ebenfalls auf Chinesisch antwortet. Und dann kommt eine Übersetzung, die stark an "Lost in Translation" erinnert: "It's only entertainment."
Die schlechte Nachricht ist allerdings, dass es mit der Unterhaltung in "Ocean's 13" nicht weit her ist. Der Erfolg der beiden tatsächlich sehr smarten ersten Teile hat das All-Star-Team um George Clooney offenbar darin bestärkt, dass es sich nahezu alles erlauben kann, weil man einfach gerne bei dem zusieht, was man bei uns Frotzeln nennen würde. Und so wird jeder Gag so lange breitgetreten und jedem Dialogwitz so lange nachgeschmeckt, bis diese Art des Zeitlupenhumors, der im Slapstick nicht ohne Grund slowburn heißt, sich in Form von schlichter Langeweile gegen den Film verkehrt. It's halt only entertainment.
Aber wenn's mit den amerikanischen Filmen nichts mehr wird, dann müssen die Amerikaner eben europäische Filme machen. So wie der Maler Julian Schnabel, der nach "Basquiat" und "Before Night Falls" seinen dritten Film in Frankreich gedreht hat: "Le scaphandre et le papillon", auf Deutsch "Die Taucherglocke und der Schmetterling". Eine wahre Geschichte über einen Fall von sogenanntem Locked-in-Syndrom, bei dem man bei klarem Verstand ist, aber vollständig gelähmt und nur noch ein Augenlid bewegen kann. Der reinste klaustrophobische Horror, auch fürs Kino - und ein Wunder von einem Film.
Wenn die Leinwand langsam zum Leben erwacht, dann reduziert Schnabel die Perspektive tatsächlich auf den starren Blick in ein Krankenzimmer, auf Doktoren und Schwestern, die auftauchen und wieder verschwinden, die verständnisvoll auf die Kamera einreden, während die Stimme des Patienten gefangen ist im Off und erst langsam realisiert, dass sie nicht gehört wird. Irgendwann kommt die Sprachtherapeutin und erklärt, wie man fortan kommunizieren werde: Sie liest das Alphabet vor - der Einfachheit halber in der Reihenfolge der Häufigkeit des Auftretens -, und wenn der richtige Buchstabe erreicht sei, solle der Patient einmal zwinkern. Und so geht es immer wieder: E - S - A - R - I - N - ... Und die Leinwand wird entsprechend eben immer wieder für einen Moment dunkel - ein genialer Trick.
Was sich vielleicht wie ein lähmendes Konzept fürs filmische Erzählen liest, wird im Kino zu einer Erfahrung von so bezwingender Schönheit und Poesie, dass man schon über einzelne Worte in Tränen ausbrechen könnte. Tatsächlich geht das Verfahren schneller, als man denkt, weil sich viele Worte schon nach den ersten Buchstaben erschließen, und tatsächlich hat Jean-Dominique Bauby auf diese Weise ein ganzes Buch diktiert. Irgendwann greift Schnabel natürlich auch zu Rückblenden und wechselt auf die Außenperspektive, aber das beschädigt sein Konzept nicht, sondern beflügelt es eher. Da sehen wir den Mann (Mathieu Amalric) in seinem Rollstuhl und das weit aufgerissene Auge, die reinste Schreckensvision - und doch das Ergreifendste, was seit langem zu sehen war.
MICHAEL ALTHEN
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