Seine Bilder sind von frappierender Entschiedenheit in der Wahl ihrer technischen und künstlerischen Mittel. Der Eindruck des vorher nicht Gesehenen verdankt sich vor allem Fischers Gebrauch des Lichts: Dem Gleißen der Sonne setzt er mit souveränem Selbstverständnis grelles Kunstlicht entgegen. Die fahlen Farben, die seine Nachtaufnahmen bestimmen, die Vielfalt der Grautöne, die Lichtpunkte der Augenpaare aus einer Büffelherde oder einem Löwenrudel, geraten ihm zu originären Aussagen. Vor allem aber nehmen die Perspektiven für seine Bilder ein. Die Landschaftsaufnahmen sind von bisweilen geradezu verstörender Raumtiefe, viele der Porträts von Mensch und Tier verdanken sich dem Mut von Blicken aus kürzester Distanz, den man auch tollkühn finden kann. Fischer begreift die Kalahari, das riesige Sandwüstengebiet, das sich über eine Million Quadratkilometer im südlichen Afrika erstreckt, als Lebensraum, der durch Grassteppen, Salzpfannen, Wasserläufe gegliedert ist. Die natürlichen Gegebenheiten bestimmen die Kapitel des prachtvollen Bands. Schade nur, dass die begleitenden Texte über Erlebnisse mit Tieren, die man so oder ähnlich schon oft gelesen hat, die schwindelerregende Ausdruckshöhe der Bilder nicht erreichen.
A.O.
"Kalahari - Wildes Afrika" von Lorenz Andreas Fischer (Fotos) und Judith Burri (Texte). C. J. Bucher Verlag, München 2007. 200 Seiten mit zahlreichen Fotografien. Gebunden, 49,90 Euro.
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