Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.09.1999Früher HerbstNEUE MITTE. Über die Gründe, die im vergangenen Herbst zum Machtverlust der CDU geführt haben, wird bis heute spekuliert. Konrad Adam, Redakteur dieser Zeitung, sucht sie nicht nur im Überdruss an der einsamen Leitfigur Helmut Kohl, sondern in der Nachlässigkeit gegen alles Inhaltliche, der sich die Partei unter seiner Führung hingegeben habe. In seinem Buch "Staat machen" geht er der Frage nach, warum die von Gerhard Schröder proklamierte Neue Mitte zu Unrecht so genannt wird. Er konstatiert als Dilettantismus, wie die rot-grüne Koalition ihre Gesetzesvorhaben schlecht vorbereitet, ungeschickt angefasst und dann immer wieder nachgebessert habe. Die CDU habe von diesen Mängeln profitiert, und sie werde weiter profitieren, wenn es ihr gelinge, aus der Opposition heraus ihr Profil zu schärfen. Dazu sollte sie sich auf ihre Domänen besinnen, auf Wirtschafts- und Sozialpolitik, auf die Verantwortung für Schule, Bildung und Familie. Adam setzt auf einen Konservatismus, der den Staat nicht von oben denkt, sondern von unten her, als eine Veranstaltung von Bürgern, die sich über den Wert ihrer Freiheit im Klaren und ebendeshalb nicht dazu bereit sind, für wirtschaftliche Annehmlichkeiten einen politischen Preis zu zahlen. (Konrad Adam: Staat machen. Warum die neue Mitte keine ist und wir die alte Mitte brauchen. Siedler Verlag, Berlin 1999. 29,90 Mark.)
F.A.Z.
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