hoffnungsvoller aufblitzende Dialogwitz verhinderte, daß aus dem Film das wurde, was sein Titel verspricht: ein Musikstück mit stark improvisatorischem Charakter. "Miami Rhapsody" ist die wenig eigenständige Hommage seines Regisseurs, Autors und Produzenten Frankel an das große und, wie sich bald zeigt, unerreichbare Vorbild Woody Allen.
Die Handlung folgt ohne Umschweife dem Bauplan von Filmen wie "Hannah and her Sisters" und "Husbands and Wives". Auch "Miami Rhapsody" ist im Milieu eines vorwiegend jüdischen Großbürgertums angesiedelt. Familien- und Freundesbande führen und halten die Personnage zusammen; oft enger, als diese es wünscht. Gwen, die nicht recht weiß, ob sie einen Heiratsantrag ihres Freundes annehmen oder ablehnen soll, erkennt mit plötzlich geschärftem Blick den profanen Ehealltag der Paare um sie herum. Ihre Mutter (Mia Farrow, die als leibhaftige Reminiszenz durch den Film schwebt) betrügt den Vater (Paul Mazursky) mit einer Selbstverständlichkeit, die Gwen entsetzt.
Auch die Ehen des älteren Bruders und der jüngeren Schwester geben Anlaß zu mehr oder weniger geistreichen Sentenzen über das Wesen fester Bindungen ("Eine Ehe besteht aus Kompromissen. Irgendwann gewöhnst du dich daran." "Es gibt Scheißtage und es gibt tolle Tage. So ist das eben"). Letztlich bewahrheitet sich im Falle Gwens eine Weisheit aus der Populärpsychologie: "Ich bin das mittlere von drei Kindern, deshalb glaube ich immer, daß ich für alles Schöne zu alt oder zu jung bin." Ihr ewig hingehaltener Liebhaber flüchtet schließlich vor soviel Unentschlossenheit. Ein kurzer Flirt mit dem Liebhaber der Mutter endet, ehe es ernst wird.
David Frankel, der zuvor Fernseh-Sitcoms schrieb, hat mit großzügiger Hand Identifikationsangebote über "Miami Rhapsody" verstreut. Auch bietet er eine weithin absehbare Handlung erstaunlich kurzweilig dar. Verglichen mit seinen Vorbildern, bleibt der Film jedoch flach und geheimnislos. "Miami Rhapsody" ist in der synthetischen Welt der Malls und Boutiquen Miamis angesiedelt. Lokalkolorit bietet allenfalls das Wedeln von Palmenzweigen vor luxuriös ausgestatteten Apartments. Ebenso verhält es sich mit den Figuren: Nicht die New Yorker Bagage der Künstler und Intellektuellen figuriert hier selbstverliebt und selbstzerfressen, sondern die Zahnärzte, Juristen, Werbetexter und Serienschreiber Floridas. Vermutlich hat Gwen doch recht: Diese Leute sind schwach, langweilig und egoistisch. sj
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