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Ditte von Arnim
Gebundenes Buch
Millionäre verborgt man nicht
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Ditte von Arnim erzählt mit viel Esprit und Witz die Geschichte von Sall Sonntag, einer jungen Frau, die sich in den Kopf gesetzt hat, ihr Glück mit einem Millionär zu machen. Sie weiß genau, was sie will. Wenn da nicht die Gefühle wären . . . und Freundin Lola, die auch weiß, was sie will. Eine Ggeschichte, so turbulent, so einfach und so groß wie das wirkliche Leben.
Produktdetails
- Verlag: Eulenspiegel
- Seitenzahl: 204
- Deutsch
- Abmessung: 195mm
- Gewicht: 304g
- ISBN-13: 9783359014201
- ISBN-10: 3359014200
- Artikelnr.: 09902001
Herstellerkennzeichnung
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Frisör Prüsse und Sali, die Braut
Ditte von Arnim liest in Neuhardenberg, und die Literatur feiert einen schönen Erfolg
1925 war Adolf-Heinrich von Arnim schon einmal in Neuhardenberg, erzählt er. "Hinten auf der Terrasse haben wir Kricket gespielt. Kennen Sie Kricket?" So lange es die DDR gab, hieß Neuhardenberg Marxwalde. Neuhardenberg - dieser Name ging auf die Hardenbergs zurück, die hier ihren Besitz hatten und deren berühmtester Vertreter Staatskanzler Karl August Fürst von Hardenberg war. Marxwalde aber kommt von Karl Marx, der nie hier war. Neuhardenberg ist der vielleicht ostdeutscheste Ort überhaupt. Schinkelplatz und Karl-Marx-Allee gehen ineinander über. Im Park steht das Denkmal für Friedrich II., an
Ditte von Arnim liest in Neuhardenberg, und die Literatur feiert einen schönen Erfolg
1925 war Adolf-Heinrich von Arnim schon einmal in Neuhardenberg, erzählt er. "Hinten auf der Terrasse haben wir Kricket gespielt. Kennen Sie Kricket?" So lange es die DDR gab, hieß Neuhardenberg Marxwalde. Neuhardenberg - dieser Name ging auf die Hardenbergs zurück, die hier ihren Besitz hatten und deren berühmtester Vertreter Staatskanzler Karl August Fürst von Hardenberg war. Marxwalde aber kommt von Karl Marx, der nie hier war. Neuhardenberg ist der vielleicht ostdeutscheste Ort überhaupt. Schinkelplatz und Karl-Marx-Allee gehen ineinander über. Im Park steht das Denkmal für Friedrich II., an
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der Straße die Büste von Marx. Hinter der von Schinkel gebauten Kirche sind die Gräber der von Hardenbergs zu finden, auch die Grabstätte des Staatskanzlers. Vor dem Schloß auf einem Rasenstück sind Gräber gefallener Soldaten der Sowjetarmee, dazu ein großer Sowjetstern.
Weder im uckermärkischen Gerswalde, wo Adolf-Heinrich von Arnim heute lebt, noch in Neuhardenberg hat die DDR-Zeit die Erinnerung an den Adel völlig auslöschen können. Adolf-Heinrich hatte einige seiner Kinderjahre in Gerswalde verbracht. Vor zehn Jahren kehrte er in die alte Heimat zurück. Er betreibt dort eine Mühle. Gerade hat er sich neben der Kirche ein altes Haus ausgebaut. Auch die Hardenbergs wollten zunächst nach Neuhardenberg zurückkehren. Das Schloß aber, den Park und die zum Ensemble gehörenden Nebengebäude hätten sie nicht halten können. Sie verkauften die Anlage an den Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Der hat sie restauriert und erweitert. Im Mai wird die Anlage offiziell eröffnet. Für die Leute in Neuhardenberg jedoch war schon vor ein paar Wochen Tag der offenen Tür. Die DDR-Armee hatte in Neuhardenberg einen ihrer größten Flugplätze. Die Armeeangehörigen wohnten in den üblichen Plattenbauten, die bis nahe an das Schloß herangerückt waren. Das Schloßensemble selbst verrottete.
