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Daumen hoch und ab dafür.
Daumen raus und los ging's - mit ungefähren Vorstellungen des Wohin und Wielang machten sich früher Hunderttausende auf den Weg, über Europas Straßen die Welt zu entdecken: Trampen. Maiken Nielsen erzählt nicht nur von schrägen, verrückten, spannenden Erlebnissen während ihrer vielkilometrigen Trampertouren durch Europa, sondern berichtet auch von jenem Europa vor dem Ende des Eisernen Vorhangs, einem Europa von gestern, mit dem wir heute
noch so viel zu tun haben.
Daumen raus und los ging's - mit ungefähren Vorstellungen des Wohin und Wielang machten sich früher Hunderttausende auf den Weg, über Europas Straßen die Welt zu entdecken: Trampen. Maiken Nielsen erzählt nicht nur von schrägen, verrückten, spannenden Erlebnissen während ihrer vielkilometrigen Trampertouren durch Europa, sondern berichtet auch von jenem Europa vor dem Ende des Eisernen Vorhangs, einem Europa von gestern, mit dem wir heute
noch so viel zu tun haben.
Maiken Nielsen wurde 1965 in Hamburg geboren. Ihre Vorfahren lebten mehrere Jahrhunderte lang als Lotsen und Kapitäne im Elbvorort Övelgönne. Sie verbrachte einen Teil ihrer Jugend auf Frachtschiffen und wurde dort von ihren Eltern unterrichtet. Nach dem Abitur in Hamburg studierte sie in Aix-en-Provence/Frankreich. Seit 1996 ist sie beim NDR als Autorin und Reporterin tätig. Sie produzierte unter anderem zahlreiche Beiträge für das NDR-Fernsehen über das historische Hamburg.
Produktdetails
- CORSO - Willkommen woanders 8
- Verlag: Corso, Hamburg / Groothuis
- Seitenzahl: 110
- Erscheinungstermin: April 2011
- Deutsch
- Abmessung: 244mm x 175mm x 13mm
- Gewicht: 443g
- ISBN-13: 9783862600106
- ISBN-10: 3862600106
- Artikelnr.: 32652577
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
NEUE REISEBÜCHER
Für die Tasche Immer, wenn man den amerikanischen Sektor verließ, standen sie da, kurz hinter der Auffahrt am Kontrollpunkt Dreilinden: junge Typen, viele mit langen Haaren; Mädchen mit Schlaghosen. In den Händen hielten sie Schilder aus Pappkarton, "München", "Frankfurt", "Stuttgart" stand auf ihnen. Wer noch eine Hand frei hatte, streckte sie von sich und ballte sie zur Faust, aus der nur der Daumen in Richtung Himmel guckte. Das universelle Zeichen der Tramper. Wohin würde es sie verschlagen? Was würden sie erleben, auf den Beifahrersitzen und Rückbänken der fremden Autos und Lastwagen, auf die sie so bereitwillig rückten?
Dann fiel die Mauer. Dreilinden war nicht mehr Checkpoint Bravo, wie die
Für die Tasche Immer, wenn man den amerikanischen Sektor verließ, standen sie da, kurz hinter der Auffahrt am Kontrollpunkt Dreilinden: junge Typen, viele mit langen Haaren; Mädchen mit Schlaghosen. In den Händen hielten sie Schilder aus Pappkarton, "München", "Frankfurt", "Stuttgart" stand auf ihnen. Wer noch eine Hand frei hatte, streckte sie von sich und ballte sie zur Faust, aus der nur der Daumen in Richtung Himmel guckte. Das universelle Zeichen der Tramper. Wohin würde es sie verschlagen? Was würden sie erleben, auf den Beifahrersitzen und Rückbänken der fremden Autos und Lastwagen, auf die sie so bereitwillig rückten?
Dann fiel die Mauer. Dreilinden war nicht mehr Checkpoint Bravo, wie die
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Amerikaner den Übergang von West-Berlin in die DDR genannt hatten - sondern eine stinknormale Autobahnauffahrt. Mit den Grenzern und ihren bohrenden Fragen verschwanden auch die Anhalter vom Straßenrand.
