entstandenen Film begleitete. Allerdings enthalten diese sieben Minuten ein Bild, das selbst den tableau- und lichtsüchtigen Greenaway, der seinen Film als Hommage an Vermeer verstanden sehen will, neidisch machen müßte: Drei Flamingos stehen stoisch im gelben Gegenlicht zweier Scheinwerfer für eine Nachtszene.
Man darf ihnen nur wünschen, daß sie nicht auch eine Rolle in den "Aufnahmen von Verwesung" erhalten haben, denn dort kann man allerlei Fauna beim Verfall zusehen. Es begint allerdings mit zwei Äpfeln der Sorte Granny Smith, und man darf feststellen, daß die Verwesung von Obst selbst im Zeitraffer zu langweilen vermag: Nach jeweils anderthalb Minuten sind die Äpfel geplatzt und verfault. Noch öder stellt sich der Zerfallsprozeß von Crevetten dar, für die Greenaway erfreulicherweise nur vierzig Sekunden übrig hatte. Fortschritte der Verwesung sind gar nicht erst zu erkennen, Schalentiere scheinen dem harten Naturgesetz zu trotzen. Plötzlich verschwindet ein Exemplar in den Zeitrafferaufnahmen, aber hier darf wohl eher menschliche Verfehlung als tierischer Verfall vermutet werden. Fische, Schwäne und Zebras haben da schon mehr zu bieten. Da krabbeln Maden in atemraubendem Tempo, und das Zebra bietet auch reichlich flüssige Verwesungsprodukte, während ein totes Krokodil sehr enttäuscht. Insgesamt summieren sich die mehr oder minder zu Staub werdenden Viecher auf siebeneinhalb Minuten.
Diese Aufnahmen wurden teilweise in den Film integriert, allerdings hatte Greenaway 1985 noch nicht die Möglichkeiten digitaler Montage, die heute seine Filme zu Schichtgebilden macht, gegen die ein Baumkuchen läppisch wirkt. Andererseits hat die Notwendigkeit handwerklicher Arbeit den alten Filmen eher genutzt, und im Audiokommentar, bei dem Greenaway natürlich niemanden neben sich duldet, kokettiert der Regisseur denn auch heftig mit den Produktionsbedingungen seines Zweitlings. Immerhin fällt ein sehr schöner Satz dabei ab: "Es ist viel schwieriger, ein guter Kinozuschauer zu sein, als ein guter Kinoregisseur."
apl
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