Daß der 85 Jahre alte Adolf-Heinrich von Arnim nach fast acht Jahrzehnten noch einmal nach Neuhardenberg kommt, hat mit einem besonderen Glück zu tun. Im September 1998 lernte er auf einer Zugfahrt eine Frau kennen, die er 364 Tage später heiratete. Diese Frau, Ditte von Arnim, frühere Buchmann, hat in ihrem Leben schon alles mögliche gemacht. Auch Bücher hat sie geschrieben. Als sie Adolf-Heinrich kennenlernte, erschien gerade ein Buch, in dem sie das Leben des ostdeutschen Frisörs Jörg Prüsse erzählt. Prüsse war so eine Art Schwejk in den Zeiten des Sozialismus. Sein Salon im Berliner Ostbahnhof war Treffpunkt eines bunten Völkchens.
Eine seiner wahren Geschichten, die Ditte von Arnim aufschrieb, handelt von einer Mitarbeiterin der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in der DDR, die sich von Prüsse gern die Haare pflegen ließ. Einmal saß sie gerade unter einer Packung und las den mitgebrachten "Spiegel", als die Staatssicherheit den Salon stürmte und nach "westdeutschem Propagandagut" suchte. Der Kundin wurde der "Spiegel" aus der Hand gerissen. Die Packung verrutschte, das Geschrei war groß. Und dann mußte sozusagen auf höchster Ebene der deutsch-deutsche Zwischenfall ausgeräumt werden. Prüsse ist so alt wie Ditte von Arnim: Jahrgang 1951. Das Buch ist längst vergriffen. Daß die Autorin es dennoch mit zu einer Lesung nimmt, hat mit ihrem Mann zu tun. Er liest die Geschichte hinreißend. "An ihm ist ein Schauspieler verlorengegangen", sagt Ditte von Arnim. Adolf-Heinrich ist gerade zu so etwas wie einem Filmstar geworden. In Volker Köpps Dokumentarfilm "Uckermark" ist er eine der Figuren, die der Zuschauer nicht vergißt. Der Film hatte auf der Berlinale Premiere. Im April kommt er in die Kinos, hoffentlich in viele. Adolf-Heinrich von Arnim genießt seine großen Auftritte darin, und Ditte fällt die Aufgabe zu, ihn charmant zu bremsen. Nun also gibt Adolf-Heinrich den Prüsse in Neuhardenberg.
Das Amt Neuhardenberg hat zu diesem Nachmittag der Literatur eingeladen. Im Amt gibt es eine ABM-Kraft, die sich um Kultur kümmert. Um 15 Uhr geht es los in der "Brennerei", die keine Brennerei mehr ist, sondern eine schicke Gaststätte. An den langen Tischen sind alle Plätze besetzt. Zuerst gibt es Kaffee und Kuchen. Die Frauen sind solche, die zu Prüsse sagen würden: "Schneiden, Färben, Dauerwelle!" Sie sind so hingerissen von Adolf-Heinrich, daß eine von ihnen ihn später bittet, er solle ihr doch etwas in sein Buch hineinschreiben. "Aber es ist doch das Buch meiner Frau", sagt er.
Seine Frau liest dann auch noch aus ihrem jüngsten Roman. Ende des vergangenen Jahres ist "Millionäre verborgt man nicht" erschienen. Die Geschichte ist witzig erfunden. Salome Sonntag, Sali genannt, kommt auf die Idee, ihre Geldnöte aus der Welt zu räumen, indem sie sich einen Millionär angelt. Als Aushilfskraft bei einem Psychologen und bei einem Rechtsanwalt in Berlin müßten die entsprechenden Männer irgendwo in den Karteien doch zu finden sein. Sie finden sich auch, einer jedenfalls, ein Marmeladenfabrikant. Aber der ist, man ahnt es, am Ende doch nicht der richtige. Die Passage, welche die Autorin für die Lesestunde ausgewählt hat, handelt von Hiddensee. Ja, Hiddensee kennen die Frauen. Erinnerungsverloren lächeln sie. Und als Ditte von Arnim die Stelle liest, in der Sali und Dieter, schwitzend in der Sommerhitze, vergeblich das Meer suchen, feiert die Literatur einen besonderen Erfolg. Eine Frau muß sich die Strickjacke über ihrer hellen Bluse ausziehen: "Ist das warm hier."
