Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Andreas Lehmann kann nicht umhin, sich über das "mediale Trommelfeuer" in den USA und auch in Deutschland zu beschweren, das der Literaturbetrieb für die 33-jährige Jhumpa Lahiri geschürt hat. Sicher, gibt der Rezensent zu, kaum jemand hat für ein erzählerisches Debüt gleich den Pulitzer-Preis eingeheimst, kaum jemand erhält die begehrte Auszeichnung überhaupt. Trotzdem findet er den Medienhype übertrieben und die Zuwendung für die "Inderin in Amerika" maßlos. Hier würden Erwartungen aufgebaut, die Lahiris Kurzgeschichten überhaupt nicht erfüllen könnten. Und müssten. Der Rezensent ist erfreut darüber, dass Lahiri unprätentiös und vor allem alles andere als melancholisch vom Leben indischer Einwanderer erzählt. Vom Leben in der Fremde, das gar nicht so fremd und voller kultureller Spannungen ist wie die medialen Lahiri-Fans behaupten. Die Kurzgeschichten sind, so Lehmann, vielmehr Miniaturen menschlicher Missverständnisse, sprachlich wohlformuliert, "glatt" und "geschmeidig". Unspektakulär und doch spannend. Exotisch im Zwischenmenschlichen, nicht im Interkulturellen, meint der Rezensent.
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