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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Auch oder vielleicht gerade in Deutschland kursierten seit einigen Jahren antisemitische Klischees mit einer neuen Unbekümmertheit, meint Rezensent Christoph Jahr. Deshalb findet er dieses Buch begrüßenswert, das der Frage nachgeht, was Antisemitismus eigentlich ist. Der Autor Wolfgang Benz, Direktor des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung, unterscheide vier Formen der Judenfeindschaft: christlichen Antijudaismus, anthropologisch-biologistischen Rassenantisemitismus, "sekundären" Antisemitismus und einen linken, Israel-kritischen Antizionismus, wobei diese sich oft mischenden Formen latent, manifest oder gewalttätig auftreten können. Benz' Darlegung der Funktionsweise antisemitischer Argumentation lobt Jahr als "engagiert und anschaulich". Der Autor analysiert Briefe an den Zentralrat der Juden in Deutschland sowie Reden von Politikern, Künstlern und Intellektuellen, um die zugrundeliegenden antisemitischen Muster und Stereotypien aufzudecken. "Angenehm" findet Jahr, dass Benz dabei auf "professorale Belehrungsversuche" verzichtet. Eine gewisse Ratlosigkeit bleibt beim Rezensenten allerdings zurück, hätte er doch gern erfahren, welche praktischen Konsequenzen aus den gewonnenen Einsichten zu ziehen wären.