Wenn man so will, haben die Leute von Neuhardenberg ihren Millionär gefunden. Sonst gäbe es weder die "Brennerei" noch die restaurierte Schloßanlage, weder das Hotel noch die Kieswege durch den Park. Ob es indes die große Liebe wird? Neuhardenberg war eine Zeit lang berühmt für seine Mißmutigkeit. Jetzt könnte alles gut werden, so wie in Dittes Geschichte bei Sali alles gut wird. "Es müßte nicht nur Klavierstimmer geben, sondern auch Menschenstimmer", läßt die Autorin ihre Heldin sagen. Am 9. März liest sie noch einmal. In Neuenhagen treffen sich die Literaturfreundinnen allerdings schon vormittags, in der "Süßen Ecke".
FRANK PERGANDE
Ditte von Arnims Roman "Millionäre verborgt man nicht" ist im Eulenspiegel Verlag erschienen, hat 205 Seiten und kostet 14,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Weder im uckermärkischen Gerswalde, wo Adolf-Heinrich von Arnim heute lebt, noch in Neuhardenberg hat die DDR-Zeit die Erinnerung an den Adel völlig auslöschen können. Adolf-Heinrich hatte einige seiner Kinderjahre in Gerswalde verbracht. Vor zehn Jahren kehrte er in die alte Heimat zurück. Er betreibt dort eine Mühle. Gerade hat er sich neben der Kirche ein altes Haus ausgebaut. Auch die Hardenbergs wollten zunächst nach Neuhardenberg zurückkehren. Das Schloß aber, den Park und die zum Ensemble gehörenden Nebengebäude hätten sie nicht halten können. Sie verkauften die Anlage an den Deutschen Sparkassen- und Giroverband. Der hat sie restauriert und erweitert. Im Mai wird die Anlage offiziell eröffnet. Für die Leute in Neuhardenberg jedoch war schon vor ein paar Wochen Tag der offenen Tür. Die DDR-Armee hatte in Neuhardenberg einen ihrer größten Flugplätze. Die Armeeangehörigen wohnten in den üblichen Plattenbauten, die bis nahe an das Schloß herangerückt waren. Das Schloßensemble selbst verrottete.
Daß der 85 Jahre alte Adolf-Heinrich von Arnim nach fast acht Jahrzehnten noch einmal nach Neuhardenberg kommt, hat mit einem besonderen Glück zu tun. Im September 1998 lernte er auf einer Zugfahrt eine Frau kennen, die er 364 Tage später heiratete. Diese Frau, Ditte von Arnim, frühere Buchmann, hat in ihrem Leben schon alles mögliche gemacht. Auch Bücher hat sie geschrieben. Als sie Adolf-Heinrich kennenlernte, erschien gerade ein Buch, in dem sie das Leben des ostdeutschen Frisörs Jörg Prüsse erzählt. Prüsse war so eine Art Schwejk in den Zeiten des Sozialismus. Sein Salon im Berliner Ostbahnhof war Treffpunkt eines bunten Völkchens.