Mit ihrem Buch "Trampen", erschienen im erst vergangenes Jahr gegründeten Hamburger Corso-Verlag, holt Maiken Nielsen sie noch einmal zurück. In eine Zeit, in der unkonventionelles Reisen mit Superbilligflügen und lange im Voraus gesicherten Spartarifen der Bahn gleichgesetzt wird, in der Karten-Apps auf dem Smartphone dafür sorgen, dass der Reisende auch bestimmt nicht von der geplanten Route abkommt.
Nielsen erzählt die Reisegeschichte der Schulfreunde Sine und Max, die nach dem Abitur darum wetten, wer sich bis zum folgenden Frühjahr mehr Hauptstädte ertrampen kann als der andere. Auf ihrem Roadtrip, der sie bis nach Marrakesch führen wird, begegnen sie grabschenden Norwegern, werden seekrank beim "Yachttrampen" über das Mittelmeer und reisen neben Särgen auf den Ladeflächen südenglischer Leichenwagen.
Es sind Episoden, die von einer Art zu reisen erzählen, die ganze Generationen junger Menschen geprägt hat. Wer trampte, wusste nicht, wo es hingehen und wann er in diesem bei Reiseantritt vagen Irgendwo eintrudeln würde. Dafür hatte er die realistische Chance, sich zum Ende des Trips selbst ein Stück nähergekommen zu sein. Abgedroschen aber wahr: Der Weg war das Ziel.
dash
"Trampen. Durch die Welt mit Neugier und Glück" von Maiken Nielsen. Corso, 2011. 112 Seiten, zahlreiche Abbildungen, gebunden, 19,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Mit ihrem Buch "Trampen", erschienen im erst vergangenes Jahr gegründeten Hamburger Corso-Verlag, holt Maiken Nielsen sie noch einmal zurück. In eine Zeit, in der unkonventionelles Reisen mit Superbilligflügen und lange im Voraus gesicherten Spartarifen der Bahn gleichgesetzt wird, in der Karten-Apps auf dem Smartphone dafür sorgen, dass der Reisende auch bestimmt nicht von der geplanten Route abkommt.
Nielsen erzählt die Reisegeschichte der Schulfreunde Sine und Max, die nach dem Abitur darum wetten, wer sich bis zum folgenden Frühjahr mehr Hauptstädte ertrampen kann als der andere. Auf ihrem Roadtrip, der sie bis nach Marrakesch führen wird, begegnen sie grabschenden Norwegern, werden seekrank beim "Yachttrampen" über das Mittelmeer und reisen neben Särgen auf den Ladeflächen südenglischer Leichenwagen.
Es sind Episoden, die von einer Art zu reisen erzählen, die ganze Generationen junger Menschen geprägt hat. Wer trampte, wusste nicht, wo es hingehen und wann er in diesem bei Reiseantritt vagen Irgendwo eintrudeln würde. Dafür hatte er die realistische Chance, sich zum Ende des Trips selbst ein Stück nähergekommen zu sein. Abgedroschen aber wahr: Der Weg war das Ziel.
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"Trampen. Durch die Welt mit Neugier und Glück" von Maiken Nielsen. Corso, 2011. 112 Seiten, zahlreiche Abbildungen, gebunden, 19,90 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Darum verblasst die Kulturtechnik des Trampens Die meisten Menschen wollen heute effizient reisen, deshalb sind Tramper selten geworden. Maiken Nielsen thematisiert das in ihrem Buch.
