David Szalay
Gebundenes Buch
Was ein Mann ist
Roman. Ausgezeichnet mit dem Plimpton Prize for Fiction 2016
Übersetzung: Ahrens, Henning
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"Ich bin nicht mehr jung - aber wann ist das passiert?", stellt James nach einem missglückten Flirt fest. Ob es der Teenager auf einer Interrail-Reise ist oder der in den Süden ausgewanderte Rentner: James und acht weitere Männer im Alter von siebzehn bis siebzig, unterwegs irgendwo in Europa, müssen sich beweisen, mit Frauen oder woran sie sich sonst klammern. Sie würden gerne stark sein. Meist aber sind sie feige, unbeholfen, eitel, wenn nicht gar widerwärtig. Und doch auch bemitleidenswert und zerbrechlich in ihrer verspäteten Reumütigkeit. Mit einzigartiger Raffinesse und Ironie dr...
"Ich bin nicht mehr jung - aber wann ist das passiert?", stellt James nach einem missglückten Flirt fest. Ob es der Teenager auf einer Interrail-Reise ist oder der in den Süden ausgewanderte Rentner: James und acht weitere Männer im Alter von siebzehn bis siebzig, unterwegs irgendwo in Europa, müssen sich beweisen, mit Frauen oder woran sie sich sonst klammern. Sie würden gerne stark sein. Meist aber sind sie feige, unbeholfen, eitel, wenn nicht gar widerwärtig. Und doch auch bemitleidenswert und zerbrechlich in ihrer verspäteten Reumütigkeit. Mit einzigartiger Raffinesse und Ironie dringt Szalay, der neue Star der britischen Literatur, mit seinem Roman in die wenig erkundete Psyche des modernen Mannes.
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David Szalay, 1974 in Montreal, Kanada, geboren, wuchs in London auf. Er studierte an der Universität Oxford. Mit Was ein Mann ist, seinem vierten Roman, der 2018 bei Hanser erschienen ist, kam er 2016 auf die Shortlist des Man-Booker-Preises. 2020 erschien bei Hanser sein neuer Roman Turbulenzen.
Produktdetails
- Verlag: Hanser
- Artikelnr. des Verlages: 505/25824
- 2. Aufl.
- Seitenzahl: 510
- Erscheinungstermin: 13. Februar 2018
- Deutsch
- Abmessung: 207mm x 139mm x 32mm
- Gewicht: 601g
- ISBN-13: 9783446258242
- ISBN-10: 3446258248
- Artikelnr.: 49466341
Herstellerkennzeichnung
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Männer ohne Eigenschaften
Maskuliner Reigen: David Szalay will in seinem Roman verraten, "Was ein Mann ist". Daran aber sind schon ganz andere gescheitert.
Okay - das ist die Antwort: Emma gibt sie Balázs, als sich die beiden kurz vor der Badezimmertür dieser Londoner Wohnung treffen und er ihr sagt, dass es ihm leidtut, am Tag nach der Nacht, in der er es verbockt hat. Bernard gibt sie Charmian, als sie ihn in seinem muffigen Hotelzimmer auf Zypern fragt, ob er ihre Brüste sehen wolle. James gibt sie seiner Frau am Ende eines kurzen Telefonats von unterwegs, auf Geschäftsreise in den französischen Alpen, vor einem "Gute Nacht". Was Miranda gesagt hat, erfährt der Leser nicht. Denken kann er sich etwas wie "Ich
Maskuliner Reigen: David Szalay will in seinem Roman verraten, "Was ein Mann ist". Daran aber sind schon ganz andere gescheitert.
Okay - das ist die Antwort: Emma gibt sie Balázs, als sich die beiden kurz vor der Badezimmertür dieser Londoner Wohnung treffen und er ihr sagt, dass es ihm leidtut, am Tag nach der Nacht, in der er es verbockt hat. Bernard gibt sie Charmian, als sie ihn in seinem muffigen Hotelzimmer auf Zypern fragt, ob er ihre Brüste sehen wolle. James gibt sie seiner Frau am Ende eines kurzen Telefonats von unterwegs, auf Geschäftsreise in den französischen Alpen, vor einem "Gute Nacht". Was Miranda gesagt hat, erfährt der Leser nicht. Denken kann er sich etwas wie "Ich
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liebe dich". Okay.
