Wolfgang Thierse

Broschiertes Buch

Zehn Jahre Deutsche Einheit

Eine Bilanz

Mitwirkender: Thierse, Wolfgang; Kuppe, Johannes L.; Spittmann-Rühle, Ilse

Beschreibung

Zehn Jahre Deutsche Einheit

Produktdetails

• Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
• Seitenzahl: 318
• Abmessung: 210mm
• Gewicht: 460g
• ISBN-13: 9783810029249
• ISBN-10: 3810029246
• Artikelnr.: 08931661

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.04.2001

Gegen Vereinnahmung

DEUTSCHE EINHEIT. Zehn Jahre danach ziehen 27 Wissenschaftler und Publizisten - zumeist langjährige Autoren der Zeitschrift "Deutschland Archiv" - eine systematische Bilanz auf dem Weg vom Ende der staatlichen Teilung zur Einheit. Dazu gesellen sich Erich Loest ("Die langen Beine der Lüge") und Rainer Eppelmann ("Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur"). In den Einzelbeiträgen werden die Veränderungen in den Bereichen Außenpolitik, wirtschaftliche und soziale Entwicklung, Parteiensystem, Wissenschaft und Forschung, Bildung, Jugend, Presse und elektronische Medien, Sport, Kirchen sowie Kultur, Kunst und Literatur dargestellt. Untersucht wird die strafrechtliche Beschäftigung mit der DDR-Vergangenheit

ebenso wie die Rolle des Ministeriums für Staatssicherheit in der DDR. Ehrhart Neubert geht der Frage nach: "Was ist aus den Bürgerrechtlern geworden?" Peter Jochen Winters fragt: "Ist die PDS am Ende?" Möglichkeiten und Grenzen zeitgeschichtlicher Aktenauswertung am Beispiel der deutsch-deutschen Beziehungen zeigen Detlef Nakath und Gerd-Rüdiger Stephan auf. Sie kritisieren die Asymmetrie des Aktenzugangs: Während die DDR-Archive für die Forschung geöffnet wurden, gelten die Sperrfristen für die Westakten weiter. Das habe zu einer "Unterbelichtung" der Geschichte der alten Bundesrepublik geführt. "Ein geeintes Deutschland erfordert die Möglichkeit eines adäquaten Zugangs zu den Quellen in Ost wie West; sonst entsteht ein einseitiges Geschichtsbild, das die Verbreitung historischer Legenden begünstigt." Der Erforschung der DDR-Geschichte in Vergangenheit und Gegenwart gehen Hermann Weber und Ulrich Mählert nach. Sie kommen zu dem Ergebnis, daß die Erforschung der DDR-Geschichte in den letzten zehn Jahren ebenso wie die Neuformierung der DDR-Forschung gut vorangekommen ist. "Es gab eine solide und produktive Entwicklung der DDR-Forschung, die sich durch Pluralismus, eine Vielfalt von Methoden und Bewertungen auszeichnet." Dennoch sei die historische Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur auch nach 1990 von der Tagespolitik beeinflußt geblieben. Die eindringliche Mahnung der Autoren: "Die Wissenschaft muß sich vor der Vereinnahmung durch die Politik ebenso hüten wie vor dem jeweiligen Zeitgeist, kann und darf allerdings nicht auf klare Grundsatzwertungen verzichten." (Wolfgang Thierse/Ilse Spittmann-Rühle/Johannes L. Kuppe : Zehn Jahre Deutsche Einheit. Verlag Leske + Budrich, Opladen 2000. 318 Seiten, 36,- Mark.)

F.A.Z.

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