HAMBURG. Der Horner Kreisel dreht und dreht sich. Täglich spuckt er Tausende Autos aus, in Richtung Osten vor allem, in die Hauptstadt zum Beispiel. Manchmal stehen hier noch welche, die haben eine kartonierte Hoffnung auf Ausflucht in der Hand. Auf der steht dann eigentlich immer: "Berlin". Das sind sie, die Menschen, die immer noch per Anhalter reisen. Das ist umsonst. Man muss nur das Glück haben, dass einen jemand einsteigen lässt. Die Kulturtechnik des Trampens war mal ziemlich en vogue. Jetzt verblasst sie und scheint von der Zeit
HAMBURG. Der Horner Kreisel dreht und dreht sich. Täglich spuckt er Tausende Autos aus, in Richtung Osten vor allem, in die Hauptstadt zum Beispiel. Manchmal stehen hier noch welche, die haben eine kartonierte Hoffnung auf Ausflucht in der Hand. Auf der steht dann eigentlich immer: "Berlin". Das sind sie, die Menschen, die immer noch per Anhalter reisen. Das ist umsonst. Man muss nur das Glück haben, dass einen jemand einsteigen lässt. Die Kulturtechnik des Trampens war mal ziemlich en vogue. Jetzt verblasst sie und scheint von der Zeit
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überholt.
Es gab mal eine Zeit, da standen sie hintereinander gereiht an den Autobahnausfahrten, die "Autostopper", und reckten die Daumen raus. Generationen von mehrheitlich jungen Reisenden fuhren in fremden Fahrzeugen quer durch Europa. Was sie brauchten, hatten sie in einem Rucksack dabei, und wenn sie ganz frei waren, wussten sie das Ziel ihrer Reise noch nicht. Niemand hat sie je gezählt, Tramper waren nie eine statistische Größe. Weshalb ihr Verschwinden nicht wirklich auffällt. Tramper waren wie Tarnkappen des Transits: hineingeschmuggelt in die Ströme der Reisenden, denen untergejubelt, die sicht- und zählbar waren auf den Autobahnen, in den Zügen oder den Flugzeugen. Trampen hatte (und hat) etwas Anarchisches, es atmet Freiheit.
Und neben den romantischen Assoziationen und dem Schwinden ihrer Anziehungskraft fallen einem noch ein paar andere Dinge ein, die vielleicht dafür gesorgt haben, dass das Fahren als Anhalter heute wie ein Anachronismus wirkt, wenn es denn noch hier und da stattfindet. Da ist zum Beispiel der Ausschluss des Zufalls, der unbekümmert von irgendwelchen altmodischen Gefühlsduseleien voranschreitet. Die finanziellen Möglichkeiten übersteigen die Reiseaktivitäten und das Fernweh der allermeisten heute nicht mehr; es gibt solche Erfindungen wie das "Wochenend-Ticket", und es gibt Billigflieger und Mitfahrgelegenheiten, die über das Internet organisiert werden. Durch die Demokratisierung des Verreisens wurde selbiges angenehmer und komfortabler.
Der Zufall ist zunächst einmal das Gegenteil von komfortabel. Wenn auch der Zufall, den manche auch klug und philosophisch "Kontingenz" nennen, wenn die Schicksalhaftigkeit des Lebens nie ganz bewältigt werden kann, so arbeiten wir doch daran, sie durch Fortschritt und Verfeinerung nach Möglichkeit auszuschließen. Alles ist planbar. Es geht um Zeitgewinne und Maximierungen: um die Ordnung der Dinge im durchorganisierten Alltag. Der Regisseur Andres Veiel sagt in einem seiner frühen Dokumentarfilme, dem sehr persönlichen "Die Überlebenden", der aus dem Jahr 1996 stammt: "Unsere Gesellschaft ist geprägt von Effizienzdenken. Heute hat keiner mehr Zeit zum Trampen. Das Nichtvorhersehbare war der Reiz, der das Trampen in den 70er-Jahren zum Volkssport machte."
Wenn nicht alles täuscht, hat sich der nicht nur in soziologischem Zusammenhang festgestellte Optimierungszwang auch in der (verständlichen) Unlust niedergeschlagen, den erreichten Status quo wieder zu verlassen.
