Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.09.2013MustermannVerheiratet, ein Sohn, wohnt zur Miete, dreitausend Euro brutto. Und nein, seine Frau betrügt er nicht - Thomas Müller, der Durchschnittsdeutsche. So durchschnittlich, dass eine Beraterfirma ihn zum Stichwortgeber für politische Kampagnen macht. Allerdings ohne sein Wissen. Am Ende wird der Mann sogar entführt und in eine Musterwohnung eingesperrt, als Versuchskaninchen zur Konsensermittlung. Was Müller mag, mögen alle, so das Kalkül. Wer Müllers Präferenzen im Parteiprogramm verankert, gewinnt. David Dietls Film "König von Deutschland" ist dramaturgisch unsinnig: Die Überwachung der Mehrheit gibt es längst. Wir, die Bürger, besorgen sie qua Selbstauskunft im Internet, bei Amazon, Facebook, Google. Und die Durchschnittsmeinung prädestiniert niemanden zur Unterstützung einer bestimmten Partei. Wer heute für Ökologie und eine starke Wirtschaft ist, kann die Grünen wählen, die CDU oder sogar die Piraten. Und Olli Dittrich, der Hauptdarsteller? Erste Wahl. Das ändert aber nichts an dieser unglücklichen Koalition aus Regieehrgeiz und Verkennung der Lage.
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