Bilderreigen montiert, und die Firmengeschichte im Format des Coffeetable-Books als Kunstband serviert. Nachdem sich die Kunst der Werbung immer ähnlicher gemacht hat, nennt sich auch Werbung selbstbewußt Kunst. Mit nachdenklichem Flair schickt man im Editorial voraus, Werbung sei gar nicht so glamourös, wie viele glauben. Als Beweismaterial werden die hauseigenen Produkte ausgebreitet: in Wort und Bild gegen Rassismus, für das Rote Kreuz, gegen häusliche Gewalt, für Kondome, gegen Hundekot auf den Gehsteigen und für den Tierschutz. Der Kunst hat man - erfolgreich - den Trick der Publikumsbeschimpfung abgeluchst, nennt beispielsweise den Konsumenten erstmal ein "Stück Scheiße", um ihn auf Rassismus aufmerksam zu machen, oder titelt das Photo eines wasserköpfigen Säuglings, dessen Mutter während der Schwangerschaft radioaktiver Strahlung ausgesetzt war, bissig mit "Frauen und Kinder zuerst". Wie in den besten Zeiten der antibürgerlichen Avantgarde gibt es keine Gefälligkeiten. "Sozial engagierte Werbung liegt Saatchi & Saatchi", bilanziert der Konzern und verschweigt dabei, was ihm in den Knochen steckt: 1978 stattete Saatchi & Saatchi Margaret Thatcher mit dem Wahlkampfspruch "Labour isn't working" aus, der sich in England zum geflügelten Wort mauserte. Den Slogan für die Konservativen empfinden die schmucken Sozialarbeiter in eigener Sache offensichtlich nicht als beste Werbung.
JULIA VOSS.
"Social Work". Saatchi & Saatchi's Cause-Related Ideas. Hrsg. von Mark Thomson. Minus273 Publishers, London 2000, 288 S., zahlreiche Abb., geb., 24,95 brit. Pfund.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main