Wo die meisten erschwingliches Reisen als Akt der Freiheit verstehen, betrauern die Agenten des Früher-war-alles-besser den Verlust der wahren Freiheit: so lange und so ziellos, so umständlich und abschweifend zu reisen, wie es nur geht. Die Hamburger Autorin Maiken Nielsen hat ein sentimentales und kurzweiliges Erinnerungsbuch über die Wanderjahre ihrer Jugend geschrieben. Es heißt ein wenig betulich "Trampen. Durch die Welt mit Glück und Neugier" (Corso Verlag) und beschreibt, was passiert, wenn eine Tochter aus gutem Hause auf motorisierte Wanderschaft geht.
Die privilegierte Herkunft eines Trampers (langhaarige, studentische Bürgersöhne lebten ihr Rebellentum auch in der Wahl ihrer Reisemittel und -ziele aus) korrespondierte im Übrigen mit der Hochgerüstetheit des Westens. Getrampt wurde in dem Teil der Welt, in dem Planungssicherheit, Struktur und Organisation auf hohem Niveau herrschten. Das Bedürfnis, den Fortschritt zu unterwandern, äußerte sich in der Anhalterei. Dass die auch gefährlich war, erhöhte den Reiz. Anders gesagt: Trampen befriedigte die Abenteuerlust gelangweilter Wohlstandskinder.
Dass das Trampen vor allem eine Hippie-Praxis war, erklärt ihren Niedergang knapper als alles andere: Mit den langen Haaren verschwand (beinah) ein Lebenskonzept, zu dem auch immer eine bestimmte Art zu reisen gehörte. Anhänger hat das Trampen übrigens immer noch. Und Menschen, die den Wert der überkommenen Handlung erkannt haben - Stichworte: Umweltschutz! Völkerverständigung! Geografiekenntnisse! Seit einiger Zeit gibt es das Tramperrennen, in dem sich Anhalter miteinander messen. Müßiggang is nicht: Es gewinnt der, der am schnellsten von A nach B kommt." -- Thomas Andre, Hamburger Abendblatt
"Schöne Bilder ergänzen diese Hommage an ein Reisen ohne Vorbuchung und Rücktrittskostenversicherung." -- Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Es gab mal eine Zeit, da standen sie hintereinander gereiht an den Autobahnausfahrten, die "Autostopper", und reckten die Daumen raus. Generationen von mehrheitlich jungen Reisenden fuhren in fremden Fahrzeugen quer durch Europa. Was sie brauchten, hatten sie in einem Rucksack dabei, und wenn sie ganz frei waren, wussten sie das Ziel ihrer Reise noch nicht. Niemand hat sie je gezählt, Tramper waren nie eine statistische Größe. Weshalb ihr Verschwinden nicht wirklich auffällt. Tramper waren wie Tarnkappen des Transits: hineingeschmuggelt in die Ströme der Reisenden, denen untergejubelt, die sicht- und zählbar waren auf den Autobahnen, in den Zügen oder den Flugzeugen. Trampen hatte (und hat) etwas Anarchisches, es atmet Freiheit.
Und neben den romantischen Assoziationen und dem Schwinden ihrer Anziehungskraft fallen einem noch ein paar andere Dinge ein, die vielleicht dafür gesorgt haben, dass das Fahren als Anhalter heute wie ein Anachronismus wirkt, wenn es denn noch hier und da stattfindet. Da ist zum Beispiel der Ausschluss des Zufalls, der unbekümmert von irgendwelchen altmodischen Gefühlsduseleien voranschreitet. Die finanziellen Möglichkeiten übersteigen die Reiseaktivitäten und das Fernweh der allermeisten heute nicht mehr; es gibt solche Erfindungen wie das "Wochenend-Ticket", und es gibt Billigflieger und Mitfahrgelegenheiten, die über das Internet organisiert werden. Durch die Demokratisierung des Verreisens wurde selbiges angenehmer und komfortabler.
