Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 08.01.2004Linkes Bewußtsein und London
Preiswert heißt nicht billig, aber preiswert heißt in diesem Falle: unter Wert. Denn das bewährte "Reise- und Erlebnisbuch", das in seiner sechsten Auflage mit neuem Autor und Konzept erscheint, ist weit mehr, als der paradoxe Titel verspricht. Die teuerste Hauptstadt Europas ausgerechnet "preiswert"? Das wird sie auch nicht durch die siebenundzwanzig Hotels, die bei Vorlage des Buchs fünf bis zwanzig Prozent Rabatt geben wollen. Nein, das Buch ist eher als ein Tip zum Sparen ein fulminantes Reisebuch mit guten Ratschlägen für London (auch zum Geldausgeben!), von denen selbst der London-Kenner profitiert. Zwischen all die Auskünfte, Geschichtsabrisse, Öffnungszeiten und Preise sind reichlich
Curiosa eingestreut - betreffend Namen, Idiomen, Zahl und Ausstattung der roten Doppeldecker, Gehgeschwindigkeit von Einkäufern wie von Touristen auf der Oxford Street sowie die Antwort auf die Frage, wo man tiefgefrorene Tiger-Exkremente erhält (ausnahmsweise nicht bei Harrod's). Das flott erzählte Buch, mit mäßigen Fotos bebildert, läßt adressatengerecht nicht nur im Geschichtskapitel ein salopp-linkes Bewußtsein erkennen, auf das man aber nicht vergattert werden kann beim Kauf wie der Nutzung dieses Vademecums. Nur den Namen sollte es ändern: Nicht "London preiswert", sondern "London praktisch" muß es heißen.
mbe
"London preiswert" von Wolfgang Klein und Georg Beckmann. Erschienen als Band 2 der Reihe "Preiswert". Verlag interconnections, Freiburg 2004. 370 Seiten, einige Abbildungen und Stadtpläne. Broschiert, 17,90 Euro. ISBN 3-86040-021-5
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