Rottach-Egern am Tegernsee lebende Ruheständler vor zwölf Jahren vorgelegt hat. Und die sind auch besser geschrieben, weniger "ostalgisch" übertüncht als bei Schumann. Der ehemalige Chefreporter der FDJ-Zeitung "Junge Welt", im MfS übrigens als IM "Karl" registriert, gründete 1991, mit 40 Jahren, den Verlag "edition ost", dessen Programm Geschichtsrevisionismus im Sinne des alten Regimes heißt. Kein Zufall, dass er auch das vorliegende Buch herausgebracht hat. Auf Schumann dürfte auch der teils saloppe, teils penetrant parteiliche Stil seines Schalck-Reports zurückzuführen sein. Schumanns Ko-Autor, der 18 Jahre ältere ehemalige Sportarzt Wuschech, ein langjähriger Freund Schalcks, war wohl eher als Berater und Zeitzeuge an der Entstehung des Buches beteiligt.
Gelegentlich bietet es interessante Einblicke - etwa in den Außenhandel mit der Sowjetunion. "Oft war die UdSSR bei den vereinbarten Lieferungen säumig", was die DDR dann zu Westimporten zwang. "Um jedoch die dafür benötigten Devisen zu erwirtschaften, mussten Erzeugnisse exportiert werden, die der Versorgung der eigenen Industrie und der Bevölkerung entzogen wurden. Dadurch setzte eine Entwicklung ein, die zwangsläufig zu Überschuldung und Abhängigkeit führte, die wiederum die DDR politisch erpressbar machte." Genau das war das Kalkül, von dem sich der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß (CSU) 1983 bei dem von ihm eingefädelten Milliardenkredit für Honecker leiten ließ. Und von welchen Intentionen ließen sich die Autoren leiten? Wollten sie Schalcks Image aufhübschen? Schalck ein kommunistischer Patriot? Oder seine Verdienste als "Devisenbeschaffer" herausstreichen? Immerhin erwirtschafte KoKo mit zuletzt 3000 Mitarbeitern unter Schalcks geschickter Leitung zirka 25 Milliarden DM, was die marode DDR allerdings auch nicht retten konnte.
KARL WILHELM FRICKE
Frank Schumann/Heinz Wuschech: Schalck-Golodkowski. Der Mann, der die DDR retten wollte. edition ost im Verlag Das Neue Berlin, Berlin 2012. 192 S., 12,95 [Euro].
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