Der Zufall ist zunächst einmal das Gegenteil von komfortabel. Wenn auch der Zufall, den manche auch klug und philosophisch "Kontingenz" nennen, wenn die Schicksalhaftigkeit des Lebens nie ganz bewältigt werden kann, so arbeiten wir doch daran, sie durch Fortschritt und Verfeinerung nach Möglichkeit auszuschließen. Alles ist planbar. Es geht um Zeitgewinne und Maximierungen: um die Ordnung der Dinge im durchorganisierten Alltag. Der Regisseur Andres Veiel sagt in einem seiner frühen Dokumentarfilme, dem sehr persönlichen "Die Überlebenden", der aus dem Jahr 1996 stammt: "Unsere Gesellschaft ist geprägt von Effizienzdenken. Heute hat keiner mehr Zeit zum Trampen. Das Nichtvorhersehbare war der Reiz, der das Trampen in den 70er-Jahren zum Volkssport machte."
Wenn nicht alles täuscht, hat sich der nicht nur in soziologischem Zusammenhang festgestellte Optimierungszwang auch in der (verständlichen) Unlust niedergeschlagen, den erreichten Status quo wieder zu verlassen.
Wo die meisten erschwingliches Reisen als Akt der Freiheit verstehen, betrauern die Agenten des Früher-war-alles-besser den Verlust der wahren Freiheit: so lange und so ziellos, so umständlich und abschweifend zu reisen, wie es nur geht. Die Hamburger Autorin Maiken Nielsen hat ein sentimentales und kurzweiliges Erinnerungsbuch über die Wanderjahre ihrer Jugend geschrieben. Es heißt ein wenig betulich "Trampen. Durch die Welt mit Glück und Neugier" (Corso Verlag) und beschreibt, was passiert, wenn eine Tochter aus gutem Hause auf motorisierte Wanderschaft geht.
Die privilegierte Herkunft eines Trampers (langhaarige, studentische Bürgersöhne lebten ihr Rebellentum auch in der Wahl ihrer Reisemittel und -ziele aus) korrespondierte im Übrigen mit der Hochgerüstetheit des Westens. Getrampt wurde in dem Teil der Welt, in dem Planungssicherheit, Struktur und Organisation auf hohem Niveau herrschten. Das Bedürfnis, den Fortschritt zu unterwandern, äußerte sich in der Anhalterei. Dass die auch gefährlich war, erhöhte den Reiz. Anders gesagt: Trampen befriedigte die Abenteuerlust gelangweilter Wohlstandskinder.
Dass das Trampen vor allem eine Hippie-Praxis war, erklärt ihren Niedergang knapper als alles andere: Mit den langen Haaren verschwand (beinah) ein Lebenskonzept, zu dem auch immer eine bestimmte Art zu reisen gehörte. Anhänger hat das Trampen übrigens immer noch. Und Menschen, die den Wert der überkommenen Handlung erkannt haben - Stichworte: Umweltschutz! Völkerverständigung! Geografiekenntnisse! Seit einiger Zeit gibt es das Tramperrennen, in dem sich Anhalter miteinander messen. Müßiggang is nicht: Es gewinnt der, der am schnellsten von A nach B kommt." -- Thomas Andre, Hamburger Abendblatt
"Schöne Bilder ergänzen diese Hommage an ein Reisen ohne Vorbuchung und Rücktrittskostenversicherung." -- Westdeutsche Allgemeine Zeitung
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Darum verblasst die Kulturtechnik des Trampens Die meisten Menschen wollen heute effizient reisen, deshalb sind Tramper selten geworden. Maiken Nielsen thematisiert das in ihrem Buch. HAMBURG. Der Horner Kreisel dreht und dreht sich. Täglich spuckt er Tausende Autos aus, in Richtung Osten vor allem, in die Hauptstadt zum Beispiel. Manchmal stehen hier noch welche, die haben eine kartonierte Hoffnung auf Ausflucht in der Hand. Auf der steht dann eigentlich immer: Berlin". Das sind sie, die Menschen, die immer noch per Anhalter reisen. Das ist umsonst. Man muss nur das Glück haben, dass einen jemand einsteigen lässt. Die Kulturtechnik des Trampens war mal ziemlich en vogue. Jetzt verblasst sie und scheint von der Zeit überholt. Es gab mal
