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Über Habermas. Gespräche mit Zeitgenossen
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Über Habermas. Gespräche mit Zeitgenossen
Produktdetails
- Verlag: Primus, Darmstadt 2008
- ISBN-13: 9783896786456
- ISBN-10: 3896786458
- Artikelnr.: 23848907
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Michael Funken fragt nach Jürgen Habermas: Antworten von Bolz bis Schäuble
Gerade erschienen ist eine Art Festschrift im Vorgriff auf den 80. Geburtstag von Jürgen Habermas im kommenden Jahr. Der Journalist Michael Funken hat über Habermas "Gespräche mit Zeitgenossen" geführt. In der Vielfalt, ja Zufälligkeit seiner Beiträge - von Wolfgang Schäuble über Lord Dahrendorf, Wolfgang Thierse und Norbert Bolz bis hin zu Alexander Kluge - zeigt dieser Band auf exzellente Weise, wie Jürgen Habermas in die Befindlichkeit unserer Gesellschaft eingegangen ist. Denn auch das gehört ja zum internationalen Rezeptionsphänomen in Sachen Habermas: Jedermann meint, zu diesem Namen etwas sagen zu können, ja zu
Michael Funken fragt nach Jürgen Habermas: Antworten von Bolz bis Schäuble
Gerade erschienen ist eine Art Festschrift im Vorgriff auf den 80. Geburtstag von Jürgen Habermas im kommenden Jahr. Der Journalist Michael Funken hat über Habermas "Gespräche mit Zeitgenossen" geführt. In der Vielfalt, ja Zufälligkeit seiner Beiträge - von Wolfgang Schäuble über Lord Dahrendorf, Wolfgang Thierse und Norbert Bolz bis hin zu Alexander Kluge - zeigt dieser Band auf exzellente Weise, wie Jürgen Habermas in die Befindlichkeit unserer Gesellschaft eingegangen ist. Denn auch das gehört ja zum internationalen Rezeptionsphänomen in Sachen Habermas: Jedermann meint, zu diesem Namen etwas sagen zu können, ja zu
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müssen, selbst wenn er seine Nase noch nie in eine Schrift des Philosophen gesteckt haben sollte. So dokumentieren diese Gespräche - wie Funken im Vorwort des Bandes schreibt - "in ihrem Wechselspiel zwischen intimer Kenntnis und möglichem Missverständnis ein Stück zeitgenössischer Rezeptionsgeschichte. Eine weite Spannbreite, die widerspiegelt, wie sehr Habermas auch als Projektionsfläche dient für Freund- wie Feindbilder."
Was etwa Norbert Bolz verschwörungstheoretisch auf Habermas projiziert, ist in seiner Verstiegenheit kurzweilig zu lesen ("seine Steigbügelhalter überall: in den Chefredaktionen, in den Universitätspräsidien, ein gigantisches Netzwerk"). Aber wen wundert's? Für einen eiligen Geist wie Bolz ist es nun mal egal, wie sich die Dinge wirklich verhalten. Seine Generalentschuldigung für alles, was er sagt und schreibt, ist hier nachzulesen. Sie lautet klar und wahr: "Ich halte es für evident, dass an die Stelle der Wahrheit das Problem treten muss, mit knapper Zeit rhetorisch effektiv umzugehen. Also: Für Wahrheit fehlt die Zeit!"
Habermas, ein Fundamentalkatholik?
Habermas scheint zu den Gestalten zu gehören, mit denen man nicht nicht kommunizieren kann. Jedermann wähnt sich offenbar in einem Verhältnis zu ihm, und sei es noch so imaginär. So wird Wolfgang Schäuble ("Man kann wahrscheinlich auch mit guten Gründen anderer Meinung sein als ich!") den Gedanken nicht los, Habermas hätte doch auch ihn, den Innenminister, gelegentlich zum Gegenstand seiner Philosophie machen und ihn "verteidigen können". Wobei das bei Schäuble naturgemäß so klingt wie: verteidigen müssen. Demütiger als Schäuble ist Bischof Huber. Hubers Begehr, analog zu Ratzinger auch selbst einmal mit Habermas über das Thema Religion und Säkularisierung debattieren zu können, sei - so erzählt der Bischof - von dem Philosophen zwar abschlägig beantwortet worden. Aber Habermas habe ihm die Absage "so erläutert, dass ich das auch respektiere". Von so einem Respekt kann Schäuble nur träumen!
