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Brankica Becejac
Gebundenes Buch
Ich bin so wenig von hier wie von dort
Leben und Werk. Originalausgabe
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Brankica Bec ejac literarisches Werk berichtet sensibel und analytisch klar von ihrer "Integration" als Tochter jugoslawischer Arbeitsimmigranten. Sie hat sich intensiv gegen jede Form sexistischer und gesellschaftlicher Gewalt gewandt. Als sie vor fünf Jahren von ihrem Mann ermordet wurde, hinterließ sie ein verheißungsvolles schmales Werk.
Produktdetails
- Verlag: Edition Nautilus
- 1., Aufl.
- Seitenzahl: 256
- Erscheinungstermin: August 2006
- Deutsch
- Abmessung: 215mm
- Gewicht: 436g
- ISBN-13: 9783894014926
- ISBN-10: 389401492X
- Artikelnr.: 20846799
Herstellerkennzeichnung
Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Vom Verlust einer erstaunlichen Frau
Ermordet, aber nicht vergessen: Das Leben und Schreiben der Brankica Becejac
Das Werk von Brankica Becejac ist schmal; unverschuldet schmal, denn die 1970 in Jugoslawien geborene Schriftstellerin, die in Hannover aufwuchs, wurde im Juni 2001 ermordet, erschlagen von ihrem Ehemann, der sich danach erhängte. Gerade erst hatte sie als Autorin erste Bestätigungen erfahren: Ihr war für den Herbst jenes Jahres ein Arbeitsaufenthalt in einem Künstlerhaus zugesprochen worden, im Januar war sie in den Genuß eines Stipendiums der Stiftung Kulturfonds gekommen - zur Fertigstellung ihrer Novelle "Die Aufgabe".
Brankica Becejac arbeitete bis zuletzt an diesem Text, und er ist denn
Ermordet, aber nicht vergessen: Das Leben und Schreiben der Brankica Becejac
Das Werk von Brankica Becejac ist schmal; unverschuldet schmal, denn die 1970 in Jugoslawien geborene Schriftstellerin, die in Hannover aufwuchs, wurde im Juni 2001 ermordet, erschlagen von ihrem Ehemann, der sich danach erhängte. Gerade erst hatte sie als Autorin erste Bestätigungen erfahren: Ihr war für den Herbst jenes Jahres ein Arbeitsaufenthalt in einem Künstlerhaus zugesprochen worden, im Januar war sie in den Genuß eines Stipendiums der Stiftung Kulturfonds gekommen - zur Fertigstellung ihrer Novelle "Die Aufgabe".
Brankica Becejac arbeitete bis zuletzt an diesem Text, und er ist denn
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auch ihr umfangreichstes Stück Prosa geworden, vierzig Seiten überaus dichter innerer Monolog eines jungen Mannes, der beschlossen hat, sich umzubringen. Er erinnert sich an sein Leben, an prägende Gewalttaten: Erpressungen unter Schülern, Demütigungen, den Selbstmord eines Nachbarn. Den Eintritt ihres Erzählers aus der familiären Geborgenheit in die Welt schildert Brankica Becejac mit dem Satz: "Mein nie endender Einlauf zum Eintritt in die Gesellschaft nahm seinen Anfang ... Ich kam zu den Menschen, und darauf konnte mich kein anderer vorbereiten."
Das ist der Schlüssel für das Verständnis der Prosa von Brankica Becejac. Sie selbst fühlte sich in Deutschland als Außenseiterin: In der Schule war sie als blonde Ausländerin unter lauter Mittelstandskindern die mißmutig beobachtete Überfliegerin; als Schriftstellerin sah sie sich Mißtrauen bezüglich ihrer Sprachkompetenz ausgesetzt; als Liebhaberin von Männern wie Frauen stieß sie ebenso an die Grenzen des Verständnisses wie mit ihrer Angst vor Übergriffen. Als ihrer Mutter im Bus von einem jungen Mann aus bloßem Ausländerhaß die Hand zertrümmert wurde, schrieb sie - zwei Jahre später! - einen meisterhaften Bericht über diesen Angriff in der Wochenzeitung "Freitag", die ihr zur publizistischen Heimat geworden war, seit sie 1999 von Hannover nach Berlin umgezogen war. Brankica Becejac war auch ein journalistisches Talent, allerdings immer subjektiv bis zur Radikalität.
Sie war nicht geschaffen für den Literaturbetrieb mit seinen banalen Nettig- und Empfindlichkeiten, aber sie pflegte intensive Freundschaften in einem sehr engen Kreis. Mehr als fünf Jahre lang, auch zuletzt noch, lebte sie mit zwei Männern zusammen: ihrem späteren Mann, dem Mörder, den sie in Gesprächen und Briefen ihren Geliebten nennt, und mit ihrem "Bruderfreund", der unrettbar, aber unerhört in sie verliebt war. Als sie von ihrem Mann erschlagen wurde, hatte Brankica Becejac sich ihrerseits gerade in einen Autor und Multimediakünstler verliebt.
