blitzen die Zähne selbst der ältesten Bewohner fotogen in einem blendenden Weiß, wie man es sonst nur aus der Werbung kennt. Daß das Vorwort sowie die sehr knapp gehaltenen einführenden Texte zu den insgesamt zwölf Volksstämmen dann und wann auf soziale Probleme, politische Ungerechtigkeiten oder den unumkehrbaren Ausverkauf der Kultur an den Tourismus verweisen, trübt die Erleichterung des Betrachters angesichts so viel Lebensspaßes nicht für einen Moment; im Gegenteil. Die Bilder strafen vielmehr derlei kritische Aspekte Lügen. Die Erkenntnis, daß es sich nackt besonders gut leben läßt, ist den Lesern des Magazins der "National Geographic Society" nicht neu und kann deshalb in einem Buch aus dem Haus "National Geographic" niemanden überraschen. Von wenig Sensibilität zeugt indes mancher Bildtext - etwa neben des nicht ganz und gar unerotischen Rückenbilds einer spärlich bekleideten "Himba-Schönheit" genannten jungen Frau. Die Himba, so heißt es dort, empfänden den Körper ebensowenig als nackt wie das Gesicht. Und weiter: "Diese Einstellung läßt auf ein Lebens- und Menschenbild schließen, bei dem der Körper eins ist mit der ihm umgebenden Landschaft und den Tieren." Weniger Zivilisation war nie.
F.L.
"Urvölker - Vom Überleben einzigartiger Kulturen" von Colin Prior, mit einer Einführung von Carolyn Fry. National Geographic Deutschland, Hamburg 2003. 192 Seiten, zahlreiche Abbildungen, eine Karte. Gebunden, 39 Euro. ISBN 3-936559-17-1.
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