Begehrlichkeiten aufgeführt und der nächste brennende Wunsch eingeleitet mit "und dann will ich noch . . .". Der aufopferungsvolle Vogel-Adoptivvater schafft herbei, werkelt und brutzelt, bis ihm der Schweiß von der Stirn tropft. Die französische Illustratorin Caroline Grégoire zeichnet mit einfachem, cartoonistischen Strich, gefüllt mit kräftigen, kontrastierenden Farben; die Kreiden lassen die Flächen dabei abwechslungsreich changieren. Das kleine Vögelchen kleidet sie in ein süßliches Kindchenschema; doch um so mehr staunt man über seine grenzenlose libidinöse Energie: Der kleine Spatz ist eine regelrechte Wunschmaschine, und so wird der Vogelkäfig nach und nach zum Kinderzimmer-Luxusappartement. Am Ende thront der Spatzenbetteljunge mit silberner Prinzenkrone auf einer roten Couch.
Man kann sich gut einen Therapeuten vorstellen, der das Bilderbuch als Fallstudie vorführt: Grenzen setzen, liebe Eltern! Wie soll der Kleine denn wissen, wann genug ist? Zum Beziehungsdrama gehören immer zwei. Caroline Grégoire beherzigt das und wählt für ihr Finale eine Variante, mit der anderswo Geschichten anzufangen pflegen. Wer weiß - vielleicht begann auch diese so, wie wir sie enden sehen: Raus aus dem Fenster mit dem ewig fordernden Biest! Wer will, kann nun wieder mit der ersten Seite anfangen.
CAROLINE ROEDER
Caroline Grégoire: "Und dann will ich noch . . .". Aus dem Französischen übersetzt von Jean Gutzweiler. Sauerländer Verlag, Frankfurt am Main 2001. 32 S., geb., 24,95 DM, ab 4 J.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main