im Eifer des Gefechts als Labbeduddel, Spitzklicker, Babbsäck, Häwwesdeesjer oder Trutschel tituliert, erntet er statt einer Anzeige wahrscheinlich einen erstaunten Blick oder - im besten Fall - ein Lachen. Wer künftig genau wissen möchte, was hinter dem Riwweloorsch (ein unruhiger, rastloser Mensch) und dem Hannebampel (eine schlappe, energielose Person) steckt, kann jetzt in dem gleichnamigen Band von Hildegard Hogen und Leonore Poth nachschlagen, der kürzlich im Hanauer CoCon-Verlag erschienen ist.
Auf knapp 50 Seiten erklärt die promovierte Germanistin Hogen rund 150 hessische Schimpfwörter von A wie Alafanz als Bezeichnung für eine überempfindliche Frau bis Z wie Zwirgel für einen verschrobenen Menschen. Der Leser erfährt, dass es sich bei einem Hinnerfotzer um einen Zeitgenossen handelt, "der net hinne ist wie vorne, also falsch, geradezu heimtückisch". Auch mit dem Säckel ist nicht zu spaßen, denn das ist ein hinterlistiger Gauner, der andere in den Säckel - nach dem lateinischen sacellus, Hosentasche - steckt. Der Schmuser hat zwar einen freundlich klingenden Titel, ist aber bloß ein dummer Schmeichler, der anderen Honig um den Mund schmiert. Als durchtrieben und gerissen wird der Spitzklicker charakterisiert. Der Wortbestandteil spitz stammt laut Hoger aus dem Frühneuhochdeutschen und bedeutet im Fall des Spitzklickers so viel wie überklug und betrügerisch.
Auch wenn die Autorin Wert auf wissenschaftliche Genauigkeit legt, liest sich der Band nicht als trockenes Nachschlagewerk. Dagegen stehen von vornherein die witzigen hessischen Spracheskapaden. Auch die Zeichnungen der Filmemacherin Leonore Poth sorgen für eine unterhaltsame Lektüre in dem farbenfrohen Büchlein. Poth gelingt es, die Charaktere Hannebampel und Lumpekrott in ihren Karikaturen überspitzt und liebevoll auf den Punkt zu bringen.
"Riwweloorsch un Hannebampel" ist der dritte Band einer Reihe hessischer Spezialitäten, illustriert mit Karikaturen von Leonore Poth. Der erste, ebenfalls verfasst von Hildegard Hogen, mit dem Titel "Sitzt e Wärmsche uff'm Tärmsche" widmet sich den schönsten hessischen Kinderreimen. Mit "Hessen-Essen" ist Band 2 überschrieben. Autor Peter Schwindt stellt in dem Bilderbuch unter der Überschrift "Von Vieren, die auszogen, alte Küchenschätze neu zu entdecken" nach einer kulinarischen Reise durch Hessen deftige Rezepte für Küche und Kinderzimmer zusammen.
LUISE GLASER-LOTZ
Der Band "Riwweloorsch un Hannebampel" von Hildegard Hogen (Text) und Leonore Poth (Illustrationen) ist erschienen im CoCon-Verlag Hanau und kostet 12,80 Euro.
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