Neun Männern widmet sich David Szalay in seinem vierten Roman "Was ein Mann ist", einem Buch, das den Gattungsbegriff wohl der Hoffnung auf bessere Verkäuflichkeit und einem vagen Zusammenhang verdankt, den der britische Schriftsteller zwischen den neun Kapiteln herstellt, in denen er seine zweifelhaften Helden vorführt, die kaum etwas miteinander zu tun haben, so viel sie auch miteinander verbindet: Die voneinander unabhängigen Geschichten gelten nicht nur je einer anderen Hauptfigur, sie sind auch in monatlicher Abfolge gehalten, von April bis November. Und jeder der neun Männer ist fünf bis zehn Jahre älter als der aus dem vorangegangenen Kapitel, der erste gerade einmal siebzehn Jahre alte, der letzte dreiundsiebzig. Was der 1974 geborene Autor nicht nur dem Buchtitel nach als Galerie des Mannseins in den unterschiedlichen Lebensaltern angelegt hat, entpuppt sich als Porträtfolge des Opportunismus und des Hochmuts, der Verachtung, der Feigheit und Falschheit.
Bernard ist der Zweitjüngste. Vom eigenen Onkel gefeuert, vom besten Freund mit der bereits bezahlten Urlaubswoche alleingelassen, in einem deprimierenden Hotel gestrandet, fern von allen Vergnügungen, wird der Franzose in der Tristesse des Hinterland-Hotels Poseidon von einer schwergewichtigen Engländerin mit deren noch schwergewichtigeren Tochter verkuppelt. Schließlich will auch die Mutter ausprobieren, wie es ist, mit einem Franzosen zu schlafen. James soll in einem touristisch noch wenig erschlossenen Alpenörtchen Apartments verkaufen, "Standardarchitektur mit oberflächlicher ,Chalet'-Anmutung, während eines kurzen Sommers hektisch aus dem Boden gestampft". Den kalkuliert gewinnenden Umgang mit seinen potentiellen Kunden wie mit dem Eigentümer nennt James "sein Ding durchziehen". Und hinter seinen Phantasien, mit der jungen Assistentin des Bauherrn ins Bett zu gehen oder seine Firma zu verlassen, um mit diesem Bauherrn allein das große Geld zu machen, wartet die trübe Erkenntnis auf ihn, das Leben, sein Leben zu verpassen.
Der Oligarch vor dem finanziellen Ruin, der sich von seiner Yacht ins Meer stürzen will; der Vorruheständler, der in Kroatien auch an seinem Geltungsdrang und seiner Selbstüberschätzung scheitert; der Sprachwissenschaftler, der auf die Nachricht seiner Freundin, sie sei schwanger, "so eine Scheiße" zur Antwort gibt und im folgenden Streit auf den Einwand, ein Kind könne ein ganzes Leben zerstören, zur Antwort bekommt, das seiner Freundin habe er doch schon zerstört: quer durch die Berufe, die Schichten, die Lebensphasen, die Länder Europas dekliniert sich David Szalay, und doch bleibt seine Porträtabfolge seltsam abwechslungsarm. Eintönig muss man sie nennen, denn der Ton, mit dem er Strophe um Strophe von Selbstsucht und Selbstzweifel spricht, vom Prüfen der eigenen Optionen und dem Abgleich mit dem, was die Freunde und Rivalen erreicht haben, ändert sich kaum. Es sind graue Gestalten, in grauer Sprache beschrieben. Was das Buch an Couleur zu bieten hat, holt sich der Autor aus den Landschaftsschilderungen. Sie wirken wie bei Google Street View geborgt.
In seinem Blick auf die Figuren vermisst der Leser die Bosheit eines Jonathan Franzen, die Ausdeutungskraft eines Milan Kundera, die Schmerzlichkeit eines Bodo Kirchhoff. Anstatt wie beabsichtigt facettenreich zu wirken, erscheinen die neun Hauptfiguren so, wie Szalay sie zeichnet, oberflächlich.
