Politischen Wissenschaft soll es "helfen, gelegentlich daran zu denken, daß die Welt nicht an den Grenzen der Bundesrepublik Deutschland aufhört". Muß man sie dazu überhaupt noch ermahnen? Wahrscheinlich sind sowohl die Studenten als auch die Lehrer des Schulfachs, das in Berlin Sozialkunde heißt und an die Ansprengers Lektionen sich in erster Linie richten, viel weiter, als er denkt. Wer von ihnen wüßte nicht, daß in der Einen Welt von heute die Regierungen der Staaten "längst nicht mehr souverän sind", wie Ansprenger schreibt? Sein Urteil, mit dem er sich kurz darauf in diesem Punkt selbst widerspricht, daß sich nämlich leider bislang "der Staat als Hauptakteur der internationalen Politik" behauptet habe, könnte mithin auf Widerspruch stoßen. Widerspruch mag es beim Leserpublikum auch an manch anderer Stelle des Buches geben, "die ihren Ursprung in Vorlesungen nicht verleugnen", wie Ansprenger freimütig zugibt, weil es sich hier um eine Darstellung handelt, die der Verlag zutreffend als "unkonventionelle Annäherung" an das Thema charakterisiert hat. (Franz Ansprenger: Wie unsere Zukunft entstand. Von der Erfindung des Staates zur internationalen Politik - ein kritischer Leitfaden. Wochenschauverlag, Schwalbach 2000. 319 Seiten. 39,80 Mark.)
Nt.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.11.2000