Nicht verkneifen will sich Huber freilich ein gelindes Verstörtsein, ja Verschnupftsein darüber, "dass Habermas im Hinblick auf die Globalisierung und die Rolle der Religion in der Welt offenbar dem Katholizismus einen Startvorteil gegenüber den protestantischen Kirchen zuspricht und den Dialog mit dem Katholizismus bevorzugt hat, sowohl in Gestalt des Gesprächs mit Ratzinger als auch dadurch, dass er für eine programmatische Aussage zum Verhältnis zwischen Religion und Politik Rom als Ort gewählt hat". Ist Habermas am Ende gar ein Fundamentalkatholik? Ein Fundamentalhistorist wie Michael Stolleis würde sich zu solch rabiaten Ansichten vermutlich hinreißen lassen - ohne mit der Wimper zu zucken. Aber Huber, ums Augenmaß bemüht, belässt es beim Begriff des katholischen Startvorteils.
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der wichtigste Intellektuelle im Land? "In Deutschland sagen die Leute: Habermas und Luhmann. Ich halte von Luhmann ziemlich wenig. Er hat eine Sprache erfunden, in der man alles ausdrücken kann. Aber man kann es auch lassen. Der Erkenntnisgewinn ist gering. Habermas hat da noch was anderes. Er hat auf eine bemerkenswerte Weise sozialpsychologische, ethnologische und philosophische Dinge miteinander in eine Einheit gebracht, ohne Künstlichkeit. Das könnte lange nachwirken." So weit der unter bestimmten Gesichtspunkten gut nachvollziehbare Teil von Lord Ralf Dahrendorfs Lagebeurteilung. Nachhaltig wundern muss man sich allerdings, wenn der Soziologe fortfährt: "Interessant ist, dass er (Habermas) großen Wert legt auf die Rechtsphilosophie, aber bei den Juristen praktisch nicht existiert. Da hat er bisher keine tiefgreifende Wirkung gehabt."
Mit welchen Juristen der Lord da wohl gesprochen hat? Mit Armin von Bodandy offenbar nicht. Der Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg kommt im selben Band jedenfalls zu einem diametral entgegengesetzten Ergebnis. Bodandy, der als einer der führenden Staats- und Völkerrechtler gilt, gibt zu Protokoll: "Habermas hat die Rechtsphilosophie von einer Juristenphilosophie wieder zu einem großen Thema gemacht, bei dem Juristen und Philosophen sich begegnen. Er hat in Deutschland das erreicht, wofür Rawls in den USA steht. Aus der Geschichte meines Faches ist er entwicklungsgeschichtlich ebenso wenig wegzudenken wie Rawls in Amerika."
Dahrendorf spürt im Übrigen dem Hinweis nach, dass der Exportschlager Habermas nicht ohne seine Übersetzer zu denken sei - und seine hiesige Bedeutung als Wissenschaftler und öffentlicher Intellektueller sich nicht zuletzt dem Ansehen verdankt, das er im Ausland genießt. Für diese Möglichkeit, sowohl fachphilosophisch als auch politisch international zu wirken, habe sich die Kompetenz seiner Übersetzer als elementar erwiesen: "Er hat im angelsächsischen Bereich einen erstklassigen Übersetzer, das ist sehr wichtig. Meine Sachen sind sehr leicht zu übersetzen, weil ich sehr exoterisch schreibe und denke - auch denke! Ich wende mich nicht in erster Linie an die scientific community. Habermas wendet sich an beide: Er ist eso-exoterisch. Daher ist es für seinen internationalen Ruf entscheidend, dass er einen guten Übersetzer hat. Dadurch ist er weit über Deutschlands Grenzen hinaus der herausragende Vertreter seiner Generation."
