"Die abhandene Welt". Ein Titel zum Stolpern, und zwar mitten hinein in eine Geschichte, in der Katja Riemann sehr sympathisch fast ununterbrochen strahlt, während Barbara Sukowa ihre härteren Mienen zur Schau trägt. Beide singen. Sie sind Schwestern, die sich erst finden müssen, und zwar angetrieben vom Vater der einen, die Jazzsängerin ist (Riemann), der die andere (Sukowa) als Opernsängerin bewundert und eine verblüffende Ähnlichkeit mit seiner verstorbenen Frau feststellt, die einmal ein Verhältnis mit seinem Bruder hatte. Der Vater schickt seine Tochter los, um herauszufinden, wer diese Operndiva ist, die aussieht wie die Tote. In einer solchen Konstruktion, die neben den beiden Schwesterndarstellerinnen von alten Recken wie Matthias Habich und Gunnar Möller getragen wird und in der an einem losen Ende noch Karin Dor, an einem anderen Rüdiger Vogler baumeln, in solch einer ausgedachten Story müssten die Gefühle doch hochkochen, die Bilder explodieren, Gewalt und Verzweiflung und Wut einander abwechseln, damit wir auch nur ein Wort glauben. Aber was wir sehen, sind gepflegte Innenräume, zu jeder Abendunterhaltung Rotweingläser, einen Traummann für Riemann (Robert Seeliger), der ihr in New York einen Auftritt verschafft, und Gefühle, falls wir überhaupt welche sehen, von unendlich fader Aufschiebbarkeit.
Und kein einziges Bild, das in Erinnerung bliebe, obwohl Margarethe von Trotta all die Orte abgefilmt hat, die ihr etwas bedeuten, darunter die Landschaft bei Düsseldorf und New York. Was ist das? Ein Drama? Eine Schmonzette? Eine Katastrophe? Von allem etwas. Ein deutscher Film. (lue.)
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