auf den Vorsatzblättern. Dafür ist die Autorin bei den Texten auf der Höhe der Zeit, zumindest ungefähr: Sie hat sich zehn Persönlichkeiten ausgesucht, vom Starkoch bis zum It-Girl, vom Modeschöpfer und Designer Jasper Conran bis zum Beatles-Schneider Edward Sexton, dem Lehrherrn von Stella McCartney, und befragt sie jeweils nach ihren Lieblingsvierteln und Lieblingsadressen. Und so besteht auch dieser neue Cicerone, wie old-fashioned er sich auch gibt, zu einem größeren Teil aus Adressen. Die freilich sind erlesen wie die Buchempfehlungen ("Oliver Twist" und "Sherlock Holmes"), zwischen denen sich das Filmporträt Paul Raymonds, des Immobilien- und Pornokönigs von Soho, schon fast wie gegenwärtig ausnimmt. Dabei ist sein "Swinging London" schon um die zweimal twenty years ago. Das liebevolle, pointierte London-Bild hat neun Kapitel, die fein durch wechselnden Farbschnitt in Terracotta und Salbei gegliedert und vermutlich nach Bedeutung ihrer Viertel für die Kunst des Lebens angeordnet sind: von Notting Hill und Kensington, von Chelsea und von Mayfair im Westen bis zum Szeneviertel East End, gewissermaßen von "traditional" bis "trendy" - daneben aber hat es Lücken, die nicht allesamt mutig zu nennen sind. Dass der Trafalgar Square nicht vorkommt, die Fleet Street nicht, der Tower mit vier Sätzen und die Oxford Street nur beiläufig in einem, wiegt am Ende weniger, als dass hier die Millionenstadt als Ganzes fehlt. Neun große Puzzleteilen liegen reichlich unverbunden da, wenn man entdeckt hat, dass dem schmucken Werk doch vieles fehlt, was sonst dem London-Neuling erste Übersicht verschafft: ein Stadtplan etwa oder ein Register.
mbe
"London" von Marianne von Waldenfels. Erschienen in der Reihe: "Lufthansa City Guide". Callwey Verlag, München 2019. 128 Seiten, zahlreiche Abbildungen, neun Karten. Gebunden. 18 Euro.
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