Klug und für die aktuelle Entwicklung seiner Partei von Bedeutung ist das, was Wolfgang Thierse zu den Aussichten eines von Habermas inspirierten demokratischen Sozialismus nach dem Scheitern des Staatssozialismus sagt. Aus vertrauter Nähe berichtet Axel Honneth über den Arbeitsstil von Habermas und über manches Detail zu den frühen wie späteren akademischen Grabenkämpfen rund um die Frankfurter Philosophie.
Sloterdijk, ein Dampfplauderer?
Der Politikwissenschaftler Gerd Langguth bemerkt, Habermas selbst sei nicht das beste Beispiel für die Idee des herrschaftsfreien Diskurses, dafür trete er zu sehr als Durchsetzer seiner Theorien auf. "Und er weiß, dass es einer Hierarchisierung bedarf, wenn man eine Position durchsetzen will. Darin teile ich Sloterdijks Kritik. Ich teile sie allerdings nicht von seinen sonstigen Inhalten her, denn Sloterdijk ist meines Erachtens eher ein überschätzter philosophischer Dampfplauderer, der sich mehr in rhetorischen als in inhaltlichen Finessen verstrickt - im Gegensatz zu Habermas."
Sollte man jemanden nennen, der als Inbegriff des selbständigen Denkens taugt, so fällt einem bald Alexander Kluge ein. Und hier nun erklärt ebenjener Kluge freimütig: "Wenn ich Zweifel habe, lese ich bei Habermas nach und kann mich orientieren. Im Denken gibt es keine Richtschnüre. Aber ich werde gegen ein fundiertes Argument von Habermas nicht willkürlich verstoßen. Ich würde mir alles sechsmal überlegen, wenn das, was ich denke, von dem differiert, was Habermas denkt. Dann nehme ich erst mal an, dass ich irre, und setze mich damit auseinander. Habermas' Werk besteht ja nicht aus Vorschriften, sondern es öffnet."
Das Schlussinterview des Bandes hat Funken mit Habermas geführt. Und dort warnt der Großintellektuelle vor einer Überschätzung der Intellektuellenrolle. Wichtiger für eine funktionierende Öffentlichkeit "ist die Qualitätspresse der überregionalen Tages- und Wochenzeitungen, die die politische Öffentlichkeit im Idealfall mit einschlägigen Themen, scharf geschnittenen Problemen, zuverlässigen Informationen und aufschlussreichen Kommentaren versorgt. Genau diese Presse ist heute weltweit in Gefahr, dem Renditedruck von Finanzinvestoren zum Opfer zu fallen." Das wäre ein Strukturwandel der Öffentlichkeit, den nicht nur Habermas fürchtet.
CHRISTIAN GEYER
"Über Habermas". Gespräche mit Zeitgenossen. Herausgegeben von Michael Funken. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008. 192 S., geb., 24,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was etwa Norbert Bolz verschwörungstheoretisch auf Habermas projiziert, ist in seiner Verstiegenheit kurzweilig zu lesen ("seine Steigbügelhalter überall: in den Chefredaktionen, in den Universitätspräsidien, ein gigantisches Netzwerk"). Aber wen wundert's? Für einen eiligen Geist wie Bolz ist es nun mal egal, wie sich die Dinge wirklich verhalten. Seine Generalentschuldigung für alles, was er sagt und schreibt, ist hier nachzulesen. Sie lautet klar und wahr: "Ich halte es für evident, dass an die Stelle der Wahrheit das Problem treten muss, mit knapper Zeit rhetorisch effektiv umzugehen. Also: Für Wahrheit fehlt die Zeit!"
Habermas, ein Fundamentalkatholik?
Habermas scheint zu den Gestalten zu gehören, mit denen man nicht nicht kommunizieren kann. Jedermann wähnt sich offenbar in einem Verhältnis zu ihm, und sei es noch so imaginär. So wird Wolfgang Schäuble ("Man kann wahrscheinlich auch mit guten Gründen anderer Meinung sein als ich!") den Gedanken nicht los, Habermas hätte doch auch ihn, den Innenminister, gelegentlich zum Gegenstand seiner Philosophie machen und ihn "verteidigen können". Wobei das bei Schäuble naturgemäß so klingt wie: verteidigen müssen. Demütiger als Schäuble ist Bischof Huber. Hubers Begehr, analog zu Ratzinger auch selbst einmal mit Habermas über das Thema Religion und Säkularisierung debattieren zu können, sei - so erzählt der Bischof - von dem Philosophen zwar abschlägig beantwortet worden. Aber Habermas habe ihm die Absage "so erläutert, dass ich das auch respektiere". Von so einem Respekt kann Schäuble nur träumen!
