seinem sechzigsten Geburtstag nun ein Bändchen mit Prosaminiaturen. Die Illustrationen dafür hat Michael Augustin selbst beigesteuert. Es ist ein hübsches Buch, klein, fein und meerblau, denn in allen Geschichten geht es um die Ostsee. Das Buch hebt mit einem Gedicht "An den Empfänger der Flaschenpost" an: "Die Nachrichten mögen schlecht sein. / Aber es ist Pfand auf der Flasche." Herrlich! Leider bleiben die Prosatexte dahinter zurück. Es sind vorwiegend autobiographische Skizzen. Und vielleicht ist sogar genau dies das Problem. Denn Augustin erzählt Kindheitsanekdoten, die sich zugetragen haben am Travemünder Strand und die in einer lustig aufgelegten Gesellschaft bestimmt nett dahinzuplaudern sind. Aufgeschrieben aber wirken sie fade, manchmal albern und oft eine Spur zu eitel. Etwa wenn er darauf hinweist, den Salzgehalt der Ostsee erhöht zu haben, nur weil er 1966 nach dem für Deutschland verlorenen Wembley-Finale in der Fußball-Weltmeisterschaft an den Strand ging und in die See heulte, damit ihm möglichst niemand dabei zuschaute. Oder wenn er als Kind die Wörter "Komponist" und "Kommunist" nicht recht auseinanderhalten konnte und ausgerechnet den sich am Strand in allem Seelenfrieden sonnenden Karlheinz Stockhausen vor seinen Eltern einen Kommunisten nannte.
F.P.
"Ostsee-Storys" von Michael Augustin. Edition Temmen, Bremen 2012. 112 Seiten, 21 Collagen des Autors. Gebunden, 9,90 Euro.
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