Karl-Otto Dummer

Gebundenes Buch

Pamir

Die Geschichte des Untergangs

Beschreibung

Im September 1957 sank die deutsche Viermastbark PAMIR während des Hurrikans "Carrie" im Nordatlantik. Auch heute, nach nun fünf Jahrzehnten, gehört der Untergang des Fracht fahrenden Segelschulschiffs, eines Schwesterschiffs der berühmten PASSAT, zu den prägenden Ereignissen im jungen Nachkriegsdeutschland.

Von 86 Besatzungsmitgliedern haben nur sechs überlebt, darunter der Autor Karl-Otto Dummer. Er berichtet realitätsnah nicht nur von den letzten Tagen und Stunden der PAMIR sowie der Rettung aus einem winzigen Boot, auch die Porträts seiner Freunde und die realistische Beschreibung der Segelschifffahrt gehören zu den seltenen, authentischen Zeugnissen eines Mannschaftsmitglieds in der deutsch-sprachigen Literatur.

Dazu kommt eine akribische Dokumentation: Die Aussagen der Geretteten und ihrer Retter sowie der damals noch lebenden, erfahrenen Segelschiffskapitäne, die in den Seeamtsverhandlungen vorgelegten Beweise und Berechnungen, zahlreiche Dokumente und zeitgenössische Fotos.

Produktdetails

• Verlag: Edition Maritim
• Seitenzahl: 297
• Erscheinungstermin: April 2007
• Deutsch
• Abmessung: 245mm
• Gewicht: 1274g
• ISBN-13: 9783892255567
• ISBN-10: 3892255563
• Artikelnr.: 20949942

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.06.2007

Die vermeidbare Katastrophe der "Pamir"
Das Buch eines Überlebenden erzählt die Geschichte des Untergangs vor 50 Jahren: Schulschiff mit tückischer Ladung

VON PETER THOMAS

Am 21. September 1957 kentert die deutsche Viermastbark "Pamir" im Nordatlantik während eines Hurrikans und sinkt in weniger als einer halben Stunde. Trotz der Rettungsaktion mit mehr als 60 Schiffen werden nur sechs Matrosen gerettet, 80 Seeleute sterben. Das Rätseln über die Hintergründe des Untergangs dauert bis heute an: Hat der Kapitän mit seinen Fehlentscheidungen das Schicksal der "Pamir" besiegelt? Hätte die Bark in ihrem Zustand überhaupt auslaufen dürfen? Wäre die Katastrophe abzuwenden gewesen, wenn der Seefunk häufiger

abgehört worden wäre? Auch 50 Jahre nach dem Untergang tauchen noch Dokumente auf, die alten Vorwürfen gegenüber Schiffsführung und Reederei neue Nahrung geben.

Karl-Otto Dummer, einer der Überlebenden, hat schon vor 30 Jahren gemeinsam mit Jochen Brennecke ein Buch über die Katastrophe geschrieben. Zum Jahrestag ist der Band nun bei Edition Maritim in neuer Aufmachung und mit umfangreichen Illustrationen erschienen. "Pamir. Die Geschichte des Untergangs" ist kein reiner Erlebnisbericht, sondern eine akribisch recherchierte Dokumentation. Die Verbindung aus Reportage und Hintergrundbericht hat nichts von ihrer Faszination verloren.

Die zentrale Frage des Buchs haben sich 1957 Medien und Seeleute in aller Welt gestellt: War der Untergang nicht zu verhindern? Schließlich hatte die "Pamir", die mittlerweile als Fracht tragendes Segelschulschiff für angehende Offiziere auf Handelsschiffen diente, schon viele schwere Passagen über den Atlantik hinter sich gebracht. Allein für ihren ersten Reeder hatte sie 36 Mal Kap Hoorn umrundet. Auf der Unglücksfahrt kamen mehrere kritische Faktoren zusammen: Beladen war der Großsegler mit Gerste als Schüttgut, einer mechanisch besonders tückischen Fracht, die sich fast wie eine Flüssigkeit verhält und zu Ladungsverschiebungen bei starker Krängung des Rumpfs neigt. Auf Frachtseglern wurde Getreide deshalb früher ausschließlich in Säcken gestaut. Beim Umbau zum Schulschiff veränderte sich durch neue Aufbauten außerdem der Schwerpunkt des Schiffs, was sich nach Wassereinbrüchen während des Hurrikans besonders stark auswirkte. Der Wirbelsturm "Carrie" nahm einen untypischen Verlauf. "Eine Ausnahme unter den Ausnahmen", so wird das Wetterereignis später von einem Kapitän bewertet.

Der Untergang des Schiffs war aber wohl kein unabwendbares Schicksal: Wäre die "Pamir" vor dem Sturm unter minimaler Besegelung beigedreht; hätte Kapitän Johannes Diebitsch, der für den erkrankten Kapitän Hermann Eggers eingesprungen war, den absoluten Verschlusszustand befohlen; wäre die extrem trockene und instabile Gerste anders gestaut worden - die "Pamir" hätte vermutlich den Sturm überstanden. Und das regelmäßigere Abhören der Wetterberichte hätte das Schiff sicher früher vor dem Hurrikan warnen können. Gerade was den Segelweg angeht, folgte Diebitsch aber den Traditionen und Erfahrungen der Zunft der Cap Horniers. Grundsätzliche Fehlentscheidungen wurden der Schiffführung im Prozess vor dem Seeamt Lübeck denn auch nicht nachgewiesen. Allerdings hätte die Ausstattung des Seglers mit moderneren Rettungsmitteln sicherlich einige Menschenleben retten können. Das zeigen die Berichte der sechs Überlebenden, die in leckgeschlagenen und unzureichend ausgestatteten Rettungsbooten drei Tage auf dem Meer trieben.

Der Rahsegler mit Rumpf und Masten aus Stahl wurde 1905 bei Blohm & Voss in Hamburg als schnelles Frachtschiff gebaut. Die Pamir war einer der "Acht Schwestern". So hießen acht zwischen 1903 ("Pangani") und 1926 ("Padua") gebaute Viermastbarks der Hamburger Reederei Laeisz. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Segler beschlagnahmt und lief von 1941 bis 1948 unter neuseeländischer Flagge. Zusammen mit der 1911 gebauten "Passat" sollte die "Pamir" in Antwerpen verschrottet werden. Doch der Lübecker Reeder Heinz Schliewen setzte sich dafür ein, die Windjammer als Schulschiffe zu erhalten.

Am 10. Januar 1952 begann das zweite Leben der Viermastbark. Knapp 50 Jahre nach ihrem Stapellauf ging sie als mächtiger Repräsentant einer vergangenen Epoche wieder auf die Reise. Über dem 105 Meter langen und 14 Meter breiten Rumpf ragten die vier Masten bis zu 52,5 Meter hoch auf, die gesamte Fläche der 36 Segel betrug 3800 Quadratmeter.

Im Jahr des "Pamir"-Untergangs wurde die "Passat" aus dem Dienst genommen, sie liegt heute in Travemünde. Die "Peking" befindet sich - ebenfalls als Museumsschiff - in New York. Nur die "Padua" hält unter ihrem neuen Namen "Krusenstern" die Tradition der "Acht Schwestern" aufrecht: Sie dient als russisches Segelschulschiff.

Karl-Otto Dummer: "Pamir. Die Geschichte des Untergangs". Edition Maritim, Hamburg, 300 Seiten, zahlreiche Fotos und Abbildungen, 24,90 Euro

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