und Riesenbeständen waren ihm ein Greuel. Ulrich Kluge, Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, erläutert, er habe sein Buch aus dem unmittelbaren Erleben dessen geschrieben, was sich seit dem Erscheinen des Priebe-Buches in Landwirtschaft und Agrarpolitik entwickelt habe. Auch er hält eine "Agrarwende" für geboten. Agrarpolitik, Ackerbau und Viehhaltung will auch er im Einklang mit der Natur betrieben sehen. Wer wollte das nicht.
In seinem anschaulich geschriebenen Buch schildert Kluge sachlich-kritisch, wie sich Agrarpolitik und Landwirtschaft mit welchen Folgen entwickelt haben. Er führt den Leser von "Agrar-Europas fehlerhafter Geburt" über BSE, Schweinepest, Renate Künasts "Programmnebel", dem "industrialisierten Tier", dem "verlassenen Verbraucher" hin zur zutreffenden Feststellung, daß die von der deutschen Regierung propagierte "Agrarwende" sich erschöpft in Absichtserklärungen, sich präsentiert im Personalwechsel in Führungspositionen und zerflattert in punktuellen Systemreparaturen. Ohnehin werde in Deutschland "nur so viel zu wenden sein, wie die Gemeinschaftsräson verträgt und die Welthandelsorganisation (WTO) zuläßt". So ist es.
Kluge plädiert für eine "echte" Öko-Wende. Die "größte Chance, um die unendliche Geschichte agrarpolitischer Irrungen und Wirrungen abzuschließen", sieht er darin, von dem auszugehen, was sich in der Geschichte am längsten bewährt hat: von der bäuerlichen Landwirtschaft auf Familienarbeitsbasis, von einer mittelständisch strukturierten Landwirtschaft. Man liest, was Kluge will und was er nicht will. Man liest nicht, wie das Gewollte und Nicht-Gewollte gelingen soll, mit welchen Mitteln, welcher Politik, welchen Aussichten auf Erfolg. Denn da hört das Buch auf - ausgerechnet da, wo es am spannendsten wird.
KLAUS PETER KRAUSE
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