Nicht verkneifen will sich Huber freilich ein gelindes Verstörtsein, ja Verschnupftsein darüber, "dass Habermas im Hinblick auf die Globalisierung und die Rolle der Religion in der Welt offenbar dem Katholizismus einen Startvorteil gegenüber den protestantischen Kirchen zuspricht und den Dialog mit dem Katholizismus bevorzugt hat, sowohl in Gestalt des Gesprächs mit Ratzinger als auch dadurch, dass er für eine programmatische Aussage zum Verhältnis zwischen Religion und Politik Rom als Ort gewählt hat". Ist Habermas am Ende gar ein Fundamentalkatholik? Ein Fundamentalhistorist wie Michael Stolleis würde sich zu solch rabiaten Ansichten vermutlich hinreißen lassen - ohne mit der Wimper zu zucken. Aber Huber, ums Augenmaß bemüht, belässt es beim Begriff des katholischen Startvorteils.
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der wichtigste Intellektuelle im Land? "In Deutschland sagen die Leute: Habermas und Luhmann. Ich halte von Luhmann ziemlich wenig. Er hat eine Sprache erfunden, in der man alles ausdrücken kann. Aber man kann es auch lassen. Der Erkenntnisgewinn ist gering. Habermas hat da noch was anderes. Er hat auf eine bemerkenswerte Weise sozialpsychologische, ethnologische und philosophische Dinge miteinander in eine Einheit gebracht, ohne Künstlichkeit. Das könnte lange nachwirken." So weit der unter bestimmten Gesichtspunkten gut nachvollziehbare Teil von Lord Ralf Dahrendorfs Lagebeurteilung. Nachhaltig wundern muss man sich allerdings, wenn der Soziologe fortfährt: "Interessant ist, dass er (Habermas) großen Wert legt auf die Rechtsphilosophie, aber bei den Juristen praktisch nicht existiert. Da hat er bisher keine tiefgreifende Wirkung gehabt."
Mit welchen Juristen der Lord da wohl gesprochen hat? Mit Armin von Bodandy offenbar nicht. Der Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht in Heidelberg kommt im selben Band jedenfalls zu einem diametral entgegengesetzten Ergebnis. Bodandy, der als einer der führenden Staats- und Völkerrechtler gilt, gibt zu Protokoll: "Habermas hat die Rechtsphilosophie von einer Juristenphilosophie wieder zu einem großen Thema gemacht, bei dem Juristen und Philosophen sich begegnen. Er hat in Deutschland das erreicht, wofür Rawls in den USA steht. Aus der Geschichte meines Faches ist er entwicklungsgeschichtlich ebenso wenig wegzudenken wie Rawls in Amerika."
Dahrendorf spürt im Übrigen dem Hinweis nach, dass der Exportschlager Habermas nicht ohne seine Übersetzer zu denken sei - und seine hiesige Bedeutung als Wissenschaftler und öffentlicher Intellektueller sich nicht zuletzt dem Ansehen verdankt, das er im Ausland genießt. Für diese Möglichkeit, sowohl fachphilosophisch als auch politisch international zu wirken, habe sich die Kompetenz seiner Übersetzer als elementar erwiesen: "Er hat im angelsächsischen Bereich einen erstklassigen Übersetzer, das ist sehr wichtig. Meine Sachen sind sehr leicht zu übersetzen, weil ich sehr exoterisch schreibe und denke - auch denke! Ich wende mich nicht in erster Linie an die scientific community. Habermas wendet sich an beide: Er ist eso-exoterisch. Daher ist es für seinen internationalen Ruf entscheidend, dass er einen guten Übersetzer hat. Dadurch ist er weit über Deutschlands Grenzen hinaus der herausragende Vertreter seiner Generation."
