haben Preise gesammelt und Beraterstatus beim Europarat, der Menschenrechtskommission der UN und der Unesco.
Jetzt hat die Organisation einen Bildband mit "Fotos für die Pressefreiheit" herausgebracht. Unter dem Titel "Traum und Trauma" (ISBN 978-3-937683-12-6, hundert Seiten, achtzig Abbildungen, Broschur, zehn Euro, im Buchhandel oder unter www.reporter-ohne-grenzen.de) sind Reportagen von Fotografen versammelt, die persönliche wie gesellschaftliche Träume und Traumata ins Bild setzen. Jonas Bendiksen zeigt in "Spaceship Junkyard" etwa die Kehrseite des Menschheitstraums von der Eroberung des Weltalls; Sabine Felber inszeniert in "Stadt Träume" flüchtige Begegnungen in der Großstadt, und Alex Webb zeigt in "New York, September 11" den Schock der Anschläge auf das World Trade Center in New York. Die Fotografin Paula Luttringer wiederum beschreibt in "Das Klagen der Mauern" den Schrecken, der "Orten von Gewalt und Folter eingeschrieben ist". Sie schildert etwa das Schicksal der Psychologin Marta Candeloro, die am 7. Juni 1977 in der argentinischen Provinz Neuquen verschleppt und in dem geheimen Internierungslager "La Cueva" ("Die Höhle") gefoltert wurde.
Paula Luttringer wurde unter der argentinischen Militärdiktatur des Generals Videla (1976 bis 1981) selbst fünf Monate in einem geheimen Lager festgehalten. Rund 350 Lager gab es, in denen über die Jahre mindestens 30 000 Menschen "verschwanden". Paula Luttringer überlebte die Internierung, sie floh 1977 nach Uruguay, erst 1992 kehrte sie in ihre Heimat zurück und begann in Buenos Aires Fotografie zu studieren. Für ihr Projekt "El Lamento de los Muros" sprach sie mit fünfzig Frauen, die während der Militärdiktatur ihr Schicksal teilten. Die Fotografin lebt und arbeitet heute in Paris und Buenos Aires.
An die weltweit getöteten Journalisten - 82 im vergangenen Jahr, 24 schon in den ersten Monaten diese Jahres - erinnert Reporter ohne Grenzen heute mit einem Trauerzug in Berlin. "Leider brauchen wir auch heute die ,Reporter ohne Grenzen", die unser Recht auf freie Meinungsäußerung und unabhängige Berichterstattung verteidigen", schreibt der Fotograf Thomas Ruff. Der öffentliche Druck, den diese Organisation "auf die menschenrechtsverletzenden Regierungen" ausübe, habe schon "erstaunlich viel bewirkt". Der Fotoband "Traum und Traumata" zeigt, wogegen es Wirkung zu erzielen gilt.
MICHAEL HANFELD
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