Balázs ist noch einer der sympathischeren unter ihnen. In einem Budapester Fitnessstudio von Emmas Freund Gábor für einen Job in London angeworben, soll er da sein, falls es Probleme gibt in Zimmer 333 des Nobelhotels, in dem sich das Mädchen Nacht für Nacht prostituieren soll. Als sie wirklich einmal um Hilfe ruft und der Freier sagt, er sei noch nicht fertig mit der "beschissenen Schlampe", schlägt Balázs zu. Hier liebt einer, aussichtslos, heimlich, hilflos den eigenen Gefühlen wie dem Grund der Reise gegenüber, von dem er erst am Flughafen erfuhr.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
David Szalay: "Was ein Mann ist". Roman.
Aus dem Englischen von Henning Ahrens. Hanser Verlag, München 2018; 512 S., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Neun Männern widmet sich David Szalay in seinem vierten Roman "Was ein Mann ist", einem Buch, das den Gattungsbegriff wohl der Hoffnung auf bessere Verkäuflichkeit und einem vagen Zusammenhang verdankt, den der britische Schriftsteller zwischen den neun Kapiteln herstellt, in denen er seine zweifelhaften Helden vorführt, die kaum etwas miteinander zu tun haben, so viel sie auch miteinander verbindet: Die voneinander unabhängigen Geschichten gelten nicht nur je einer anderen Hauptfigur, sie sind auch in monatlicher Abfolge gehalten, von April bis November. Und jeder der neun Männer ist fünf bis zehn Jahre älter als der aus dem vorangegangenen Kapitel, der erste gerade einmal siebzehn Jahre alte, der letzte dreiundsiebzig. Was der 1974 geborene Autor nicht nur dem Buchtitel nach als Galerie des Mannseins in den unterschiedlichen Lebensaltern angelegt hat, entpuppt sich als Porträtfolge des Opportunismus und des Hochmuts, der Verachtung, der Feigheit und Falschheit.
Bernard ist der Zweitjüngste. Vom eigenen Onkel gefeuert, vom besten Freund mit der bereits bezahlten Urlaubswoche alleingelassen, in einem deprimierenden Hotel gestrandet, fern von allen Vergnügungen, wird der Franzose in der Tristesse des Hinterland-Hotels Poseidon von einer schwergewichtigen Engländerin mit deren noch schwergewichtigeren Tochter verkuppelt. Schließlich will auch die Mutter ausprobieren, wie es ist, mit einem Franzosen zu schlafen. James soll in einem touristisch noch wenig erschlossenen Alpenörtchen Apartments verkaufen, "Standardarchitektur mit oberflächlicher ,Chalet'-Anmutung, während eines kurzen Sommers hektisch aus dem Boden gestampft". Den kalkuliert gewinnenden Umgang mit seinen potentiellen Kunden wie mit dem Eigentümer nennt James "sein Ding durchziehen". Und hinter seinen Phantasien, mit der jungen Assistentin des Bauherrn ins Bett zu gehen oder seine Firma zu verlassen, um mit diesem Bauherrn allein das große Geld zu machen, wartet die trübe Erkenntnis auf ihn, das Leben, sein Leben zu verpassen.
Der Oligarch vor dem finanziellen Ruin, der sich von seiner Yacht ins Meer stürzen will; der Vorruheständler, der in Kroatien auch an seinem Geltungsdrang und seiner Selbstüberschätzung scheitert; der Sprachwissenschaftler, der auf die Nachricht seiner Freundin, sie sei schwanger, "so eine Scheiße" zur Antwort gibt und im folgenden Streit auf den Einwand, ein Kind könne ein ganzes Leben zerstören, zur Antwort bekommt, das seiner Freundin habe er doch schon zerstört: quer durch die Berufe, die Schichten, die Lebensphasen, die Länder Europas dekliniert sich David Szalay, und doch bleibt seine Porträtabfolge seltsam abwechslungsarm. Eintönig muss man sie nennen, denn der Ton, mit dem er Strophe um Strophe von Selbstsucht und Selbstzweifel spricht, vom Prüfen der eigenen Optionen und dem Abgleich mit dem, was die Freunde und Rivalen erreicht haben, ändert sich kaum. Es sind graue Gestalten, in grauer Sprache beschrieben. Was das Buch an Couleur zu bieten hat, holt sich der Autor aus den Landschaftsschilderungen. Sie wirken wie bei Google Street View geborgt.
