elektrischen Stuhl.
So haben es Kastle und Ripstein erzählt, und sie haben auch das Übergewicht Martha Becks nicht unterschlagen, die so dick war, dass das Hinrichtungsgerät für sie eigens verbreitert werden musste. Aber Todd Robinson, der sich als Dritter an der Story versuchte, wollte einen Hochglanzfilm mit allem Drum und Dran drehen, und deshalb besetzte er die Rolle der Martha mit der üppig-schlanken Salma Hayek und die des Raymond mit dem hübschen, sanften Jared Leto, dessen aufgeklebte Glatze noch künstlicher wirkt als der Schnurrbart von Groucho Marx.
Dennoch hätten Robinsons "Lonely Hearts" nicht ganz aus dem Gleis springen müssen - hätte der Regisseur nicht die närrische Idee gehabt, den Fall, der uns ohnehin durch die zeitliche Distanz entrückt ist (der Film spielt in den vierziger Jahren), auch noch aus der Perspektive des leitenden Ermittlers, eines detective Elmer Robinson (kräfteschonend verkörpert von John Travolta), zu schildern. Dass der Polizist nebenbei auch ein paar emotionale Probleme hat, die durch den beherzten Einsatz einer Kollegin (Laura Dern) behoben werden, macht die Erzählung zusätzlich unscharf und überkompliziert, vor allem, weil sich Polizisten- und Gangsterliebesgeschichte nie wirklich berühren. So stimmt in diesem auf altmodisch getrimmten Bilderbogen fast nichts außer der unnötigen Akribie, mit der die Exekution des Verbrecherpaares geschildert wird.
Todd Robinson hatte übrigens einen persönlichen Grund für seinen Perspektivwechsel auf die Geschichte: Der Polizist, der Beck und Martinez dingfest machte, war sein Großvater. Ein guter Grund, den Film zu sehen, ist das leider nicht.
kil
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