
The Turner Diaries
Produktdetails
- Verlag: Betascript Publishing
- Seitenzahl: 124
- Englisch
- Abmessung: 8mm x 150mm x 220mm
- Gewicht: 181g
- ISBN-13: 9786130444327
- ISBN-10: 613044432X
- Artikelnr.: 28882633
Herstellerkennzeichnung
Ein rechtsradikales Romanmachwerk war die literarische Blaupause für den Sturm aufs Kapitol: "The Turner Diaries" / Von Ilija Trojanow
Als ich vor Jahr und Tag für meinen Roman "Doppelte Spur" die Genesis der Digitalkabale QAnon recherchierte, stolperte ich in den Eingeweiden des Darknets auf ein oft erwähntes Buch mit dem unscheinbaren Titel "The Turner Diaries", seit Jahrzehnten ein amerikanischer Bestseller außerhalb des regulären Buchhandels - von den vielen Nachdrucken sind inzwischen mehr als eine halbe Million Exemplare verkauft worden. Dieser Roman ist die perverse Phantasmagorie von der Machtübernahme der weißen Rasse samt gelungener ethnischer Säuberung aller
Ein dieser Tage weitverbreitetes Foto erinnerte mich sofort an dieses Machwerk und seinen erstaunlichen Einfluss. Unbekannte hatten am Tag des Sturms auf das Kapitol einen Galgen in dessen Nähe errichtet. Das Bild des baumelnden Stricks beschwört "The Day of the Rope" herauf, eine Schlüsselszene des Romans: "Heute war der Tag des Stricks, ein grimmiger und blutiger Tag, aber ein unvermeidlicher." Der Tag, an dem die heldenhaften Nazis in Kalifornien endgültig "Frieden schaffen", nach ausdauernden Protesten ihrer Gegner. "Sie skandierten ,Rassismus muss verschwinden' und ,Gleichheit für alle' sowie andere Slogans, die ihnen die Juden eingetrichtert haben." Das hat - zumindest in Greater Los Angeles - nun ein Ende. "An Zehntausenden von Laternenpfählen, Strommasten und Bäumen in diesem riesigen Ballungsgebiet baumeln grausige Gestalten." Unzählige Leichen, an denen zwei Schilder hängen - entweder "Ich habe meine Rasse verraten" oder "Ich habe meine Rasse geschändet".
Wie wir inzwischen wissen, planten mehrere der Eindringlinge, Vize-Präsident Mike Pence an einem Baum vor dem Kapitol aufzuknüpfen. Videoaufnahmen zeigen zudem, dass mehrere der paramilitärisch gekleideten Männer reichlich Kabelbinder bereithielten, um all die "Verräter" zunächst zu fesseln. Nur die anklagenden Schilder fehlten. Jene rechtsextremen User, die in den Tagen vor dem 6. Januar auf verschiedenen Plattformen dazu aufforderten, "einen Strick mitzubringen", bezogen sich aller Wahrscheinlichkeit nach auf "The Day of the Rope", ein in solchen Kreisen weithin bekannter "Ehrentag", auch wenn bislang nur in der Phantasie vorweggenommen. "The Turner Diaries" sind vom FBI als "Bibel der rassistischen Rechten" eingestuft worden, was deren Autor so sehr schmeichelte, dass er diese Verurteilung gleich als Werbespruch auf dem Umschlag des nächsten Nachdrucks verwendete.
Geschrieben wurde die neonazistische Kolportage von einem gewissen William Luther Pierce, geboren 1933 in Atlanta, Georgia, einem promovierten Physiker, der seine Karriere an den Nagel hängte, um "sich gänzlich dem Dienst an meinem Volk zu widmen", und zwar als führendes Mitglied der National Alliance (später National Vanguard). Den größten Erfolg hatte er mit der Publikation seines ersten Romans, der 1976 unter dem Pseudonym Andrew MacDonald erschien.
Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass "The Turner Diaries" als Blaupause für ein Gewaltverbrechen gedient hätten. Timothy McVeigh, der 1995 in Oklahoma City ein Verwaltungsgebäude in die Luft sprengte und 168 Menschen tötete, war besessen von diesem Buch, das er jahrelang auf Waffenmessen zum halben Preis verscherbelte. In seinem Wagen wurden nach seiner Verhaftung ein Gewehr, ein Messer und einige Seiten aus "The Turner Diaries" gefunden. Im Prozess berichtete McVeighs Schwester von seiner Obsession. Er habe sie gezwungen, das Buch zu lesen. Kurz vor dem Anschlag habe er sieben ausgewählte Seiten daraus an sie geschickt.