In seinem Blick auf die Figuren vermisst der Leser die Bosheit eines Jonathan Franzen, die Ausdeutungskraft eines Milan Kundera, die Schmerzlichkeit eines Bodo Kirchhoff. Anstatt wie beabsichtigt facettenreich zu wirken, erscheinen die neun Hauptfiguren so, wie Szalay sie zeichnet, oberflächlich.
Balázs ist noch einer der sympathischeren unter ihnen. In einem Budapester Fitnessstudio von Emmas Freund Gábor für einen Job in London angeworben, soll er da sein, falls es Probleme gibt in Zimmer 333 des Nobelhotels, in dem sich das Mädchen Nacht für Nacht prostituieren soll. Als sie wirklich einmal um Hilfe ruft und der Freier sagt, er sei noch nicht fertig mit der "beschissenen Schlampe", schlägt Balázs zu. Hier liebt einer, aussichtslos, heimlich, hilflos den eigenen Gefühlen wie dem Grund der Reise gegenüber, von dem er erst am Flughafen erfuhr.
FRIDTJOF KÜCHEMANN
David Szalay: "Was ein Mann ist". Roman.
Aus dem Englischen von Henning Ahrens. Hanser Verlag, München 2018; 512 S., 24,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein brillantes Porträt unserer Zeit ... Ein Buch, das man wirklich jedem schenken möchte, den man kennt, Männern wie Frauen. Und alle werden es lieben." Brigitte 05/2018 "Szalay ist ein souveräner, sogar ein im wörtlichen Sinn blendender Autor, ein beeindruckender literarischer Hütchenspieler." Andreas Schäfer, Die Zeit, 05.04.2018 "Selten hat ein Buch so tiefen Einblick in die heutigen Ängste und Sehnsüchte der Männer gegeben wie der phänomenale neue Roman des britischen Autors David Szalay." Brigitte woman, 05/2018 "David Szalay versetzt sich couragiert in die Männer hinein und entfaltet so ein buntes Spektrum von Nationalitäten und Milieus ... Während manche Figuren sich nahe der mutmaßlichen Erfahrungswelt des Autors befinden, staunt
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man über die Virtuosität, mit der er ganz andere Männertypen aufrollt." Kristina Maidt-Zinke, Süddeutsche Zeitung, 13.03.18 "Hinreißend ... 'Was ein Mann ist' erzählt unsentimental und behutsam von Augenblicken der Einsicht, von einem stillen Prozess ohne Ende." 3sat Kulturzeit, 09.03.18 "David Szalay schreibt feinfühlig und mit leisem Humor ... Ein faszinierendes Gesamtbild des heutigen Mannes. Erst sucht er schüchtern seinen Platz im Leben. Und dann hadert er damit, dass er ihn gefunden hat und sich beengt fühlt. ... Das ist durchaus Stoff zum Schmunzeln." Stefan Keim, WDR 4, 27.02.18 "Szalay ist ein im besten Sinn routinierter Erzähler, der Innenwelten und Außenwelten seiner Männerfiguren in Balance zu halten, Pointen unaufdringlich einzusetzen und Ironie in bekömmlicher Dosis einzusetzen versteht. Und er ist, ganz in der Tradition angloamerikanischer Literatur ein genauer Kenner und Rechercheur der Welten, in denen er seine Protagonisten straucheln lässt." Ursula März, Deutschlandfunk, 16.02.18 "Ein sehr berührendes Buch." Frank Junghänel, Frankfurter Rundschau, 17.02.18 "Zärtliche Porträts einsamer Helden, die mit der Liebe ringen, von Eitelkeit verführt werden und mit der Vergänglichkeit hardern. Geschichten, die sich anfühlen wie eine rasante Psychoanalyse des modernen Mannes, in denen Männer sich wiedererkennen und Frauen Männer kennenlernen können." Janis Voss, emotion 3/2018
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Ich bin ein Mann. Zumindest ziemlich sicher. Finde ich mich im Buch von David Szalay, dem aufsteigenden Stern am Literaturhimmel, wieder? Ein klares Jein.