Eine seiner wahren Geschichten, die Ditte von Arnim aufschrieb, handelt von einer Mitarbeiterin der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in der DDR, die sich von Prüsse gern die Haare pflegen ließ. Einmal saß sie gerade unter einer Packung und las den mitgebrachten "Spiegel", als die Staatssicherheit den Salon stürmte und nach "westdeutschem Propagandagut" suchte. Der Kundin wurde der "Spiegel" aus der Hand gerissen. Die Packung verrutschte, das Geschrei war groß. Und dann mußte sozusagen auf höchster Ebene der deutsch-deutsche Zwischenfall ausgeräumt werden. Prüsse ist so alt wie Ditte von Arnim: Jahrgang 1951. Das Buch ist längst vergriffen. Daß die Autorin es dennoch mit zu einer Lesung nimmt, hat mit ihrem Mann zu tun. Er liest die Geschichte hinreißend. "An ihm ist ein Schauspieler verlorengegangen", sagt Ditte von Arnim. Adolf-Heinrich ist gerade zu so etwas wie einem Filmstar geworden. In Volker Köpps Dokumentarfilm "Uckermark" ist er eine der Figuren, die der Zuschauer nicht vergißt. Der Film hatte auf der Berlinale Premiere. Im April kommt er in die Kinos, hoffentlich in viele. Adolf-Heinrich von Arnim genießt seine großen Auftritte darin, und Ditte fällt die Aufgabe zu, ihn charmant zu bremsen. Nun also gibt Adolf-Heinrich den Prüsse in Neuhardenberg.
Das Amt Neuhardenberg hat zu diesem Nachmittag der Literatur eingeladen. Im Amt gibt es eine ABM-Kraft, die sich um Kultur kümmert. Um 15 Uhr geht es los in der "Brennerei", die keine Brennerei mehr ist, sondern eine schicke Gaststätte. An den langen Tischen sind alle Plätze besetzt. Zuerst gibt es Kaffee und Kuchen. Die Frauen sind solche, die zu Prüsse sagen würden: "Schneiden, Färben, Dauerwelle!" Sie sind so hingerissen von Adolf-Heinrich, daß eine von ihnen ihn später bittet, er solle ihr doch etwas in sein Buch hineinschreiben. "Aber es ist doch das Buch meiner Frau", sagt er.
Seine Frau liest dann auch noch aus ihrem jüngsten Roman. Ende des vergangenen Jahres ist "Millionäre verborgt man nicht" erschienen. Die Geschichte ist witzig erfunden. Salome Sonntag, Sali genannt, kommt auf die Idee, ihre Geldnöte aus der Welt zu räumen, indem sie sich einen Millionär angelt. Als Aushilfskraft bei einem Psychologen und bei einem Rechtsanwalt in Berlin müßten die entsprechenden Männer irgendwo in den Karteien doch zu finden sein. Sie finden sich auch, einer jedenfalls, ein Marmeladenfabrikant. Aber der ist, man ahnt es, am Ende doch nicht der richtige. Die Passage, welche die Autorin für die Lesestunde ausgewählt hat, handelt von Hiddensee. Ja, Hiddensee kennen die Frauen. Erinnerungsverloren lächeln sie. Und als Ditte von Arnim die Stelle liest, in der Sali und Dieter, schwitzend in der Sommerhitze, vergeblich das Meer suchen, feiert die Literatur einen besonderen Erfolg. Eine Frau muß sich die Strickjacke über ihrer hellen Bluse ausziehen: "Ist das warm hier."
Wenn man so will, haben die Leute von Neuhardenberg ihren Millionär gefunden. Sonst gäbe es weder die "Brennerei" noch die restaurierte Schloßanlage, weder das Hotel noch die Kieswege durch den Park. Ob es indes die große Liebe wird? Neuhardenberg war eine Zeit lang berühmt für seine Mißmutigkeit. Jetzt könnte alles gut werden, so wie in Dittes Geschichte bei Sali alles gut wird. "Es müßte nicht nur Klavierstimmer geben, sondern auch Menschenstimmer", läßt die Autorin ihre Heldin sagen. Am 9. März liest sie noch einmal. In Neuenhagen treffen sich die Literaturfreundinnen allerdings schon vormittags, in der "Süßen Ecke".
FRANK PERGANDE
Ditte von Arnims Roman "Millionäre verborgt man nicht" ist im Eulenspiegel Verlag erschienen, hat 205 Seiten und kostet 14,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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