etlichen emphatischen Darstellungen der Bewegung nach Westen. Nüchterner wirkten die Fotografien von Eisenbahnen und vor allem vom Bau der transkontinentalen Strecke. Dennoch müssen gerade die Aufnahmen neugelegter Gleise, die sich schnurgerade in das bis zum Horizont reichende Nichts der Prärie oder sogar einer Wüste schieben, als Zeichen schier übermenschlichen Willens gelesen werden: Die Geometrie der Ingenieurkunst führt zu einer neuen Form der Erhabenheit.
Im einundzwanzigsten Jahrhundert hat sich das Bild gründlich gewandelt. Bahnen heute: Das ist kaum darzustellen ohne einen Hauch von Nostalgie. Mag deshalb im Klappentext zu dem wunderbaren Bildband "Some Trains in America" von dem "mächtigsten Abbild des amerikanischen Traums" die Rede sein, wähnt man sich innen eher Dinosauriern gegenüber. Und daß momentan mehr Material auf amerikanischen Gleisen transportiert wird als je zuvor in der Geschichte des amerikanischen Güterbahnverkehrs, will man kaum glauben. Dem Reiz der Bilder und der überwältigenden Maschinen freilich schadet das nicht. Seite um Seite rollen schwere Dieselloks, die meisten schwarz, aber manche in bunter Lackierung, durch Städte oder üppig bewachsene Landschaften, über Güterbahnhöfe oder durch die staubige Ödnis des Südwestens. Der englische Fotokünstler Andrew Cross hat die Bilder während mehrerer Reisen zwischen den Jahren 1994 und 2000 aufgenommen - besessen, wie nur ein englischer Trainspotter besessen sein kann. Mehr Bahn war nie. - Unsere Abbildung entstand bei Ellett, Virginia, 1997.
F.L.
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"Some Trains in America" von Andrew Cross. Prestel Verlag, München, London, New York 2002. 156 Seiten, 120 Abbildungen. Gebunden, 49,95 Euro. ISBN 3-7913-2679-1.
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