Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 16.12.1995MARCEL REICH-RANICKI hat, nach Bänden über Heinrich Böll, Max Frisch, Günter Grass, Thomas Bernhard und Martin Walser, nun auch seine Arbeiten zu Vladimir Nabokov versammelt: der erste fremdsprachige Schriftsteller mithin in der Kollektion der Kritiken. Nabokov hat den Kritiker in der zwischen 1960 und 1995 entstandenen Aufsätzen und Rezensionen ein ums andere Mal zur Variation der Schreibweise verführt: Kommt Reich-Ranicki sonst meist sofort auf den eigentlichen Gegenstand eines Artikels zu sprechen, liefern ihm die Bücher des russischen Angelsachsen zunächst oft Anlaß zu allgemeinen Betrachtungen. Über die Liebe also schreibt er, bevor er, 1976, über den Roman "Maschenka" urteilt. Über die Literatur und die Moderne, bevor er, 1987, die Erzählung "Der Zauberer" vorstellt. Über die Deutschen und den Humor, bevor er, in diesem Jahr, den Roman "Pnin" rühmt. Er ist nicht zuletzt auch eine Hommage an Dieter E. Zimmer, den kongenialen Übersetzer und deutschen Herausgeber von Nabokovs gesammeltem Werk. (Marcel Reich-Ranicki: "Vladimir Nabokov". Ammann Verlag, Zürich 1995. 143 S., br., 28,- DM.) F.A.Z.
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