Klug und für die aktuelle Entwicklung seiner Partei von Bedeutung ist das, was Wolfgang Thierse zu den Aussichten eines von Habermas inspirierten demokratischen Sozialismus nach dem Scheitern des Staatssozialismus sagt. Aus vertrauter Nähe berichtet Axel Honneth über den Arbeitsstil von Habermas und über manches Detail zu den frühen wie späteren akademischen Grabenkämpfen rund um die Frankfurter Philosophie.
Sloterdijk, ein Dampfplauderer?
Der Politikwissenschaftler Gerd Langguth bemerkt, Habermas selbst sei nicht das beste Beispiel für die Idee des herrschaftsfreien Diskurses, dafür trete er zu sehr als Durchsetzer seiner Theorien auf. "Und er weiß, dass es einer Hierarchisierung bedarf, wenn man eine Position durchsetzen will. Darin teile ich Sloterdijks Kritik. Ich teile sie allerdings nicht von seinen sonstigen Inhalten her, denn Sloterdijk ist meines Erachtens eher ein überschätzter philosophischer Dampfplauderer, der sich mehr in rhetorischen als in inhaltlichen Finessen verstrickt - im Gegensatz zu Habermas."
Sollte man jemanden nennen, der als Inbegriff des selbständigen Denkens taugt, so fällt einem bald Alexander Kluge ein. Und hier nun erklärt ebenjener Kluge freimütig: "Wenn ich Zweifel habe, lese ich bei Habermas nach und kann mich orientieren. Im Denken gibt es keine Richtschnüre. Aber ich werde gegen ein fundiertes Argument von Habermas nicht willkürlich verstoßen. Ich würde mir alles sechsmal überlegen, wenn das, was ich denke, von dem differiert, was Habermas denkt. Dann nehme ich erst mal an, dass ich irre, und setze mich damit auseinander. Habermas' Werk besteht ja nicht aus Vorschriften, sondern es öffnet."
Das Schlussinterview des Bandes hat Funken mit Habermas geführt. Und dort warnt der Großintellektuelle vor einer Überschätzung der Intellektuellenrolle. Wichtiger für eine funktionierende Öffentlichkeit "ist die Qualitätspresse der überregionalen Tages- und Wochenzeitungen, die die politische Öffentlichkeit im Idealfall mit einschlägigen Themen, scharf geschnittenen Problemen, zuverlässigen Informationen und aufschlussreichen Kommentaren versorgt. Genau diese Presse ist heute weltweit in Gefahr, dem Renditedruck von Finanzinvestoren zum Opfer zu fallen." Das wäre ein Strukturwandel der Öffentlichkeit, den nicht nur Habermas fürchtet.
CHRISTIAN GEYER
"Über Habermas". Gespräche mit Zeitgenossen. Herausgegeben von Michael Funken. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008. 192 S., geb., 24,90 [Euro].
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Als eine "Art Festschrift im Vorgriff auf den 80. Geburtstag" von Jürgen Habermas würdigt Christian Geyer diesen von Michael Funken herausgegebenen Band mit Gesprächen über den einflussreichen Philosophen. Die Gespräche, die der Journalist Funken mit einer bunten Schar von Zeitgenossen wie Norbert Bolz, Ralf Dahrendorf, Alexander Kluge, Wolfgang Thierse, Wolfgang Schäuble und vielen anderen geführt hat, spiegeln seines Erachtens hervorragend, "wie Habermas in die Befindlichkeit unserer Gesellschaft eingegangen ist", wie er verstanden oder missverstanden wird und wie er als Projektionsfläche für Freund und Feind dient. Geyer lässt eine Reihe von Meinungen über Habermas Revue passieren. Er hebt insbesondere das Schlussinterview des Bandes mit Habermas selbst hervor, in dem dieser bescheiden vor einer Überschätzung der Intellektuellenrolle warne und die Bedeutung der Qualitätspresse für eine funktionierende Öffentlichkeit unterstreiche.
© Perlentaucher Medien GmbH
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