er den Urheber des Gerüchts ein Kopfkissen aufschneiden und die Federn in alle Winde verstreuen. Erst wenn die letzte Feder wieder eingesammelt ist, so der Pädagoge, sei das Gerücht wieder aus der Welt. Das Kind ist zerknirscht, das Buch ist aus.
Neu - und schön - sind an dieser Story nur die Illustrationen von Loren Long: bester amerikanischer Bilderbuchrealismus in warmen, frischen Farben und mit ein wenig Weichzeichner. Long ist das Kunststück gelungen, die Handlung mit Leben zu füllen, mit dynamischen Bewegungen und weiten, winddurchschossenen Landschaften à la Hopper. "Anrührend, klug, beinahe klassisch" nennt der Werbetext das Werk. Beinahe klassisch - das immerhin stimmt beinahe: Der Kern der Geschichte mit dem imaginativen Feder-Bild stammt nicht von Madonna selbst, sondern aus einer alten ukrainischen Rabbinergeschichte. Um die Macht der Wörter ging es darin und geht es heute der Autorin. Gut, daß sie das eigens erwähnt, denn spürbar ist diese Macht sonst nicht.
Es wird weitergehen mit diesen als Botschaften an die Kinder getarnten vordergründigen Imageerweiterungen der Prominenten: Noch drei Madonnenbücher werden folgen, und neulich hat auch Whoopi Goldberg eine Kinderbuchreihe angekündigt, in der sie uns "etwas über das Zusammenleben auf diesem Planeten" beibringen will. - Liebe Kinderbuchverleger! Da Sie es offenbar nicht lassen können, diese Dinge zu drucken - könnten Sie sie nicht wenigstens alle auf einmal bringen, damit wir es hinter uns haben? Und danach wieder richtige, also widerständige, irritierende, traurige und lustige Kinderbücher verlegen?
MONIKA OSBERGHAUS.
Madonna: "Mister Peabodys Äpfel". Mit Illustrationen von Loren Long. Aus dem Englischen übersetzt von Anu Stohner. Hanser Verlag, München 2004. 36 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 4 J.
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