrach, eine Auswahl aktueller Videospiele mitzugeben. Dass damit die Intelligenz von Außerirdischen beleidigt werden könnte, fiel keinem ein, aber es kam noch viel schlimmer: Die unglücklichen Finder der Sonde nahmen die Sache tierisch ernst und betrachteten die Spiele als kriegerische Herausforderung. Immerhin gilt offenbar in der ganzen Galaxis das Fairnessgebot, also begeben sich die Angreifer aus der Tiefe des Weltalls auf das niedrige Niveau ihrer Gegner und übertragen deren Videospielfiguren in die Realität. So dass nun Pac-Man, Donkey Kong, Centipede und Co. als dreidimensionaler Horror über die Erde herfallen. Da die Jugend längst an Wii gewöhnt ist, kommt nur wer für die Abwehrschlacht in Frage? Unser Midlifecrisis-Quartett.
Das ist die Geschichte von "Pixels", einem Hollywood-Komödienvehikel, das auf die Nostalgie des Publikums schielt und leicht von allen (meist japanischen) Rechteinhabern die Freigabe für deren Figuren bekam, denn da könnte ja nach dreißig Jahren noch mal Ertrag für das verschnarchte Zeug abfallen. Chris Columbus, als Regisseur der ersten beiden "Harry Potter"-Filme geübt im Geldscheffeln, aber auch schon vorher eine sichere Bank für effekthascherischen Mainstream (Drehbücher für "Gremlins" und "The Goonies", Regie bei "Kevin - Allein zu Haus" und "Mrs. Doubtfire"), übernahm "Pixels", nachdem man Idee und Ästhetik bei einem gleichnamigen Kurzfilm des Franzosen Patrick Jean geborgt hatte.
Um aber aus zweieinhalb rund hundert Minuten zu machen, braucht es Stars. Hier reicht neben all den animierten ein echter: Adam Sandler, der seit "Punch Drunk Love" keine gute Rolle mehr gespielt hat, aber unzählige erfolgreiche. Die als Sam Brenner wird sich nahtlos in diese Folge einreihen, und alle anderen realen Akteure - Kevin James als Präsident Cooper, Josh Gad als Ludlow und der wie gewohnt selbst im Chargieren gigantisch gute Peter Dinklage als Eddie - sind nur Zubehör, das so wichtig fürs Ganze ist wie die rollenden Tonnen in Donkey Kong oder die Pilze in Galaga. Sehr wichtig also, aber eben nur Staffage (zumal die rollenden Tonnen und die Pilze natürlich auch in "Pixels" auftreten).
Nur Michelle Monaghan als beruflich beinharte, aber privat butterweiche Angehörige des militärischen Beraterstabs im Weißen Haus kann sich neben Sandler profilieren: als seine Traumfrau und mit ständig neu arrangierten Frisuren, die vermuten lassen, dass es mit dem Ernst der interstellaren Bedrohung wohl doch nicht so weit her ist. Das ist die einzige haarige Angelegenheit, die in diesem Film das Ansehen lohnt. Der Rest ist Ballern. All das ist in keinem Bereich des Kinos von Bedeutung. Aber auch das ist natürlich gelogen, dass sich die Balken biegen: Die Kasse zählt.
ANDREAS PLATTHAUS
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