Vielleicht befand sich darunter auch jene Szene, in der die Hauptfigur Earl Turner die Zentrale des FBI an der Pennsylvania Avenue mit Ammoniumnitrat und Dynamit (genau dem Sprengstoff von McVeigh) in die Luft jagt und Hunderte von Menschen umbringt. Leichte Gewissensbisse stellen sich im Buch ein, werden jedoch schnell beiseitegeschoben: "Es gibt keine Möglichkeit, das System zu zerstören, ohne Tausende unschuldiger Menschen zu opfern. ... wenn wir dieses Krebsgeschwür nicht aus unserem lebenden Fleisch herausschneiden, wird unsere ganze Rasse sterben".
Die Aufzeichnungen enden mit einem Selbstmordanschlag von Turner, der mit einem Kleinflugzeug samt "60-Kilotonnen-Sprengkopf" das Pentagon auslöscht. Nicht ganz unwesentlich ist der Kalendertag, an dem dieser Anschlag ausgeführt wird: der 9. November, "unser traditioneller Märtyrertag". Wer die Sprengkraft der jüngsten Ereignisse in den Vereinigten Staaten unterschätzt, wird durch dieses Datum auf historischem Umweg vielleicht zum Überdenken angeregt. Am 9. November 1923 versuchte Adolf Hitler unter Duldung und zum Teil tätiger Mithilfe der bayerischen Regierung sowie Verwaltung, die Macht mittels eines Putsches zu übernehmen, zuerst in München und danach dem Plan zufolge im ganzen Deutschen Reich. Der Putsch misslang bekanntlich, die Machtübernahme wurde verschoben, um keine zehn Jahre.
Der 9. November erweist sich in "The Turner Diaries" als enorm symbolträchtiger Tag. Am 9. November 1989 wird Turner wegen unerlaubten Waffenbesitzes verhaftet; am 9. November 1991 gibt es eine Sondersitzung des Kongresses, um Gesetze im Kampf gegen Rassismus und Terrorismus einzuführen. "Das Kapitol war von etwa 3000 bis 5000 Geheimpolizisten und schwerbewaffneten Soldaten umstellt. Jeeps mit montierten Maschinengewehren waren überall . . . Keine Bande von Guerrilleros, die auf Sabotage oder Attentate aus war, hätte es bis auf zwei Häuserblocks heran geschafft ... Offensichtlich hat die Regierung die Sicherheitsvorkehrungen übertrieben, um das Gefühl der Dringlichkeit des Anlasses zu verstärken. Das Spektakel all der Truppen und Waffen rund um das Kapitol ließ in den Köpfen der Fernsehzuschauer keinen Zweifel aufkommen, dass im Lande eine Notsituation herrscht, die von der Regierung die schärfsten Maßnahmen verlangt." Ein gewisses prophetisches Talent ist Herrn Pierce nicht abzusprechen. Und am 9. November 1993 läutet das Martyrium von Earl Turner das Ende des verhassten Systems ein. Schon sechs Jahre später ist der Endsieg vollbracht, "nur 110 Jahre nach der Geburt des Großen Auserwählten ist der Traum von einer Weißen Welt endlich wahr geworden".
Ilija Trojanow ist Schriftsteller. Zuletzt erschien sein Roman "Doppelte Spur" (S. Fischer).
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In many respects, Berger argued, The Turner Diaries presaged the amorphous, slippery character of the modern alt-right, with its various loosely allied groups all united under one general commitment to the theme of white nationalism. “The Turner Diaries,” he wrote, “demonstrated how to successfully leverage racial fears and resentments in the service of violence, without a call to a specific ideology.” Not only that, but The Turner Diaries’ rhetorical emphasis, the constant drumbeat of its themes — they’re coming to take your guns; they’re coming for you; the media can’t be trusted; violent reaction is all but inevitable — seems not only to form the backbone of far-right propaganda but to contain significant parallels to today’s mainstream conservative ideology. As a text, it offers the kind of heady heroic narrative that appeals to would-be rebels, patriots, and martyrs for a cause. It teaches its adherents not just to adopt the mentality that they are at war with progressives, but that a real-life war is inevitable.As the New York Times observed after the Capitol insurrection, a Telegram user watching the melee wrote, “The turner diaries mentioned this. Keep reading.”
Still, Berger told Vox that while prohibiting access to The Turner Diaries is an important part of dismantling white supremacy, it’s not as crucial as many in the media have made it seem. “The Turner Diaries is a landmark text in white nationalism, and it’s worth talking about,” he said in an email. “But I think its relevance to the Capitol Siege has been overplayed somewhat.
