hätte das gedacht? "Ohne Arschtritt geht bei mir fast gar nichts." So beginnt das Buch von Eva Padberg. Das klingt nicht gerade fromm für eine Eva und ziemlich stillos für ein Model, das derzeit mit dem Slogan "Stil hab ich, Bild kauf ich" für den Springer-Verlag wirbt. Seit die Einunddreißigjährige vor zehn Jahren mit einer Kampagne des Dessousherstellers Palmers für Aufsehen sorgte, weil sie auf den Postern so sexy aussah, gilt sie in Deutschland als Topmodel. Vor sieben Jahren zog sie sich für den Playboy aus. Sie hat schon zwei Bambi-Verleihungen moderiert und wird demnächst als Moderatorin der Sendung "Das perfekte Model" auf Vox zu sehen sein. In dem Film "Wickie auf großer Fahrt" trat sie in einer Nebenrolle auf, sie macht gemeinsam mit ihrem Ehemann Musik, lebt in Berlin und findet sich trotz ihres Erfolges "nicht so aufregend." Warum dann eine Autobiographie? Überall mal reinschnuppern - so könnte ihr Lebensmotto lauten. Eine bunte Mischung ist auch ihr Buch: 41 kurze Kapitel, in denen es um Fotografen, Kunden, Schauen und ähnliche Stichworte geht. Eva Padberg erklärt die Regeln der Branche und verrät, wie man auch jenseits des Laufstegs als Model reich wird: "Kampagnen, Kataloge, Wäsche." Als Informationsbroschüre funktioniert der Text. Gelungen sind außerdem einige Passagen, in denen sie über ihre Anfangszeit als Model spricht. Es sind lustige Anekdoten dabei, etwa ihre Erinnerung an ein Shooting, bei dem sie in einen Teich voller Blutegel steigen musste. Aber was sollen die Kochrezepte? Oder der altmodische Modelposen-Katalog? Da gingen ihr wohl die Ideen aus. "Ich befürchte, ich verbreite im Vergleich zu anderen Gesprächspartnern große Langeweile." Das ist natürlich ein Problem. Sobald es um ihr eigenes Leben geht, muss sie nach ein paar Sätzen das Thema wechseln. Eva, die Schöne. Eva, die Bodenständige. Weiter reicht ihre Selbstschau nicht. Sie hüllt sich in Oberflächlichkeiten. Dieses Mal also keine nackte Eva.
Kerstin Susanne König.
Eva Padberg: Model-Ich, 176 Seiten, Diederichs, 14,99 Euro.
Es sind nicht die spektakulären Fotos, die dieses Buch zur Sensation machen. Melancholische Augen und ein übergroßer Mund ließen die Frau, die sich Veruschka nannte, in den Sechzigern zum am besten bezahlten Model der Welt aufsteigen. Im Alter von 72 Jahren nun hat Vera Lehndorff eine Autobiographie vorgelegt, die einen neuen Blick auf bekannte Bilder gewährt. Plötzlich erhebt sich ihre Erfolgsgeschichte von der Leichtigkeit des Scheins über schwindelerregende Abgründe: wiederkehrende Depressionen, Selbstmordversuche. Dabei ist es nicht, wie man schnell denken könnte, die Gnadenlosigkeit der Branche, die das Model, die Schauspielerin, die Künstlerin in existentielle Krisen stürzte. Die Frau mit dem einzigartigen Look entpuppt sich als typisch für ihre geschichtsgebeutelte Generation. Der Tod des Vaters Heinrich Graf von Lehndorff, der als Widerstandskämpfer von den Nazis hingerichtet wurde, die überforderte Mutter sowie die Rigidität institutioneller Nachkriegserziehung haben Spuren hinterlassen. "Keiner fragte damals nach seelischen Nöten, schon gar nicht bei einem Kind", sagt sie im Gespräch mit dem Publizisten Jörn Jacob Rohwer, der die subjektive Rückschau geschickt mit historischen Fakten, Zeitdokumenten und Tagebuchauszügen anreichert. Dieses Buch krankt allein an der Tragik der Protagonistin: Das letzte Drittel des Textes ist - so wie die zweite Hälfte von Veruschkas Leben - eigentlich nicht mehr so richtig von Interesse.
Julia Schaaf.
Jörn Jacob Rohwer, Vera Lehndorff: Veruschka. Mein Leben, 400 Seiten, Dumont, 24 Euro.
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