Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.06.2018Alles bestens
Natürlich stellt sich immer wieder die Frage, warum gerade dieses und nicht ein anderes bedeutungsvolles Kulturgut zur Unesco-Welterbestätte erklärt worden ist. Der Streit, mit viel lokalpatriotischem Eifer ausgefochten, wird auch nicht abreißen, aber wenn man in diesem mächtigen Buch blättert, kann man zumindest sagen, dass die zweiundvierzig Kultur- und Naturdenkmäler, die seit 1978 - beginnend mit dem Dom zu Aachen - in die Liste der besonders schützenswerten Schätze in Deutschland aufgenommen wurden, gut ausgesucht sind, und mit Genugtuung mag man registrieren, dass Deutschland reich gesegnet ist. Nebenbei sollte aber auch, wenn man diese Schönheiten der Natur und aus Menschenhand sieht, das Bewusstsein
dafür wachsen, wie bedeutungsvoll es ist, mit dem Ererbten sorgsam umzugehen. Darauf weisen auch die Autoren ausdrücklich hin, denn nur zu oft werden durch Krieg und Extremismus große Zeugnisse sinnlos vernichtet, oder es werden - wie in Deutschland mit dem Dresdner Elbtal geschehen - einzigartige Ansichten dem wirtschaftlichen Fortschritt geopfert. In diesem Band sind die Unesco-Welterbestätten sinnvoll von einer geheimnisvollen Vergangenheit mit der Fossilien-Grube Messel bis zur Gegenwart mit den Schöpfungen des Bauhauses zu einem spannenden Bilderbuch zusammengestellt und mit Texten versehen, die ohne große sprachliche Ausschweifungen kenntnisreich über Historie, aktuellen Zustand und die Bedeutung jeder Welterbestätte informieren: lehrreich und ein optisches Vergnügen.
tg
"Welterbe - Deutschlands lebendige Vergangenheit" von Günther Bayerl und Florian Heine. Frederking & Thaler Verlag, München 2018. 319 Seiten, zahlreiche Farbfotos. Gebunden, 98 Euro.
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