Vieles von dem, was der britische Autor mit internationalen Wurzeln über den Teil der Menschheit mit den zwei X-Chromosomen schreibt, ist …
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Ich bin ein Mann. Zumindest ziemlich sicher. Finde ich mich im Buch von David Szalay, dem aufsteigenden Stern am Literaturhimmel, wieder? Ein klares Jein.
Vieles von dem, was der britische Autor mit internationalen Wurzeln über den Teil der Menschheit mit den zwei X-Chromosomen schreibt, ist feinsinnig beobachtet und trifft ohne Zweifel zu. Aber wäre ich ein Mann nach szalayschem Zuschnitt, würde ich diese Zeilen wohl eher nicht schreiben. Doch der Reihe nach.
Im Werk „Was ein Mann ist“, mit dem es der Autor immerhin auf die Shortlist des Man-Booker-Preises geschafft hat, ist das maskuline Geschlecht in unterschiedlichsten Lebensphasen repräsentiert. Chronologisch lässt uns Szalay an einem Männerleben teilhaben, allerdings nicht am Leben eines einzelnen Mannes, sondern in neun getrennten Abschnitten des Buches am Leben von neun unterschiedlichen Protagonisten. Zwischen den Episoden und deren Handlung gibt es allenfalls marginale Überlappungen. Die Titel der einzelnen Roman-Abschnitte sind einzig und allein Monatsnamen, angefangen vom Monat April bis hin zum Monat Dezember. Diese Analogie zum Lebensalter ist kreativ, aber nicht ganz neu, schon Caspar David Friedrich spielte in seinen Landschaftsgemälden, die vordergründig Tages- und Jahreszeiten darstellten, auf den menschlichen Lebenszyklus an.
Die Neugeborenen- und Kleinkindphase des Mannes überspringt Szalay geflissentlich und steigt im Monat April zur Zeit der Adoleszenz ein. Fließend und mit viel literarischem Geschick webt der Autor die pubertäre Unsicherheit und die Selbstwert-Volatilität dieses Alters in eine kurzweilige Geschichte ein. Identisch prägnant und dennoch unterhaltsam geht es in den folgenden Monaten, sprich Lebensphasen weiter. Während anfangs der sexuelle Trieb dominiert, nehmen später Macht- und Karrierestreben immer größeren Raum ein. Oder – falls „Mann“ versagt – ein Leben in trostlosem Umfeld im kroatischen Hinterland. Man/Mann/Frau ahnt es schon: Im Dezember schlägt sich der Protagonist mit dem physischen und psychischen Verfall und dem nahenden Tod herum. Und hadert mit dem Gefühl, dass er trotz – nach den üblichen Kriterien – vermeintlichem Karriereerfolg an seinem eigentlichen Ich vorbei und mit einer Selbstverleugnung gelebt hat.
Alle von Szalay unterhaltsam und spannend geschilderten „Mannsbilder“ sind irgendwo zutreffend, aber leider so zutreffend, dass sie schon wieder allzu stereotyp sind. So sehr, dass es fast schon weh tut. Da ist nur Simon im April, der etwas mehr Feinfühligkeit zu haben scheint. Die anderen Männer entspringen einem altersspezifischen Schubladendenken. Szalay malt maskuline Schablonen aus. Oder beschreibt er wirklich das, was der Männermarkt in all diesen Altersstufen hergibt? Emotionale Intelligenz? Fehlanzeige. Reflektiertes Metaebenen-Denken? Offensichtlich ein Paradoxon. Lebensbejahende Initiative bis ins hohe Alter? Kein Raum bei so viel depressiver Dystopie.
Was lernen Frauen in „Was ein Mann ist“ über Männer? Nichts. Sie bekommen nur bestätigt, was sie immer schon gewusst und befürchtet haben, haben sich aber im Buch zumindest gut unterhalten.
Was lernen Männer? Auch nichts. Zumindest nicht der Männertyp, den Szalay beschreibt, da dieser das Buch schließt und denkt: „So isses!“
Oder besteht irgendwo dort draußen am Ende vielleicht doch noch Hoffnung…?
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