mit einer Frau namens Zoe, die eine Bombe durch Paris trägt. Niemand soll sterben, es geht nur um Sachschaden - und um Aufsehen. Doch dann tauchen an der fraglichen Stelle einige Reinigungskräfte auf. Zoe bekommt Skrupel, sie nimmt die Bombe wieder mit, ein Dieb entwendet ihr die Tasche, wenig später kommt es auf offener Straße zu einer Explosion. Nun hat Paris einen Terroranschlag, einen Verdächtigen (auf Überwachungsbildern), und dazu noch ein perfektes Krisenszenario: Tags darauf ist Nationalfeiertag, das bedeutet Menschenaufläufe, nicht auszudenken, wenn das nur ein Prolog war.
Es war ja auch tatsächlich ein Prolog, allerdings zu einem Thriller, in dem in schön altmodischer Manier noch einmal so richtig die Fäden in der richtigen Welt gezogen werden. In "Bastille Day" von James Watkins wird alles zusammengeführt, was in der Grande Nation momentan so auf dem Spiel steht. Ein renitenter öffentlicher Dienst, auf der anderen Seite erregbare Massen, die aber nicht so recht wissen, wohin mit ihrem Aufbegehren; außerdem unruhige Vorstädte und dann noch der Umstand, dass ganz Paris zum Bastille Day eine republikanische Fanzone sein soll. Das alles bildet den Vordergrund zu einer großangelegten Verschwörung, die letztlich nur mit internationaler Hilfe entschärft werden kann.
Der aus der Fernsehserie "The Wire" bekannte Idris Elba spielt den CIA-Agenten Sean Briar, einen Mann, der wegen seiner ungehobelten Methoden eigentlich schon als Sicherheitsrisiko für die eigenen Belange eingeschätzt wird. Er erledigt Angelegenheiten am liebsten im Handumdrehen, prozedurale Umwege liegen ihm nicht, wenn es darauf ankommt, bricht er den Kontakt zur Zentrale einfach ab. Briar ist ein Mann der Straße, für Fluchtfahrten und Verfolgungsjagden beschlagnahmt er Autos, wie es ihm passt. Ein goldener Mercedes passt ihm besonders augenfällig, das trifft sich gut, denn seine Gegner fahren nicht minder zeichenhafte schwarze Lieferwagen.
Briar begreift schnell, dass der Verdächtige Michael Mason, ein genialer Dieb, mit der Sache, die eigentlich vor sich geht, nichts zu tun hat. Er manövriert ihn also geschickt durch eine für einen Unerfahrenen unauffällige Tür, weil sie zu einer heimlichen Folterkammer führt. Dann geht es über die Dächer von Paris, durch enge Treppenhäuser, und schließlich durch die Sicherungssysteme der französischen Zentralbank. Zu diesem Zeitpunkt hat "Bastille Day" schon alle unsere einschlägigen Codes für den "kommenden Aufstand" und seine islamistischen wie neofaschistischen Varianten aufgerufen und ordentlich durch den Genremixer gejagt: Wer hier wen steuert und welches infame Spiel treibt, das tut im Grunde fast schon nichts mehr zur Sache.
Denn würde man das im Detail ernst nehmen, dann müsste man "Bastille Day" als eine kruden Thriller betrachten, der eilenden Schritts den sorgfältigen Spannungsaufbau großer Vorbilder von Hitchcock bis Frankenheimer überspringt. Als spekulative Skizze allerdings, die alles das gleichsam internalisiert, was in der aufgeregten politischen Situation an Feindbildern zu herumschwirrt, ist "Bastille Day" fast schon wieder auf eine altmodische Weise klug in seiner Gewichtung der Gefahrenherde - nur die De-facto-Propaganda für die amerikanische Geheimdienstarbeit als letzte vernünftige Instanz ist dann doch ein wenig übertrieben.
BERT REBHANDL
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