sich zunehmend von der Natur entfernenden Menschen die Möglichkeit geboten, eine verborgene Welt zu entdecken und dem, was da kreucht und fleucht oder wächst und vergeht, unglaublich nahe zu kommen. Dennoch ist "Sehnsucht Wald" kein uneingeschränkt zu akzeptierendes Meisterstück. Das Buch hat auch Schwächen: die Texte. Beide Autoren - Kieling ist zuständig für die Tier-Kapitel, Schönberger für die Jahreszeiten-Betrachtungen - wären gut beraten gewesen, ihre persönlichen Gefühle in Zaum zu halten, denn wen etwa interessiert es, dass Kilian Schönbergers Unbehagen über die trockene und beißend kalte Luft nachlässt, sobald die Kamera im Einsatz ist, oder wenn Andreas Kieling im Kapitel "Mein Lieblingsbaum" verkündet, dass er es einfach von oben herab tue, wenn er einmal pinkeln muss. Ein paar Zitate von Franz Kafka, Adalbert Stifter, Joseph von Eichendorff und Friedrich Hölderlin und am Schluss - ziemlich fremd in dieser Umgebung - noch ein Rezept für Holunderkücherl retten das nicht mehr.
tg
"Sehnsucht Wald - Geheimnisvolle Lebensräume in Deutschland" von Andreas Kieling und Kilian Schönberger. National Geographic Deutschland im NG Buchverlag, München 2016. 240 Seiten, 220 Farbfotos. Gebunden, 49,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main