Untere Odertal hat es nach langem Zweifeln zum Nationalparkstatus gebracht. Die Schorfheide ist immerhin Biosphärenreservat. Aber egal, das Wilde in dem Buch kommt ohnehin aus dem Blick der Fotografen. Einige Aufnahmen haben sicher etwas Spektakuläres. Auf einer der ersten Seiten etwa spiegeln sich die Wolken in einer großen Wasserfläche, aus der Baumkronen hervorlugen. Aber das ist ein altes Foto. Es entstand beim Oderhochwasser, angeblich 2007, wahrscheinlich aber doch wohl 1997. Je länger man blättert in diesem Band, der immerhin das Siegel der National Geographic Gesellschaft trägt, desto enttäuschter wird man. Das Buch steckt voller Klischees. Bis dahin, dass Fontanes "Wanderungen durch die Mark Bandenburg", die natürlich nicht fehlen dürfen, wörtlich genommen werden: "Er muss gut zu Fuß gewesen sein." Dabei erzählt der Meister selbst in den "Wanderungen" oft genug von Kutschfahrten. Der Klischeeverdacht wird noch erhärtet, weil es in derselben Aufmachung "Wildes Bayern" und "Wildes Niedersachsen" gibt. Das Gesetz der Serie heißt hier wohl: Deutschland ist eine Wildnis, damit es solche Bücher geben kann. Und überhaupt: Ob alles stimmt, was in dem Buch steht? Ist das wirklich eine Gierschblüte, was auf Seite 150 zu sehen ist?
F.P.
"Wildes Brandenburg. Große Flüsse, stille Seen", veröffentlicht von National Geographic Deutschland. Peter Delius Verlag, Hamburg 2014. 160 Seiten, zahlreiche Fotos. Gebunden, 24,99 Euro.
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