Stille Wege im Schilfmeer

Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.1997Europa

"Stille Wege im Schilfmeer - Wanderungen in der Camargue" von S. Baumer. Lavender-Verlag, Rüsselsheim 1997. 94 Seiten, vier Farbabbildungen, drei Karten. Broschiert, 19,80 Mark. ISBN 3-931685-37-3.

Der schmucklos-unscheinbare Band gehört zu einer kleinen "hellblauen Reihe" von Provence-Büchern, die "für den Blick hinter die Fassaden" stehen sollen und nicht einmal den Namen des Autors zur Gänze verraten: solche und andere Ungeschicklichkeiten prägen das Erscheinungsbild und so den ersten Eindruck eines Büchleins, das im übrigen durchaus ein vertiefteres Verständnis der Camargue vermittelt, als es ein normaler Reiseführer kann. Denn die Landschaft um das Rhônedelta wird als Kulturlandschaft, nicht als Reiseland beschrieben: kein Wort also über Anfahrt, gutes Essen oder Hotelanlagen mit Flamingogarantie. In manchmal betulichem Ton, der an Cäsarübersetzungen erinnert, werden vor allem die Orte in ihre meist lange Geschichte gerückt, Arles, Aigues Mortes, Maries-de-la-Mèr. In zwei Kapiteln werden die Sumpflandschaften und die benachbarte Crau mit großer Kenntnis vorgestellt. Wer dabei so oft "Stier" sagt, wie es hier der Fall ist, will auch einmal "Stierkampf" sagen, und so wird auch die nämliche Folklore mit Worten beschworen: Nur leider, ausnahmsweise, stimmt dazu im einzelnen fast nichts, nicht einmal die Begriffe. (mbe)

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