der Traum, einmal die Sahara von oben zu fotografieren. Am Ende ging es darum, sämtliche Wüsten der Erde in ihrer extremen Unterschiedlichkeit und Vielfalt aufzunehmen: die gigantischen Dünen der Badain-Jaran-Wüste, die Schwefelquellen im Afar-Dreieck, das Bizarre der antarktischen Einöden. Das großformatige Buch präsentiert nun Bilder von selten zu sehender Schönheit, Eigenart und Attraktion. Aus der Draufsicht wirkt alles monumental - und seltsam künstlich. Die atemberaubenden Farben und Formen nähern sich abstrakten Strukturen. Natur scheint sich in zeitlose Anmut zu verwandeln. Die Erde wird zu einem Kunstwerk. Pflanzen und Tiere, etwa die Kamelkarawanen, die sich zu perlenden Linien formieren, unterstützen diesen Zauber. Da landet man schnell bei Vokabeln der Ästhetik und Kunstgeschichte: Harmonie, Symmetrie, ungegenständliche Malerei. Auf das Tückische einer sich selbst genügenden und dadurch auch rasch erschöpfenden Schönheit, deren Wirkung Kant als Überdruss bezeichnete, antwortete die ästhetische Theorie mit dem Wechsel zur Leitkategorie des Interessanten. Steinmetz begegnet dieser Gefahr durch seine Bildunterschriften, die dem Leser knapp geologische, historische, wirtschafts- und sozialpolitische Informationen liefern. Das Grandiose seiner Bilder macht er durch diesen Perspektivenwechsel zum Katalysator für weitergehendes Interesse. Jede einzelne Wahrnehmung eröffnet den Spielraum für eine Nachdenklichkeit über den hier gar nicht so blauen Planeten.
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"Wüsten von oben" von George Steinmetz, mit einem Vorwort von Uwe George. Frederking & Thaler, München 2012. 352 Seiten, etwa 30 Farbfotografien. Gebunden, 59 Euro.
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