alten Reiseführer, auf das, was zum Seelenheil notwendig ist, hinweisen, sondern vor allem auf das, "was zur Sachkenntnis und zur Zier des Verstandes . . . gehört". Damit wendet er sich vor allem an die "bildungsbeflissenen" Reisenden, weniger an fromme Pilger. Wo immer es möglich ist, verweist Petrarca auf die griechische und römische Geschichte und geht detailliert auf die römische Mythologie und Dichtung ein. Andererseits vernachlässigt er Hinweise auf christliche Kirchen und Möglichkeiten, religiöse Handlungen zu praktizieren. Dazu passt, dass zwar Genua und Neapel ausführlich beschrieben werden, Rom aber buchstäblich links liegen gelassen wird. "Wenn du hier vorbeigefahren bist, kommt links die Tibermündung, . . . bedenke, dass du von Rom, der Königin der Städte, nur zwölf Meilen entfernt bist." Die Fahrt, die in Genua begonnen und entlang der Westküste Italiens durch die Straße von Messina hin zur griechischen Küste führt, endet in Jerusalem, dem Ziel der Pilgerfahrt, noch lange nicht. Nur kurz werden die Stätten, an denen Christus gelehrt, gelebt und gelitten hat, erwähnt, dann soll den Reisenden die Begierde nach Neuem drängen. Petrarca empfiehlt, die Fahrt fortzusetzen, zunächst durch das Heilige Land, dann weiter nach Ägypten und besonders nach Alexandria, das in seiner antiken Schönheit beschrieben wird. "Nach allem, was du gesehen hast, und mit diesem Führer wirst du gebildeter und frommer zu uns zurückkehren." Das etwa 650 Jahre alte Reisebuch ist heute noch gut lesbar. Im Vergleich mit modernen Reiseführern lässt sich hier wunderbar die Entwicklung der Säkularisierung beobachten, die in der Renaissance ihren Anfang genommen hat. (A.W.)
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