habe, die Idee intensiv zu verbreiten.
Van Dulken, der in seinem Buch 150 "bedeutende oder zumindest interessante" Erfindungen chronologisch vorstellt, versucht sich im Vorwort an der Beschreibung eines typischen Erfinders: Schon die Tätigkeit des Erfindens sei ein rätselhafter Prozeß und nur schwer auf eine einfache Formel zu bringen. Ein Erfinder müsse es schaffen, anders als die meisten anderen Menschen zu denken. Doch es gehöre auch harte Arbeit dazu. So habe Thomas Edison, einer der ergiebigsten amerikanischen Erfinder, recht gehabt, als er sagte, daß Genialität zu einem Prozent auf Inspiration und zu 99 Prozent auf Transpiration beruhe. In den meisten Fällen sei der Weg von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt zudem sehr lang.
Daß van Dulken mit seiner Beschreibung des typischen Erfinders nicht ganz falsch liegt, zeigen die ausgewählten Beispiele. Er wollte nämlich nicht nur die Technik der neuen Produkte beschreiben. Mindestens ebenso wichtig waren ihm die Geschichten, wie es zu den Erfindungen gekommen ist. Dabei sind nicht alle der beschriebenen Geistesblitze wahre Knüller. Bei einigen handelt es sich lediglich um Weiterentwicklungen. Doch das tut der Spannung beim Lesen keinen Abbruch. Daß es in dem Werk vor allem um englische und amerikanische Patente geht, muß man dem Autor nachsehen, hat er sich doch seiner Erfahrungswelt bedient. Bevor er mit der Erfindung eines Telegrafen durch die beiden Engländer William Fothergill Cooke und Charles Wheatstone und ihrem im Juni 1837 gemeinsam angemeldeten Patent den Reigen der unterschiedlichsten Beispiele beginnt, weist er in einem kleinen Exkurs auf die generellen Unterschiede zwischen den Patentphilosophien in den einzelnen Ländern hin: So ist etwa - außer in Amerika - ein entscheidendes Kriterium für die Erteilung eines Patents der Anmeldetag. Wer zu spät abgibt, hat das Nachsehen. In Amerika ist es der Tag der Erfindung, was deutlich schwerer zu belegen ist. Um diesen Nachweis zu erbringen, werden daher Laborbücher geführt und regelmäßig beglaubigt.
Das Inhaltsverzeichnis läßt zwei Jahrhunderte Technikgeschichte Revue passieren. Unmittelbar auf den Telegrafen folgt die Fotografie, dann kommt das Patent eines "Fortbewegungsapparates für die Luft", angemeldet 1843 von dem Engländer William Samuel Henson, und darauf die Nähmaschine. Ein noch wenig brauchbares Gerät hatte sich der Amerikaner Elias Howe 1846 patentieren lassen, der den von ihm realisierten Mechanismus seiner Frau bei der Näharbeit abgeschaut hatte. Bis Howe mit seiner Idee Geld verdiente, vergingen Jahre. Seine Maschine war in der Zwischenzeit vielfach nachgebaut und verkauft worden. Am erfolgreichsten von Isaac Singer, der sich bis 1854 mit Howe um die Patentrechte stritt.
Erfindungen wie die Parkuhr, der Kugelschreiber und die Chipkarte zeigen Produkte, die aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Aber van Dulken macht vor neuesten Entwicklungen nicht halt. Er erzählt auch die Geschichte der programmierbaren Materialien. Das sind Monomerstrukturen, die ihre Form verändern können. Den Schlußpunkt des Buchs setzt das Schaf Dolly. Der Autor verweist dabei auf die Chancen, die man sich vom Klonen erhofft. Er nennt aber auch die Auseinandersetzungen, die in der Öffentlichkeit um dieses Gebiet der Wissenschaft entbrannt sind.
GEORG KÜFFNER
Ideen, die Geschichte machten. Das große Buch der Erfindungen. Von Stephen van Dulken, Artemis & Winkler, Düsseldorf, 288 Seiten, 150 Schwarzweißbilder, 29,90 Euro.
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