Anspielungen und humorvollen Zweideutigkeiten, und auch beim dritten oder vierten Lesen lassen sich noch immer bislang nicht bemerkte Details entdecken.
In "Das Boot" geht es bewußt um Fortschritt, um Weiterentwicklung und die Folgen - ein Spannungsfeld, in dem sich gegenwärtig der gesamte Rheingau befindet. Ob der Erhalt der Natur oder der wirtschaftlichen Entwicklung Vorrang einzuräumen ist, darauf gibt der Band keine Antwort, aber er hält seine Leser zum Nachdenken an. Apitz und Kunkel gelingt der Spagat zwischen Nachdenklichkeit und Unterhaltung. Sie haben deshalb auch recht, wenn sie einem gelungenen Comic wie "Karl" den Status einer eigenständigen literarischen Gattung zugestanden wissen wollen.
Für den Rheingauer Helden selbst beginnt das neueste Abenteuer an einem Sommertag des Jahres 1788 in den schweißtreibenden Steilhängen des Rheingaus. Daß das Dampfboot mitsamt den damit verbundenen Hoffnungen am Ende untergeht und der technische Fortschritt - zum Glück für den Rheingau - vorerst gestoppt wird, ist nach der Versicherung der Autoren aber nicht als die literarische Botschaft an die Leser gedacht.
OLIVER BOCK
Michael Apitz/Patrick Kunkel: "Karl" Band 11 - "Das Boot", AK-Verlag, Walluf 2002, 48 durchgehend farbige Seiten, 8,60 Euro
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