insbesondere auch dann, wenn, was hier ersichtlich der Fall war, der Ablauf der Angebotsfrist bevorstand."
Lässt sich das besser formulieren? Klar, meint der Frankfurter Rechtslehrer Roland Schimmel, der sich schon oft mit dem Thema der Verständlichkeit juristischer Texte auseinandergesetzt hat. In seinem Übungsbuch hilft er Juristen, vom Studenten bis zum Richter, sich einen besseren Schreibstil anzueignen. Das Zitat würde er in fünf einzelne Sätze zerlegen: "Der Beschleunigungsgrundsatz beherrscht das gesamte Vergabeverfahren. Er erlegt dem Bieter auf, erkannte Vergabeverstöße unverzüglich zu rügen (Paragraph 107 Abs. 3 GWB). Dem Rechtsanwalt des Bieters legt er nahe, den Sachverhalt mit oft umfangreichen Unterlagen rasch auf Vergabeverstöße zu prüfen. Rügen muss er umgehend erheben, zumal wenn der Ablauf der Angebotsfrist bevorsteht. Dies war hier ersichtlich der Fall."
Schimmels Buch ist ein Ratgeber und Lehrbuch mit konkreten Beispielen zum Bessermachen. Der Autor wendet sich auch gegen den übermäßigen Gebrauch von Latein und Englisch, Gerichtssprache sei hierzulande Deutsch. Wie wichtig das sei, verstehe leicht, "wer mal ein paar mit russischen Zitaten gewürzte Texte liest." Womöglich wird man bei Lektüre des Buches häufiger schmunzeln. Es ist zwar als Arbeitsbuch angelegt, aber immer wieder unterhaltsam: "Sein Zweck ist schon erfüllt, wenn Sie nach dem Durcharbeiten ein besserer Mensch sind. Von Lächeln hat niemand etwas gesagt." In einer Fußnote wird gewarnt: "Sollte der Zufall es wollen, dass Sie das Buch vor Beginn Ihres Jurastudiums lesen, können Sie fürderhin nicht mehr sagen, Sie hätten nicht gewusst, was auf Sie zukommt."
JOCHEN ZENTHÖFER
Roland Schimmel: Juristendeutsch? Ein Buch voll praktischer Übungen für bessere Texte, UTB Verlag, Paderborn 2020. 198 Seiten. 20 Euro.
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