Mehr anzeigen
eine Zeit, da standen sie hintereinander gereiht an den Autobahnausfahrten, die "Autostopper", und reckten die Daumen raus. Generationen von mehrheitlich jungen Reisenden fuhren in fremden Fahrzeugen quer durch Europa. Was sie brauchten, hatten sie in einem Rucksack dabei, und wenn sie ganz frei waren, wussten sie das Ziel ihrer Reise noch nicht. Niemand hat sie je gezählt, Tramper waren nie eine statistische Größe. Weshalb ihr Verschwinden nicht wirklich auffällt. Tramper waren wie Tarnkappen des Transits: hineingeschmuggelt in die Ströme der Reisenden, denen untergejubelt, die sicht- und zählbar waren auf den Autobahnen, in den Zügen oder den Flugzeugen. Trampen hatte (und hat) etwas Anarchisches, es atmet Freiheit. Und neben den romantischen Assoziationen und dem Schwinden ihrer Anziehungskraft fallen einem noch ein paar andere Dinge ein, die vielleicht dafür gesorgt haben, dass das Fahren als Anhalter heute wie ein Anachronismus wirkt, wenn es denn noch hier und da stattfindet. Da ist zum Beispiel der Ausschluss des Zufalls, der unbekümmert von irgendwelchen altmodischen Gefühlsduseleien voranschreitet. Die finanziellen Möglichkeiten übersteigen die Reiseaktivitäten und das Fernweh der allermeisten heute nicht mehr; es gibt solche Erfindungen wie das "Wochenend-Ticket", und es gibt Billigflieger und Mitfahrgelegenheiten, die über das Internet organisiert werden. Durch die Demokratisierung des Verreisens wurde selbiges angenehmer und komfortabler. Der Zufall ist zunächst einmal das Gegenteil von komfortabel. Wenn auch der Zufall, den manche auch klug und philosophisch "Kontingenz" nennen, wenn die Schicksalhaftigkeit des Lebens nie ganz bewältigt werden kann, so arbeiten wir doch daran, sie durch Fortschritt und Verfeinerung nach Möglichkeit auszuschließen. Alles ist planbar. Es geht um Zeitgewinne und Maximierungen: um die Ordnung der Dinge im durchorganisierten Alltag. Der Regisseur Andres Veiel sagt in einem seiner frühen Dokumentarfilme, dem sehr persönlichen "Die Überlebenden", der aus dem Jahr 1996 stammt: "Unsere Gesellschaft ist geprägt von Effizienzdenken. Heute hat keiner mehr Zeit zum Trampen. Das Nichtvorhersehbare war der Reiz, der das Trampen in den 70er-Jahren zum Volkssport machte." Wenn nicht alles täuscht, hat sich der nicht nur in soziologischem Zusammenhang festgestellte Optimierungszwang auch in der (verständlichen) Unlust niedergeschlagen, den erreichten Status quo wieder zu verlassen. Wo die meisten erschwingliches Reisen als Akt der Freiheit verstehen, betrauern die Agenten des Früher-war-alles-besser den Verlust der wahren Freiheit: so lange und so ziellos, so umständlich und abschweifend zu reisen, wie es nur geht. Die Hamburger Autorin Maiken Nielsen hat ein sentimentales und kurzweiliges Erinnerungsbuch über die Wanderjahre ihrer Jugend geschrieben. Es heißt ein wenig betulich "Trampen. Durch die Welt mit Glück und Neugier" (Corso Verlag) und beschreibt, was passiert, wenn eine Tochter aus gutem Hause auf motorisierte Wanderschaft geht. Die privilegierte Herkunft eines Trampers (langhaarige, studentische Bürgersöhne lebten ihr Rebellentum auch in der Wahl ihrer Reisemittel und -ziele aus) korrespondierte im Übrigen mit der Hochg
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