Diese beiden und weitere Freunde aus dem kleinen Kreis haben nun ein Buch mit Texten von Brankica Becejac zusammengestellt, dazu mit eigenen Erinnerungen und Briefwechseln. Und so interessant die Prosa der Toten, die sich als Literaturwissenschaftlerin intensiv mit Ingeborg Bachmann und Elfriede Jelinek beschäftigt hat (auch davon gibt es kleine Proben), auch ist, so entsteht das größte Faszinosum doch aus den Texten über sie. Denn man spürt noch nach fünf Jahren die Fassungslosigkeit über den Mord, spürt die unausgesprochenen Vorwürfe - gegen sich selbst oder gegen andere Freunde -, daß man das Verbrechen nicht verhindern konnte, spürt den Schmerz darüber, daß der letzte Angriff auf Brankica Becejac nicht aus der von ihr befürchteten Richtung kam, nicht von Neofaschisten oder Antifeministen, sondern aus der eigenen Welt.
Diese Katastrophe prägt die Stimmen der Zurückgebliebenen. Es sind ehrliche Texte entstanden - ehrlich bis an die Grenze der Zumutung. Unwillkürlich beginnt man als Leser daraus die Umstände jener Tat zu rekonstruieren, um die sich nolens volens alles in diesem Buch dreht. Das hat nichts mit Krimilektüre zu tun, denn es gibt nichts zu klären. Aber es gibt etwas zu lernen über die Grenzen von Verstehen und Intellekt. Und über den Verlust einer, nach allem, was man liest, erstaunlichen Frau.
Brankica Becejac: "Ich bin so wenig von hier wie von dort". Leben und Werk. Edition Nautilus, Hamburg 2006. 253 S., 26 Abb., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das ist der Schlüssel für das Verständnis der Prosa von Brankica Becejac. Sie selbst fühlte sich in Deutschland als Außenseiterin: In der Schule war sie als blonde Ausländerin unter lauter Mittelstandskindern die mißmutig beobachtete Überfliegerin; als Schriftstellerin sah sie sich Mißtrauen bezüglich ihrer Sprachkompetenz ausgesetzt; als Liebhaberin von Männern wie Frauen stieß sie ebenso an die Grenzen des Verständnisses wie mit ihrer Angst vor Übergriffen. Als ihrer Mutter im Bus von einem jungen Mann aus bloßem Ausländerhaß die Hand zertrümmert wurde, schrieb sie - zwei Jahre später! - einen meisterhaften Bericht über diesen Angriff in der Wochenzeitung "Freitag", die ihr zur publizistischen Heimat geworden war, seit sie 1999 von Hannover nach Berlin umgezogen war. Brankica Becejac war auch ein journalistisches Talent, allerdings immer subjektiv bis zur Radikalität.
Sie war nicht geschaffen für den Literaturbetrieb mit seinen banalen Nettig- und Empfindlichkeiten, aber sie pflegte intensive Freundschaften in einem sehr engen Kreis. Mehr als fünf Jahre lang, auch zuletzt noch, lebte sie mit zwei Männern zusammen: ihrem späteren Mann, dem Mörder, den sie in Gesprächen und Briefen ihren Geliebten nennt, und mit ihrem "Bruderfreund", der unrettbar, aber unerhört in sie verliebt war. Als sie von ihrem Mann erschlagen wurde, hatte Brankica Becejac sich ihrerseits gerade in einen Autor und Multimediakünstler verliebt.
Diese beiden und weitere Freunde aus dem kleinen Kreis haben nun ein Buch mit Texten von Brankica Becejac zusammengestellt, dazu mit eigenen Erinnerungen und Briefwechseln. Und so interessant die Prosa der Toten, die sich als Literaturwissenschaftlerin intensiv mit Ingeborg Bachmann und Elfriede Jelinek beschäftigt hat (auch davon gibt es kleine Proben), auch ist, so entsteht das größte Faszinosum doch aus den Texten über sie. Denn man spürt noch nach fünf Jahren die Fassungslosigkeit über den Mord, spürt die unausgesprochenen Vorwürfe - gegen sich selbst oder gegen andere Freunde -, daß man das Verbrechen nicht verhindern konnte, spürt den Schmerz darüber, daß der letzte Angriff auf Brankica Becejac nicht aus der von ihr befürchteten Richtung kam, nicht von Neofaschisten oder Antifeministen, sondern aus der eigenen Welt.
Diese Katastrophe prägt die Stimmen der Zurückgebliebenen. Es sind ehrliche Texte entstanden - ehrlich bis an die Grenze der Zumutung. Unwillkürlich beginnt man als Leser daraus die Umstände jener Tat zu rekonstruieren, um die sich nolens volens alles in diesem Buch dreht. Das hat nichts mit Krimilektüre zu tun, denn es gibt nichts zu klären. Aber es gibt etwas zu lernen über die Grenzen von Verstehen und Intellekt. Und über den Verlust einer, nach allem, was man liest, erstaunlichen Frau.
Brankica Becejac: "Ich bin so wenig von hier wie von dort". Leben und Werk. Edition Nautilus, Hamburg 2006. 253 S., 26 Abb., geb., 19,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Dieses Buch mit den Texten der 2001 von ihrem Mann ermordeten Schriftstellerin Brankica Becejac und Erinnerungen von Freunden und Verwandten, hat Karl-Markus Gauß seltsam berührt und bewegt. Die abgedruckten Essays, Erzählungen, Studien und Gedichte lassen eine Frau hervortreten, die sich in ihrer unvollendeten Diplomarbeit mit dem Tod, in ihrem eigenen schriftstellerischen Schaffen aber mit der Frage nach einem glücklichen, freien und emanzipierten Leben beschäftigt hat, erklärt der Rezensent. Bei den Erinnerungstexten hat ihn der Brief des Vaters, eines einfachen Arbeiters aus dem ehemaligen Jugoslawien, an die getötete Tochter am meisten bewegt, wie er bekennt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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