möchten. Aber auch für die vielen ausländischen Besucher mag es reizvoll sein, "Nuremberg from the Air" - so der Untertitel - zu erleben, nachdem sie sich in den Gassen und Straßen die Füße platt gelaufen haben. Einer Erkenntnis werden sich allerdings weder Einheimische noch Fremde beim Betrachten der Bilder entziehen können: Nürnberg ist von unten ungleich schöner als von oben, denn das, was nach den verheerenden Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg an Bausubstanz übriggeblieben ist oder restauriert und historisch getreu rekonstruiert werden konnte, wirkt so stark und absorbiert alles Interesse, daß man die neuerbaute Umgebung kaum wahrnimmt. Durch das Luftbild jedoch treten die Verluste und die Sünden beim Wiederaufbau mit aller Schärfe zutage: etwa wie häßlich der Kornmarkt heute ist, wie wenig einfühlsam der Egidienplatz neu gestaltet wurde oder wie öde der sogenannte Plärrer, die Verkehrsdrehscheibe der Stadt, im Vergleich zu früher wirkt. Man könnte vermuten, daß dahinter die Absicht steckt, die ernüchternde Wirklichkeit Nürnbergs zu zeigen und ein Gegenbild zum hier zuerst gesuchten deutschen Idyll zu schaffen. Aber das ist nur eine Vermutung. Wahrscheinlicher ist, daß Nürnberg aus der Luft einfach nicht mehr hergibt.
tg.
"Nürnberg aus der Luft" von Hartmut Beck (Text) und Manfred Gillert (Fotos). Ars vivendi Verlag, Cadolzburg 2005. 96 Seiten mit mehr als 70 Luftbildern und deutsch/englischen Legenden. Gebunden, 22,90 Euro. ISBN 3-89716-531-7.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main