Maulhelden und Königskinder

Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.07.1998Maulhelden
Gegenwartsliteratur im Streit

Vor einem Jahrzehnt entspann sich im deutschsprachigen Feuilleton ein Streit um die Qualität der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Junge Schriftsteller beteiligten sich an der von Kritikern eröffneten Debatte und forderten zornig gegen die "Akademikerprosa" (Maxim Biller) der "anämischen Tränensäcke" (Matthias Altenburg) eine Orientierung an den Standards der anglo-amerikanischen Literatur. Ein von Andrea Köhler und Rainer Moritz herausgegebener Aufsatzband versammelt nun ausgewählte Einwürfe von Kritikern, Autoren und Lektoren: von Frank Schirrmacher, Reinhard Baumgart, Hubert Winkels über Biller, Altenburg zu Martin Hielscher, Uwe Wittstock und anderen. Biller fordert die Geburt eines neuen Realismus aus dem Geist der Reportage, und Altenburg beschimpft die "Flaneure" unter den Literaten, die die "dirty places" pflichtvergessen meiden. Siegfried Unseld polemisiert als Verleger und, Karl Heinz Bohrer erinnert an einige Kriterien des Fachs. Einige Originalbeiträge, unter anderem von Thomas Hettche, Burkhard Spinnen und Brigitte Kronauer, führen die Debatte fort. ("Maulhelden und Königskinder. Zur Debatte um die deutschsprachige Gegenwartsliteratur". Herausgegegen von Andrea Köhler und Rainer Moritz. Reclam Verlag, Leipzig 1998. 266 S., br., 20,- DM.) F.A.Z.

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