Pierce’s scenario, Turner is fighting an orgiastic ultraconservative fantasy of an unchecked liberal future: The government confiscates all guns from private citizens and pursues resistors using a force called “the Equality Police.” The media and Hollywood operate as untrustworthy left-wing propaganda, while racial and ethnic minorities gain power and enact anti-white laws. The back cover of the book asks readers, “What will you do when they come to take your guns?” The book contains lurid, graphic violence carried out against liberals, government officials, members of the media, and itizens. It gleefully urges white militias to rise up and engage in guerrilla warfare against the oppressive government — think the ’80s action movie Red Dawn, in which KGB agents invads the US and small-town civilians fight back with renegade tactics, but with more racism and bloodlust. Among other things, the book features car bombings, suicide missions, and one scene in which white supremacist terrorists hang politicians en masse — a scene that some experts felt had echoes in the Capitol insurrection, during which a gallows was erected amid calls to hang certain elected officials. The book chillingly culminates in Turner planning to fly a plane into the Pentagon in a suicide bombing mission — an act the narrative tells us ushered in a “New Era” of white supremacist rule and made Turner a national folk hero to the subsequent Aryan civilization. By all accounts, Pierce intended the book to be influential, more than just a work of fiction, and it was. In many chapters of the National Alliance, the book was required reading and was essentially presented to new members as an instruction manual. Pierce also intended it to glorify violence against nonwhites and progressives. The ADL report quoted a 1997 radio broadcast in which Pierce said: After its serial publication, Pierce published The Turner Diaries in novel form in 1978 through his own independent press, after which it circulated underground for over a decade, known mainly only to white nationalists, extremists, and the people who kept a close watch on them. By the late 1980s, an advertisement for the book had appeared in the extremist survivalist magazine Soldier of Fortune, making it available via mail order. That’s how it ended up in the hands of an Army recruit named Timothy McVeigh.
He first joined the Northern Alliance, then gradually latched onto a different group created in support of segregationist Alabama Gov. George Wallace and his 1968 presidential election campaign. Pierce evolved that organization into what ultimately became, in 1974, a group called the National Alliance. The group grew rapidly and gained influence at home and abroad, as Pierce preached dire warnings about how a rise in diversity and the societal changes of the civil rights movement would bring about “the end of white America.” Through the National Alliance, Pierce ran his own underground media empire, including a newspaper, a book press, a radio station, and an extremist record distributor — all to broadcast his message of violent white nationalism. His efforts worked. In a report published in 1998, the Anti-Defamation League noted, “With 16 active cells several thousand broadcasts and browsing its Internet site, the National Alliance is the largest and most active neo-Nazi organization in the nation.” The group’s goals, the ADL reported, were to establish “a racially clean area of the earth” and to “do whatever is necessary to achieve this White living space and to keep it White.” Griffin’s biography reveals Pierce to be a man isolated by his own heinous ideas. Late in his life, he was estranged from both of his sons and was living in rural West Virginia with a lonely young wife with whom it seemed he could barely communicate. She was the latest in a string of Eastern European wives, all of whom he’d chosen based on his belief that Eastern European women were more subservient to men than women. At the time of his death in 2001, he was reportedly living alone. But Pierce’s impact on the national politic
Written and self-published by a racist man who founded a dangerous white supremacist organization, The Turner Diaries has long been viewed as a fundamental manual of extremism. The Turner Diaries has been little-known for decades outside of extremist circles. But within those extremist circles, it became well-established as a core text due to its use as, essentially, a training manual for America’s largest neo-Nazi organization — and then the internet made it more accessible than ever. Although The Turner Diaries is fiction, its narrative mirrors recent real-world events, probably because many modern-day extremists have been so influenced by it. We can see that influence in the most direct and chilling way — because, among other things, The Turner Diaries ends with a violent terrorist coup against the US government, not unlike the January 6 Capitol insurrection. But while The Turner Diaries is foundational to modern white supremacy’s terrorist tactics, it may have shaped the ideology even more — and that’s an influence that will be harder to remove than the book itself.
The Turner Diaries was written by an avowed neo-Nazi
The Turner Diaries was first published in its entirety in 1978 under the pseudonym Andrew Macdonald. The real author was William Luther Pierce — a racist man the hate-watch group Southern Poverty Law Center dubbed “America’s most important Nazi” of the 20th century. It would be hard to overstate Pierce’s galling contributions to the cause of US white supremacy — and that’s without considering The Turner Diaries. Born in Atlanta in 1933 , Pierce reportedly claimed to be descended from a Civil War governor, and attended a military high school in Texas before going on to attain a doctorate in physics. According to an offensively obsequious 2001 biography of Pierce — in which author Robert Griffin extensively quotes Pierce spouting unchallenged white supremacist propaganda — Pierce was raised for part of his childhood by a relative who had a Black person who’d been convicted of a crime working for him who “in effect was his slave.” Racism was a consistent part of Pierce’s upbringing and his political pursuits, and he eventually left a career as a rocket scientist in 1966 to invest more deeply in American Naziism.